Freitag, 9. Januar 2009

Hirnforschung und Buddhismus

Wolf Singer, Matthieu Ricard
Hirnforschung und Meditation
- Ein Dialog

Aus dem Englischen von Susanne Warmuth und Wolf Singer
Suhrkamp edition unseld 4, 2008, 133 S., brosch., ISBN 978-3-518-26004-3, Euro 10,00 [D], Euro 10,30 [A], sFr 18.00
Wolf Singer ist einer der weltweit führenden Hirnforscher. Matthieu Ricard war Molekularbiologe, wurde dann buddhistischer Mönch – und Bestsellerautor. Für dieses Buch treten beide in einen Dialog über die Beziehung zwischen Hirnforschung und Bewußtseinstraining. Sie sprechen darüber, welche mentalen Zustände mit meditativen Praktiken herbeigeführt werden sollen, welche neuronalen Vorgänge diesen zugrunde liegen, und sie fragen, ob regelmäßiges Meditieren zu nachweisbaren Veränderungen von Hirnfunktionen führt. Ihr Buch leistet einen wichtigen Beitrag dazu, den Austausch zwischen Naturwissenschaften und den kontemplativen Wissenschaften anzuregen, denn Buddhismus wird hier als eine »Wissenschaft über den Geist« verhandelt und nicht als eine Religion. Ein Thema, das in der Diskussion zentral behandelt wird, sind die Methoden, mit denen der Geist und menschliche Werte trainiert werden können, zum Beispiel Aufmerksamkeit, Altruismus, emotionale Ausgeglichenheit und Glück. Darüber hinaus sprechen Singer und Ricard über die Langzeitwirkungen solchen Trainings. Die Fähigkeit des Gehirns, sich an veränderte Umstände anzupassen, wird meist im Kontext sich verändernder Außenbedingungen untersucht, aber bei der Meditation kommen die Impulse von innen und sollen eine systematische Veränderung der eigenen mentalen Dispositionen bewirken, und folgerichtig wird die Frage gestellt, ob sich zentrale Fragen über die menschliche Natur überhaupt mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen verbinden lassen.
Rezension (Auszug) von Axel Ziemke: "... Auf den ersten Blick könnten die Dialogpartner verschiedener kaum sein: Der eine, Wolf Singer, gehört zu den weltweit führenden Hirnforschern, ist Leiter des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt am Main und außerhalb der „Scientific Community“ besonders mit seinem Versuch zu umstrittenem Ruhm gelangt, die menschliche Handlungsfreiheit und die aus ihr abgeleitete juristische Verantwortlichkeit mit neurobiologischen Argumenten in Frage zu stellen. Der andere, Mathieu Ricard, ist buddhistischer Mönch, Vertrauter und offizieller Übersetzer des Dalai Lama. Besonders in seiner französischen Heimat, aber auch in Deutschland ist er durch seine Bücher über den Buddhismus bekannt geworden. Auf den zweiten Blick findet sich jedoch mehr Gemeinsames. Zunächst ist auch Mathieu Ricard als promovierter Molekularbiologe Wissenschaftler. So nutzt er den Umstand, in den beiden so verschieden anmutenden Welten zuhause zu sein, seit Jahren, um in Zusammenarbeit Hirnforschern und Psychologen den Einfluss von Meditation auf den menschlichen Geist zu untersuchen. Noch wichtiger ist jedoch das beide verbindende Interesse an der Erforschung des menschlichen Geistes, dem der eine mit den Methoden naturwissenschaftlicher Forschung und der andere vornehmlich auf dem Wege buddhistischer Meditationstechniken folgt ..." Zur Rezension - Rezensent Axel Ziemke

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