Freitag, 29. Februar 2008

Morbi-RSA - Das neue Unwort für chronisch kranke Menschen

Bekannt ist, dass chronisch Kranke höhere und dauerhafte Kostenbelastungen im Gesundheitswesen verursachen.
Wer zur Gruppe der chronisch Kranken gehört, wird von "oben herab" per Erlass festgestellt:
Bis zu 80 Erkrankungen wurden in den Katalog aufgenommen. Pech für seltene chronische Erkrankungen, welche dort keine Aufnahme gefunden haben. Für die Betroffenen wird es in Zukunft schwer. Denn ihre Behandlung wird von den Krankenkassen nicht ausreichend vergütet, so dass diese Gruppe auf den Einsatz selbstloser Ärzte und Kliniken hoffen muss.

Aber auch jene, welche dieser Gruppe zugeordnet werden können, werden es nicht leicht haben. Sie werden lediglich anhand der "objektiv", d.h. per Apparatemedizin messbarer Größen dort eingeordnet. Die tatsächliche subjektive Befindlichkeit, die bislang medizinisch unerforschten und nicht diagnostizierbaren Erscheinungsformen des individuell geprägten Krankheitsbildes fallen also durch das Raster.

D.h. was "Arzt" nicht per "Apparate" messen kann, existiert als Krankheit auch nicht......

Sehr deutlich wird hier, dass Medizin "bürokratisiert" und "kategorisiert" wird. Nicht Ärzte dürfen die Erkrankung ihrer Patienten anhand der sonst üblichen Faktoren aus der Anamnese und Diagnostik therapieren, sondern Regelkataloge bestimmen, wie und mit was behandelt werden darf resp. was bezahlt wird.

Dennoch oder vielmehr gerade deswegen steigen die Gesundheitskosten ständig an. Es werden nicht mehr Kranke, sondern nur noch Krankheiten nach Vorgaben behandelt. Aus pädagogisch-psychologischer Sicht würde ich sagen, dass die Medizin zunehmend "entmenschlicht" wird und individuell adäquate Behandlungsformen immer weniger bezahlt werden.

Eigentlich braucht man - wenn Medizin so betrieben wird - kaum mehr Ärzte. Es würde in vielen Bereichen ausreichen, Menschen in der Apparatediagnostik auszubilden und sie dann in der Anwendung der staatlich verordneten Einstufungskriterien zu schulen........Wenn es dann soweit ist, darf man als Patient getrost behaupten, dass sich Ärzte mit der Schaffung ihren entindividualisierten und verallgemeinerten Krankheitskatalogen selbst wegrationalisiert haben....

Weiterführende und detaillierte Informationen zum Thema

Schlecht informierte Patienten werden medizinisch häufiger behandelt....

Jörg Blech Heillose Medizin Fragwürdige Therapien und wie Sie sich davor schützen können
S. Fischer Verlag, 17,90€
als Fischer Taschenbuch 8,95€
ISBN 978-3-10-004413-6
Leseprobe incl. Inhaltsverzeichnis
http://www.fischerverlage.de/sixcms/media.php/308/LP_3-10-004413-4.pdf(Neues Fenster)" target="_blank"



Dieses Buch habe ich geschenkt bekommen und in einem Zuge gelesen. Wer weiter an "Götter in Weiß" und an unbeschränkte Möglichkeiten der "Heilkunst" glauben möchte, sollte das Buch allerdings nicht lesen. Denn der Leser wird vieler Illusionen beraubt und bleibt ernüchtert und kritisch fragend zurück. Er wird zukünftig vieles hinterfragen, was ihm Ärzte an Behandlungen und Therapien empfehlen......

Besonders ernüchternd sind die von Jörg Blech berichteten Umfragen bei Ärzten: Viele Ärzte würden sich selbst nicht entsprechend ihrer eigenen Empfehlungen behandeln lassen ! Die müssen es ja wissen.....

Nicht nur ernüchternd, sondern auch erschreckend ist, dass nach wie vor - insbesondere in der Chirurgie fleißig am "menschlichen Objekt" herumexperimentiert wird, ohne dass sich darüber die betroffenen Patienten im Klaren sind.

Jörg Blech deckt zahllose Missstände auf und belegt diese mit harten! Fakten. Er hat sauber recherchiert und liefert dem Leser für fast alle seiner Feststellungen entsprechende Studien und Belege. Das Buch bietet einen Blick hinter die Kulissen unseres Gesundheitswesens und mancher Leser wird sich nach der Lektüre überlegen, ob diese oder jene Behandlung, dieser oder jene Arztbesuch überhaupt sinnvoll und notwendig ist.

Insofern dürften Leser dieses Buches indirekt zur Kostensenkung im Gesundheitswesen beitragen ;-))
Das Buch macht sich quasi von alleine bezahlt, da angesichts der neuen Informationen der Leser auf einige sinnlos gewordene "medizinisch" orientierte Investitionen und Zuzahlungen verzichten wird.....

Donnerstag, 28. Februar 2008

Wüstenväter als Therapeuten seelische Krankheiten

Daniel Hell
Die Sprache der Seele verstehen - Die Wüstenväter als Therapeuten

HERDER spektrum. 1. Aufl. 2007, 160 S., kt., ISBN 978-3-451-05910-0, €[D] 8.00 / sFR 15.20
Die ersten Mönche des Christentums, die Wüstenväter, führten ein hartes Einsiedlerleben in den arabischen Wüsten, vor allem aber in Ägypten. Kein Besitz und keine andere Abhängigkeit sollte sie hindern, ihre Seele ganz auf Gott auszurichten. Diese Wüstenväter und -mütter waren allerdings vorerst keine sehr heiligen Menschen, sondern ein buntes Volk von Bekehrten mit ganz unterschiedlichem Hintergrund. Unter ihnen gab es zum Beispiel einen bekehrten Räuberhauptmann; ein anderer floh in die Wüste, um sich vor Frauen und Bischöfen zu retten.

Gemeinsam war ihnen, dass sie mit Persönlichkeitsstörungen aller Art kämpften. Viele litten unter depressiven Störungen. Ihr Leiden hinderte sie aber nicht daran, sich diesen Störungen zu stellen. Und dieser Kampf war noch schwieriger als der Kampf um das körperliche Überleben in der Wüste, wie Psychiatrieprofessor Hell erklärte. Doch später wurden sie zu Beratern und Therapeuten vieler Menschen, die sie in der Wüste aufsuchten ...

Die Wüstenväter als Therapeuten (livenet.de)

Die Seele zwischen Natur- und Geisteswissenschaft
Vortrag von Daniel Hell (pdf, 11 Seiten)

Weitere Bücher desselben Autors:

Daniel Hell
Seelenhunger - Der fühlende Mensch und die Wissenschaften vom Leben
Verlag Hans Huber 2003. 278 S., 8 Abb., Kt., ISBN 978-3-456-83983-7, EURO 22.95 / CHF 39.80
TB: Herder Verlag, 256 S., kt., ISBN 978-3-451-05826-4, €[D] 9.90 / sFR 18.80
"Wie das Buch den "Homo sentiens" neu im Patienten zu entdecken versucht, so auch im Wissenschaftler den Arzt, der mit seinen Mitteln jenen Hunger zu stillen versucht, von dem der Titel spricht." Ludger Lütkehaus in der "Neuen Zürcher Zeitung"

Die neurowissenschaftliche Revolution stellt die psychiatrisch-psychologische Heilkunde vor einige Fragen. Der bekannte Zürcher Psychiater und Klinikdirektor stellt sich dieser Herausforderung. Er zeigt die historischen Entwicklungen des Seelenverständnisses auf und entwickelt ein spätmodernes Konzept, das die neurowissenschaftlichen Grundlagen berücksichtigt, ohne das seelische Erleben auf eine bloße Außensicht zu reduzieren. Auch wenn das seelische Erleben gerade nicht verdinglicht werden kann, ist es für das Verständnis moderner psychiatrischer Krankheitsbilder wie Depressionen und Angststörungen entscheidend wichtig. Je mehr sich eine wissenschaftliche Auffassung vom seelischen Erleben entfernt, desto mehr ist in der Öffentlichkeit und bei psychisch Kranken ein eigentlicher Hunger nach Seelischem zu finden. Diesem Seelenhunger geht das Buch nach und liefert Ansatzpunkte für eine erlebensorientierte Heilkunde. Für die zweite Auflage wurde das Buch überarbeitet und an manchen Stellen aufgrund erster Reaktionen von Lesern präzisiert.

Interview zum Buch mit dem Autor (unipublic Zürich)

Daniel Hell
Depression - Was stimmt? Die wichtigsten Antworten
HERDER spektrum, 1. Aufl. 2007, Format: 12.0 x 19.0 cm, 128 Seiten, Kartoniert, ISBN 978-3-451-05817-2, €[D] 7.90 / sFR 15.00
Wird man eine Depression vollständig wieder los? Welche Rolle spielt die Vererbung? Ist Burnout die Vorstufe einer Depression? Die Krankheit hat viele Gesichter; die Informationen über sie sind oft widersprüchlich. Daniel Hell stellt klar, was stimmt - über Ursachen, Verlauf, Therapie und Prophylaxe.

Buchvorstellung

Empfohlen auch von der NZZ

Daniel Hell, geboren 1944, ist Professor für Klinische Psychiatrie und Direktor an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt auf der Erforschung und Behandlung von Depressionen. (Mehr zum Autor)

Diabetes ganzheitlich behandeln - ein Buchtipp

Stefan Gölz, Matthias Girke
Diabetes Mellitus Verstehen - vorbeugen - ganzheitlich behandeln


Reihe Krankheit und Gesundheit, Band 16, Gesundheitspflege initiativ 2005, Paperback, 160 Seiten, ISBN: 3932161483, 16.00 EUR


Kaum eine Erkrankung wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mehr an nationaler und internationaler Bedeutung gewinnen wie die Diagnose „Diabetes mellitus“. Es gibt Schätzungen, wonach im Jahr 2000 jeder achte Deutsche an einer „Zuckerkrankheit“ leiden wird ...

Aus der Vorbemerkung: ... Hier soll gezeigt werden, dass "schulmedizinisches" Denken mit dem Anspruch der individuellen, "ganzheitlichen" Behandlung möglich ist, dass komplementäre Behandlungsansätze auch unsere therapeutische Weite vergrößern können. Stellvertretend wird am Ende des Buchs Herr Dr. Girke, ärztlicher Leiter am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin, Behandlungsansätze aus dem Bereich der anthroposophischen Medizin darlegen ... Dieses Büchlein soll einen Überblick bieten, soll Zusammenhänge erläutern und soll auch Verständnis wecken für gewachsene Strukturen, es kann und soll kein Lehrbuch sein, soll aber Interessierten Zugang zu fundierter Information bieten.

Kopfläuse: Nicht der Name, sondern der >Inhalt< ist entscheidend!

Wenn es um das liebe Geld geht, dann ist jedes Mittel recht:
Die Lübebecker Firma, welche "Goldgeist forte" herstellt wehrt sich gegen das Anliegen der Firma Wolf, ihr preiswerteres und weniger gesundheitsschädliches "Anti-Läusemittel" möglichst schnell auf den Markt zu bringen, indem man nun sich um das Wort - ja Sie/Du lesen/liest richtig- streitet. Denn so die Eduard Gerlach GmbH in Lübbecke, auch das Mittelchen der Firma Wolf sei ja ein Insektizid, da es die Läuse auf dem Kopf abtötet.

Hier werden Verbraucher für dumm verkauft:
Denn nicht der Name, sondern der Inhalt ist entscheidend. Der Name Insektizid sagt aus, dass es "gegen" Insekten wirkt, aber nicht ob etwas giftig oder weniger giftig oder gar unschädlich ist. Wenn ich eine Fliege mit kochendem Wasser abtöte - ja dann wurde mein Wasser zum Insektizid ;-))

Was die Firma Gerlach jedoch nicht konnte:
Mit ihrer Wortklauberei ist es ihr nicht gelungen vom eigentlichen Thema abzulenken: nämlich, dass in Goldgeist forte ein Nervengift enthalten ist und dieses auch über die Kopfhaut der Kinder vom Körper bei jeder Anwendung aufgenommen wird.

Und offenbar scheint das Produkt der Firma Wolff Arzneimittel GmbH kein Gift zu enthalten, sonst wäre anstatt einer etwas kopflosen Wortklauberei eine Diskussion um Inhaltsstoffe entfacht worden ;-))

Dienstag, 26. Februar 2008

Lieber teures Gift, als harmlose Flüssigkeit auf dem "Läusekopf" unserer Kinder!

Oh ja, Du liest/Sie lesen hier ganz richtig. Das Nervengift der Chrysantheme wird tagtäglich auf die Köpfe der Kinder geschmiert und von der Krankenkasse "subventioniert" Ob das Gift über die Kopfhaut aufgenommen wird? Wie hoch die aufgenommene Dosis des Giftes ist?
Darauf gibt es bislang keine Antwort..... Aber den Läusen auf dem Kopf bereitet das Nervengift und Insektizid ein Ende.....oder auch nicht....diese kleinen Tierchen entwickeln zunehmend Resistenzen...

Die harmlosere Alternative hingegen....Etopril ist auch noch preiswerter......

wurde aber bislang nicht auf die sogenannte "Entwesungsliste" gesetzt. Dort müsste nämlich das Mittelchen stehen, wenn Eltern es gegen die Läuse auf den Köpfen ihrer Kinder einsetzen wollten. Der Gesetzesdschungel der Pharmawirtschaft macht das möglich.....

Denn Etopril wird nicht von einem einflussreichen Pharmariesen produziert, das kleine mittelständische Bielefelder Unternehmen Wolff Arzneimittel stellt es her und stolpert über die "Zulassungsbürokratie", welche damit auch vielen Kinder weiterhin unnötig Schaden zufügt.

Offene Gewalt wird schnell angeprangert, wenn es aber um subtile Gewalt gegen unsere Kinder geht (siehe Beitrag vorher mit den Insulinanalogica) und hier mit Nervengift auf dem Kopf - trotz vorhandener harmloser Alternativen - dann bewegt sich nichts........

Montag, 25. Februar 2008

Sparen bis der Arzt kommt: BGA und "betriebswirtschaftlich" berechnete Gesundheit

Unser Gesundheitssystem wird - dank unseriöser Sparmaßnahmen - zunehmend demontiert. Welche Folgekosten und Folgeleiden durch vorübergehende Einsparungen ausgelöst werden, bleiben unberücksichtigt. Ja es gibt sie bereits: Patienten 1. Klasse und gesetzlich versicherte Patienten 2. Klasse.

Die chronisch Kranken trifft es doppelt schwer. Die chronisch kranken Kinder noch weit mehr:

Nun sollen auch für Kinder die kurzwirksamen Insulinanalogica gestrichen werden. Was das beutet können Sie dem Bericht entnehmen, welcher auf den Seiten der Diabetes-Kids zu finden ist:
http://www.diabetes-kids.de/artikel/essen-wenn-man-will-ein-artikel-in-der-ostthueringer-zeitung.html

Eine komplizierte und noch wenig erforschte Auto-Immunkrankeit war der Auslöser. Aggressive Viren und Gene scheinen dabei mögliche Ursachen zu sein. Diagnose im Juni 2005 für Lilly: Diabetes Typ 1.

Das hat Konsequenzen. Tägliche. Denn das unverzichtbare Insulin kann nicht mehr selbst produziert sondern muss von außen zugeführt werden. Anfangs geschah dies per Spritze. Sechs bis acht Mal täglich.

Die Nadelstiche bescherten der inzwischen Elfjährigen an den dafür geeigneten Körperzonen recht schnell einen wahren Einstich-Teppich. Grün-blau-gelb. Das Gewebe verhärtete.

Dieser unerträgliche Zustand endete, als Lilly eine Pumpe erhielt. Ein Nadel-Piekser aller drei Tage reichte nun aus. Dieses Pump-Gerät gibt aller drei Minuten einen Sprühstoß ab. Das muss man allerdings exakt auf die jeweilige Körpersituation einstellen. Und die ändert sich jeden Tag. Wenn man wächst, braucht man mehr Insulin, wenn man sich aufregt ebenso. Bei Sport braucht man weniger...

Entscheidend ist aber, dass ein schnell wirkendes Insulin-Präparat verwendet wird.

Vorher musste man sehr planvoll mit den Mahlzeiten umgehen und faktisch zwei Stunden vor jedem Essen die Dosis zuführen.

"Denn das sonst übliche Insulin wirkt zeitversetzt. Man muss also vorausschauend wissen, wann man genau wieviel essen will. Genau das ist aber doch bei Kindern sehr schwer. Denn der Appetit wechselt sehr schnell. Man hat also beispielsweise viel Insulin gespritzt, isst dann aber doch wenig. Hat man spontan Lust auf ein Eis, muss man dies eigentlich schon eine Stunde vorher wissen und sich dementsprechend eine Spritze setzen", erklärt dazu Alexandra Busch.

Alles dies war dank des neuartigen synthetischen Insulins nicht mehr nötig. Denn man kann spontan und frei entscheiden, wann man etwas essen möchte. So wieder jeder Mensch.

"Auch wenn manche Gutachter meinen, dass dieses schnell wirkende Insulin keinen Vorteil gegenüber dem bisherigen hat, sind wir da völlig anderer Meinung. Gerade für Kinder ist es wichtig, flexibel zu sein. Die ganze Individualität wird unserem Kind und damit der ganzen Familie genommen, wenn tatsächlich diese Insulin-Art nicht mehr über die Krankenkasse verordnet und abgerechnet werden sollte. Kaufen - dies kann sich niemand leisten", beklagt Alexandra die heraufziehende bedrohliche Situation.

Es wäre also ein deutlicher Einschnitt in die Lebensqualität, wenn das schnell wirkende Analog-Insulin wegfällt.

Weiterführende Links zum Thema gibt es hier
http://www.diabetes-kids.de/proanalogon/index.php

Besonders erschütternd ist, dass vorher gemachte, politische Zusagen ignoriert werden. Politiker haben ja im Zweifelsfalle genügend Geld um dank privater Krankenversicherung ihre eigene Gesundheit mit optimaler Fürsorge abzusichern, jetzt und auch als Rentner mit ihrer staatlich gesicherten Höchstrente......

Sofern es Ihnen möglich ist, unterstützen Sie die Betroffenen indem Sie an den Protestveranstaltungen teilnehmen - denn der / die Nächste, wo gespart wird, könnten Sie selbst sein:

Diabetes-Kids Wichtige Sondermeldung (Februar 2008)
Hallo liebe Diabetes-Kids, Teens, Eltern und Freunde,
wie befürchtet, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) am 21.2.2008 beschlossen, die Verordnungsfähigkeit (und damit Erstattungsfähigkeit) von kurzwirksamen Insulinanaloga (Novorapid, Humalog, Apidra) einzuschränken.

Um die notwendige endgültige Zustimmung der Politik zu diesem Beschluss und dessen Inkrafttreten zu verhindern rufen wir am Donnerstag den 13.3.2008 ab 10:00 Uhr zur großen Versammlung und zum Protestmarsch in Berlin auf. Wir bitten um euer zahlreiches Erscheinen. Der Beschluss der GBA lautet, das kurzwirksame Analoginsuline für Patienten mit Diabetes Typ-1 nicht mehr verordnungsfähig sind, solange sie mit Mehrkosten im Vergleich zu kurzwirksamen Humaninsulin verbunden sind (Rabattverträge gibt es zwar für Typ 2 Diabetiker, werden aber nach unseren Informationen für Menschen mit Typ 1 Diabetes nicht vereinbart).

Unter http://www.diabetes-kids.de/protestmarsch.html findet ihr detailierte Informationen zu dieser Veranstaltung.

Bitte unterstützt auch unsere öffentliche Petition zu diesem Thema als Mitzeicher, wenn ihr das nicht schon getan habt. Bisher haben sich dort schon ca. 2600 Menschen eingetragen.

Weitere Informationen zu diesem Thema in unserem monatlichen Newsletter und auf www.diabetes-kids.de

Vielen Dank im Voraus für Eure Unterstützung zum Wohle unserer Kinder.
Michael Bertsch
Diabetes-Kids.de


Weiterführende Links zum Thema gibt es hier
http://www.diabetes-kids.de/proanalogon/index.php

Sonntag, 24. Februar 2008

Ärztearmut und Ärztemangel dank Gesundheitsreformen - hausgemacht

Im Assistenzarztblog gibt es heute eine Mitteilung, wie ein Arzt trotz Überstunden in Deutschland kaum "überleben" kann und voraussichtlich Patienten trotz hoher Krankenkassenbeiträge bald nicht mehr versorgt werden können:

Wie macht man sich einen Ärztemangel?

Donnerstag, 21. Februar 2008

Der verschwiegene Notstand: Kliniken erleiden Qualitätsverlust

Wer im Internet eine Recherche zu diesem Thema startet, wird - angesichts der sonstigen Informationsvielfalt - ziemlich enttäuscht. Heute steht in unserer Zeitung (Neue Westfälische): "Kliniken in NRW droht Qualitätsverlust" - Krankenhausgesellschaft fordert Beteiligung an der Gesundheitspolitik.

D
as Problem:

Die Budgetierung im Gesundheitswesen, welche seit 2006 noch einmal forciert worden ist, führte zur finanziellen Unterversorgung in Kliniken. Dabei stiegen die Personalkosten (bei den Ärzten). Nun werden voraussichtlich, d.h. auch zu Recht, die Kosten für das Pflegepersonal steigen.

Das Schweigen:
Was "Normalbürger" nicht weiß ist, dass bedingt durch Einsparungen im Personalbereich (es arbeiten kontinuierlich weniger Ärzte und Pflegepersonal in Krankenhäusern) bereits seit einigen Jahren ein deutlicher Rückgang der Versorgungsqualität in Kliniken zu verzeichnen ist: Ärzte wandern zunehmend ins Ausland ab und stehen dann unseren Kliniken nicht mehr zur Verfügung, d.h. fehlende Ärzte sind also eher ein Nachwuchsproblem.
Beim Pflegepersonal liegt der Fall anders: es gibt auf dem Markt durchaus KrankenpflegerInnen, welche aus Geldmangel von den Kliniken nicht eingestellt werden können....

Der Alltag für die Krankenhausbeschäftigten:
Immer mehr Tätigkeiten müssen in immer kürzerer Zeit erledigt werden, so dass das Pflegepersonal und die zu geringe Ärzteschaft die Patienten mehr oder weniger nur noch "abfertigen" können. Für Aufklärungs- und andere Gespräche ist keine (kaum) Zeit. Das Personal ist gestresst, überarbeitet und ausgebrannt. In Erkältungsmonaten führen dann Erkrankungen des Personals zu unverantwortlichen und patientengefährdenden Engpässen. Wobei generell die Erkrankungen des Personals, aufgrund der extremen Belastungen, ständig zunehmen. Um all das zu kompensieren, ist das Personal immer weniger in der Lage den Patienten als Mensch zu sehen. Und die Fehlerquote und damit die Gefährdung der Patienten nimmt ständig zu.......

Der Alltag für die Patienten:
Wer nicht in der Lage ist zu überprüfen, ob er tatsächlich die richtigen Medikamente bekommt, sollte einen Angehörigen damit beauftragen.......denn hier passieren immer mehr Fehler. Aber auch woanders - ohne dass man hierfür das Personal kaum noch verantwortlich machen kann:

Denn es ist wissenschaftlich hinreichend belegt, dass überforderte, überarbeitete und gestresste Menschen grundsätzlich mehr Fehler machen. Die Konzentrationsfähigkeit sinkt, je höher die Stressbelastung ist.....in Kliniken also eine große Gefahr. In der Regel ist sich das Personal dieses Problems absolut bewusst, aber ohne Stressreduktion lassen sich die Zustände eben auch nicht ändern...Warum bei Fluglotsen Ruhezeiten streng beachtet werden müssen und Ärzte immer noch überlange Marathondienste leisten müssen,weiß keiner ...


Patienten, insbesondere chronisch Kranke, welche sowieso häufiger stationäre Aufenthalte in Kauf nehmen müssen, leiden unter der bestehenden Situation besonders. Selten werden sie gefragt, wie es ihnen geht. Das überforderte Personal erkennt aufgrund seiner Überforderung und der damit verbundenen Abstumpfung Zustandsveränderungenn der Patienten immer weniger. Die "Einweisung in ein Krankenhaus zur Beobachtung" wird zur reinen Farce. Wenn keine medizinische Versorgung zu diesem Zeitpunkt notwendig ist, ist in diesen Zeiten die "Beobachtung zu Hause" viel verantwortungsvoller und oft auch schneller. Denn dann landet man im Notfall direkt beim Notarzt, während der einzige bereitschaftsdienshabende Arzt wegen eines anderen Notfallsoft nicht abkömmlich ist, bzw. die Nachtschwester so beschäftigt ist, dass der Patientenruf ins Leere gehen kann oder erst sehr spät darauf reagiert wird......was eben manchmal auch "zu spät" sein kann..........

Noch wird so getan, als sei alles soweit in Ordnung........

Link zum Kliniksterben:
http://www.kliniksterben.de/friedhof/2006_09.html
Ich freue mich über weitere Links und Erfahrungsberichte (auch längere Berichte) von betroffenen Ärzten, Pflegepersonal und Patienten. Wir sitzen ja alle in einem Boot!!

Samstag, 16. Februar 2008

Das ewige Leid mit den Polypen (Nasenpolypen in Medizinersprache "polyposis nasis")

Polypen dieser Art ist eine weit verbreitete "Spezies" und 10 Ärzte haben hierzu 11 Meinungen. Universitäre Forschungsergebnisse scheinen so dünn, dass diese nicht einmal über eine kurze dpa-Nachricht den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben. Auch "ältere" Ergebnisse sind nicht öffentlich zugänglich(hier)! Aber Polypen gehen eigentlich viele etwas an......

Wie wir gerade im Blog "
Was sind "gute" Wissenschaftsblogs"
diskutieren, bezahlt der Steuerzahler für die Forschung an den Universitätskliniken, aber diese Forschungsergebnisse werden "nur" gegen Bares veröffentlicht und dem Steuerzahler damit vorenthalten.


Was sind Polypen bzw. wodurch werden Polypen verursacht?

Man weiß zwar, dass Nasenpolypen gutartige Gewebewucherungen in der Nasenschleimhaut sind, die die Nasenatmung behindern können. Ihre Verursachung ist noch nicht bekannt.

So gibt es verschiedene (unbewiesene) Annahmen, welche auf der Webseite: http://www.nasenpolypen.ch/ in der Rubrik "Ursachen" vorgestellt werden (Zitat):

  • 1) Schmerzmittelunverträglichkeit (Analgetikaintoleranz), z.B. Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin). s. Link Nr. 2.6
  • 2) Nahrungsmittelunverträglichkeit, z.B. Kuhmilchprodukte. s. Bericht 1
  • 3) (Nahrungsmittel)allergien, z.B. Alkohol, Heuschnupfen. (ev. veraltete Theorie, je nach Quelle)
  • 4) Pseudo-allergische Reaktionen, z.B. durch Nahrungsmittelinhaltsstoffe (Additiva), z.B. Farbstoffe. s. Link Nr. 2.1, 2.5, 2.6
  • 5) Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF) = erblich bedingte Stoffwechselstörung, gekennzeichnet durch Bildung eines sehr zähen Schleimes, welcher zu Komplikationen im Bereich der Atemwege, der Lunge und des Verdauungstraktes führt.(2) s. Link Nr. 2.2
  • 6) Chronische Rhinosinusitis = entzündliche Erkrankung (durch Infektionen von Viren, Bakterien, Pilzen verursacht), welche die Schleimhäute der Nasenhaupthöhle und der Nasennebenhöhlen sowie den umgebenden Knochen betrifft.(3)
    s. Link Nr. 2.3, 2.4
  • 7) Ferner weitere mögliche Ursachen: s. Link Nr. 1.1 (Abschnitt Ursachen von Polypen)
Leider funktionieren einige der dort angegebenen Links nicht (mehr)

Was lässt sich hieraus schlussfolgern?
Es werden alle möglichen Ursachen in Betracht gezogen und aus diesem Grunde - je nachdem welcher Verursachungsannahme man folgt - werden auch unterschiedliche Therapien vorgeschlagen.
Eine eher allgemeingültige - jedoch wenig erklärende Verursachungsannahme ist die, dass Polypen sich unter verschiedenen Umständen bilden können, bei denen eine längerfristige Schleimhautreizung der Nase besteht..... D.h. alles was die Schleimhäute reizen kann z.B. Schnupfen, Staub, Allergene, Entzündungen kann zur Entstehung von Polypen führen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Asthmatiker irgendwann auch unter Nasenpolypen leidet ist somit groß, sofern seine Neigung zur Entzündung der (Bronchial-) Schleimhäute auch andere Schleimhäute, d.h. Nasenschleimhäute betrifft. Je länger die Entzündungen andauern, desto eher die Wahrscheinlichkeit....

Was tun?
Viele Ärzte schlagen vor, die Polypen operativ zu entfernen. Ehrliche Ärzte weisen darauf hin, dass Polypen auch bald wieder nachwachsen können und eine erneute OP notwendig wird. Ist dann eine OP eine oder keine Lösung? Diese Forumseinträge stimmen nachdenklich: http://www.med1.de/Forum/HNO/1947/1/

Und wenn man dort im Forum zu einer neuen Therapie, welche auf einer der oben genannten Verursachungsannahmen basiert liest: http://www.med1.de/Forum/HNO/140946/
dann scheint -zumindest für den dort berichteten Fall - der Versuch fehlgeschlagen zu sein und der Patient nun neben seinen Polypen auch noch unter seinen verstärkten Asthmasymptomen zu leiden.

Wie weiter?
Bei meiner Recherche habe ich keine Behandlungsform gefunden - außer jenen im Forum (Therapie mit Cortisonnasenspray und Kochsalzspülungen) - welche längerfristig gute Ergebnisse bringt.

Wäre ich selbst betroffen: Wenn ich mir so die einzelnen Berichte zu den Polypen-OP's durchlese, dann scheinen die Patienten danach noch ganz schön zu leiden, ganz zu schweigen von Risikopatienten wie Asthmatiker, für welche eine OP immer gefährlicher ist. Wenn ich so bedenke, dass ja in den meisten Fällen die Polypen wieder "nachwachsen", dann erscheint eine OP unnötig riskant für die Ergebnisse, welche sie wirklich bringen kann.

Im Beitrag "ARD-Buffet" wird ebenfalls noch gut verständlich erklärt, was Nasenpolypen sind und ähnliche Empfehlungen gegeben, wie sie oben im Forum zu lesen waren.

FAZIT:
Manche Erkrankungen scheinen mit einfachen Mitteln (Cortisonnasenspray und Kochsalzspülungen der Nase) behandelt, genau so viel Erfolg zu haben, wie konventionelle - von Medizinern empfohlene Behandlungen (OP u.a.). Solange so wenig Ergebnisse und Belege für eine erfolgreiche Behandlung vorliegen, ist es dem Einzelnen überlassen, ob er radikale Methoden (OP) oder weniger radikale auswählt. .....

Da dieser Beitrag über Recherchen entstanden ist und ich kein medizinisches Studium absolviert habe, würde ich mich über Widersprüche oder Zustimmung bzw. vertiefende Kommentare von engagierten Ärzten sehr freuen.


Montag, 11. Februar 2008

Das Hartz IV-Tages-Menü von Thilo Sarrazin - ungesund und für Kinderernährung nicht geeignet

Manchmal kann man es nicht fassen, wie zynisch gut verdienende und gut ernährte Politiker den Ärmsten vorrechnen, wie sie sich angeblich für 4,25 Euro am Tag preiswert und zugleich "gesund" ernähren könnten....Info: hier

Wer genau hinschaut, der bekommt bei der Frage ob diese Ernährung gesund sei, so seine Probleme:

1. Anteil an frischem Obst und Gemüse:
Laut aktuellen Studien soll eine gesunde Ernährung etwa aus einem Drittel Obst und Gemüse bestehen. Dafür schlägt Sarrazin vor??:
Tag 1: 1 Apfel, 1/2 Gurke
Tag 2: 1 Banane
Tag 3: 1 Mandarine, 1 Banane, 2 Tomaten


2. Anteil an gekochtem Gemüse und mit Zusatzstoffen* versehenen Fertiggerichten (für Kleinkinder und Allergiker eher ungeeignet*!):
Tag 1: 200g Fertig-Kartoffelsalat*
Tag 2: 1 Möhre (für 5 Cent??????) 1/2 Kohlrabi, 100g Kartoffeln, 1 Porreestange, 100g Fertig-Krautsalat*
Tag 3: 1 Portion Fertig-Kartoffelbrei* und 150 g Sauerkraut aus der Dose*


3. Eiweißhaltige Nahrungsmittel:
Tag 1: 100g Hack + 130g Leberkäse, 1 Joghurt
Tag2: 0,25 l Milch, 80 g Rindfleisch, 2 Sch.Käse, 1 Sch. Bierschinken
Tag 3: 2 Sch. Wurst, 1 Sch. Käse, 1 Bratwurst, 100g Kräuterquark, 1 Sch. Schinken


Ich hoffe sehr, dass sich noch seriöse Ernährungswissenschaftler finden, welche diesen Ernährungsplan etwas detaillierter analysieren !

Meine Kritik:
1. Zu wenig Calciumlieferanten
Meines Erachtens dürften hier zu wenig Calciumlieferanten dabei sein. Gerade für Kinder im Wachstum und Schwangere also eine Mangelernährung.

2. Zu wenig Obst und Gemüse
Und wenn der Rohkostanteil so gering ist, wie unter frischem Obst und Gemüse beschrieben, dann macht mir keiner klar, dass dies einer gesunden Ernährung entsprechen soll.

3. Wenig hochwertige Eiweiße und Fette
Bezüglich der Eiweißlieferanten ist zu bemängeln, dass hier nur tierische Eiweiße empfohlen werden, keine frischen Salate dabei sind und nur Fette mit gesättigten Fettsäuren verwendet werden. Eben ziemlich ungesund ;-))

4. Zu hoher Salzgehalt, insbesondere für Kleinkinder
Bekannt ist, dass gerade Fertiggerichte, neben allerigeauslösenden Zusatzstoffen auch zuviel Salz enthalten. Es bleibt offen, wie hier Kleinkinder angemessen und salzarm ernährt werden sollen. So jedenfalls nicht.

5. Für Kleinkinder und Kinder im Wachstum ungeeignete Ernährungsvorschläge
Ist diese Ernährung für Kleinkinder und Kinder im Wachstum ausgewogen ? Ein klares "nein"! Ansich hat Thilo Sarrazin mit seinem Beispiel gezeigt, dass eine Hartz IV-Ernährung keinesfalls gesund sein kann. Auch wenn Ernährungsexperte Dr. Thomas Ellrott im Großen und Ganzen diese Ernährung für angemessen hält??? Außerdem dürfte es deutlich teurer werden, wenn man eine gesunde Ernährung für Kleinkinder und Kinder in Wachstumsphasen zusammen stellen würde.

Was bleibt: Der erschreckende Zynismus, wie hier den Ärmsten vorgegaukelt wird, man könne sich mit dem Satz auch gesund ernähren. Hier sollten echte Experten eine ausführliche Analyse vornehmen. Wo Sarrazin eine Möhre für 5 Cent herbekommt, bleibt mir dabei ein Rätsel.......

Leider fehlt in dieser Darstellung, dass Hartz IV-Eltern auch noch Pausenbrote, Schulausflüge, Schulmaterialien, Schulbücher, Mietergänzungszahlungen (wenn "passende" Wohnungen auf dem Markt nicht zu haben sind) etc. etc. von den Hartz I-Sätzen finanzieren müssen, so dass in den Familien real keine 4,25 Euro/Person für die Ernährung übrig bleiben.....

Sonntag, 10. Februar 2008

Die Situation der ambulanten ärztlichen Versorgung

Die einst goldenen Zeiten für Ärzte und Patienten sind vorbei:

Sie erinnern sich noch: Ärzte bekamen ihre Leistungen bezahlt und Kranke wurden mit dem versorgt, was medizinisch auch notwendig war. Heute ist nicht die Diagnose für die Behandlung entscheidend, sondern das “staatlich verordnete Budget”

Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten in einem Versicherungsunternehmen und machen ihre Arbeit besonders gründlich und leisten Überstunden ohne Ende. Sie wickeln die Versicherungsfälle genau nach Vorschrift (vertragliche Vereinbarungen) ab. Dies haben Sie auch ursprünglich durch die Vereinbarungen in Ihrem Arbeitsvertrag bestätigt.
Erst ein halbes Jahr später erfahren Sie, dass Ihre Überstunden nicht bezahlt werden, weil das Überstundenbudget bereits ausgeschöpft worden ist. Zu allem Überdruß wird Ihnen jedoch noch mitgeteilt, dass Sie 4.000 Euro Ihres Einkommens wieder abgeben müssen, da Sie Versicherte betreut haben, die über das Budget hinaus Leistungen vom Unternehmen erhalten haben. Was unternehmen Sie zukünftig?

So ähnlich ist die Situation der niedergelassenen Ärzte:
Alle haben sie den hippokratischen Eid geschworen Die allermeisten von ihnen haben diesen Beruf ergriffen um Menschen zu helfen und zu heilen.
Jedoch bestimmt die Gesundheitsreform, dass pro Patient die Betreuung nur noch pauschal honoriert wird und wenn das Medikamentenbudget überschritten wird, die Ärzte diese Kosten aus Ihrem Verdienst tragen müssen.

Logische Konsequenz:

Medikamente werden weniger verschrieben. Chronisch kranke Patienten sind von dieser Situation besonders betroffen. Notwendige Behandlungen unterbleiben. Langfristig gesehen könnten all diese Umstände zu einer Kostenverlagerung in die Zukunft führen, denn nicht oder unzureichend behandelte chronisch Kranke verlieren eher ihre Arbeitsfähigkeit (d.h. sie können keine Sozialabgaben bezahlen, sondern benötigen selbst staatliche Hilfe) und die Krankheitssituation verschlimmert sich, d.h. der Patient verursacht noch mehr Kosten, die das Gesundheitssystem belasten.

Samstag, 9. Februar 2008

Hustensaft: wirkungslos und gefährlich

Obwohl es kaum wissenschaftliche Belege zur Wirksamkeit von Hustenmitteln gibt, werden im Jahr 400 Mio. Euro für Hustenmittel ausgegeben, so berichtet Jörg Zittlau in der Welt online: hier

Hintergrund:
Bei Atemwegsinfekten muss sich die Lunge vom Schleim befreien. Der Husten schleudert die Schleimpartikel heraus und hält dadurch die Atemwege frei.

Es gibt Hustenmittel, welche den Hustenreiz dämpfen sollen (z.B. in Fällen eines trockenen Hustens, also ohne Schleimauswurf) und Hustenmittel, welches in den Bronchien festsitzendes Sekret lösen soll. Bislang gibt es lt. Medikamentenforscher allerdings keine relevanten Belege für die Wirksamkeit solcher rezeptfreien Hustenmittel. So lautet auch die Empfehlung, dass man einen Erkältungshusten unbehandelt lässt...

In einer amerikanischen Studie hatte Fencheltee mit Buchweizenhonig eine bessere hustenstillende Wirkung als verabreichte Hustenmittel. (Ob bei diesem Ergebnis die Honigindustrie mitgewirkt hat, ist nicht ganz klar ;-)) Eventuell wirkt ja auch schon Fencheltee oder andere Hustentees........

FAZIT:
Gefährlich können rezeptfreie Hustensäfte für Kinder unter 2 Jahren oder bei besonders empfindlichen Personen werden. Ansonsten dürfte gemäß der aktuellen Forschungslage ein Verzicht auf Hustenmittel vorteilhaft sein:
  • 1. es ist kostengünstiger
  • 2. ohne die Einnahme von Hustenmittel braucht man auch dessen Nebenwirkungen nicht zu fürchten
Und wie so oft muss man feststellen: "further research is needed" (wir brauchen darüber unbedingt mehr Forschungen)

Freitag, 8. Februar 2008

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein...die Engel ..die Engel

sondern Frauen und Männer in "weiß", in "grün" in "blau" und in "orangerot".....
Diese Engel gibt es noch. Wie lange ? Wie sagt man so schön: "Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht".

Ein Blick in die Endoskopie eines kommunalen Krankenhauses gestern:
Schwester S. - der Engel in "blau"
Die Kollegen sind krank und Schwester S. managt - wie bereits des Öfteren - alle Aufgaben alleine. Sie ist erfahren, viele Patienten schätzen ihre einfühlsame Art und die Ärzte ihr Talent zu organisieren und kompetent zu assistieren. Ohne Schwester S. würde in diesen Tagen die Endoskopie zum Erliegen kommen. Eigentlich hat sie einen Halbtagsjob. Meist steht der Halbtagsjob nur auf dem Papier, weil Schwester S. das Krankenhaus, die Ärzte und Patienten nicht hängen lässt: endoskopische Geräte reinigen, Patienten empfangen, Zugang legen, Sedativum vorbereiten, dem Arzt assistieren usw. usw. und vor allem: sie trägt für den Ablauf und die Hygiene die Verantwortung. Wenn man dies so niederschreibt, dann hört sich das ja noch gut an. Allerdings zählt jede Minute. Die Vorbereitungen müssen zügig ablaufen, damit alle Abteilungen möglichst im Laufe des Vormittags mit ihren endoskopischen Eingriffen zum Zuge kommen und so merkt man heute das Schwester S. mal wieder ordentlich unter "Druck" steht. Die Patienten denken schon, dass sich lieber Schwester S. auf das vorbereitete Krankenhausbett legen sollte, um mal zur Ruhe zu kommen und sich um die eigene Gesundheit kümmern zu können. Schwester S. kämpft - nicht wie andere Menschen - um jedes Pfund, welches sie loswerden möchten. Bei Schwester S. ist es umgekehrt. Sie freut sich über jedes Pfund ... Der Preis des täglichen Stresses. Und wenn Schwester S. anstatt am frühen Nachmittag dann am frühen Abend nach Hause kommt, ausgepowert, erschöpft, dann geht es dort weiter.....das bißchen Haushalt...... Ein Engel in blau.........

Doktor T., der Engel in weiß:
Doktor T. fährt fast eine Stunde zur Arbeit. Manchmal hat er sich schon überlegt in die Nähe zu ziehen. Allerdings, man weiß ja wie das ist, hätte er als Chefarzt und väterlicher Doktor wohl keine Ruhe mehr... So fährt er hin und her. Manchmal nicht nur einmal am Tag, denn er ist für seine Patienten da..... Heute ist Doktor T. auch im Stress, wann er das nicht ist, weiß er allerdings auch nicht. Es geht hier eigentlich nur um "mehr oder etwas weniger" Stress... Sein Assistenzart ist im Urlaub, seine zweite Oberärztin ist krank und sein eigentlicher Oberarzt sowieso kränklich und der Einzige, welcher tatsächlich "Dienst nach Vorschrift" leistet und mit der eigenen Motivation zu kämpfen hat. Warum, das weiß man nicht so genau. Jeder reagiert ja in diesem Burn-out-System auf seine Art......
Eigentlich weiß Doktor T. heute nicht, wo ihm der Kopf steht. ...dennoch strahlt er Ruhe und Besonnenheit aus, als er mit der Untersuchung beginnt. Seine Patienten vertrauen ihm, er ist erfahren. Viele Patienten berichten, dass er der Einzige war, welcher ihnen noch helfen konnte, während andere Ärzte sie schon aufgegeben hatten... Wie andere kämpft er einen Kampf gegen Windmühlen, nicht nur in seiner Abteilung wurde zwecks Kosteneinsparungen das Personal drastisch reduziert. Die Patienten können nur noch auf einem "Mindeststandard" versorgt werden, das übriggebliebene Personal ist ausgebrannt. Manche reagieren mit unpersönlicher Routine: Patienten versorgen, Papierkrieg verwalten, zur Untersuchung bringen, Untersuchungen organisieren, Verordnungen in der Akte eintragen, Neuaufnahmen, Entlassungen organisieren. Zeit für Störungen? Eigentlich nicht..... Patienten mit besonderem "Pflegeaufwand" sind im System nicht vorgesehen. Gespräche, tröstende Worte oder Ähnliches auch nicht.......

So landet manches Patientenleid beim väterlichen Chefarzt der Marke "Doktor Sauerbruch".......... Noch schafft er den Spagat: Systemmängel hier und Erhalt des Patientenvertrauens dort.....

Dank Schwester S. kann er seine endoskopischen Untersuchungen fast wie sonst durchführen, beide setzen ihre Gesundheit für die Gesundheit ihrer Patienten aufs Spiel......ein Engel in weiß....

Diese beiden "Engel" sind nicht alleine und von den anderen Engeln erzähle ich demnächst... Lieber Gott, vielen Dank, dass es noch solche Engel gibt....wie lange noch??

Mittwoch, 6. Februar 2008

Die Situation Schwerstkranker in unserem Gesundheitssystem

einfühlsam, informativ und mitreißend erzählt von Petra Thorbrietz in ihrem Buch:

http://www.zsdebatten.com/buch/lebenthorbrietz

Abschiednehmen und würdevolles Sterben - eine persönliche Streitschrift
Petra Thorbrietz:Zabert Sandmann Verlag
Hardcover mit SU, 176 Seiten, 16,95 € [D] · 17,50 € [A] · 29,95 sFr
ISBN: 978-3-89883-186-4 Leseprobe

Ein Plädoyer gegen das Wegsehen und für einen anderen Umgang mit dem Tod +++ Zwischen Zuwendung und Leid: ein Erlebnisbericht +++ Wie menschlich ist unsere Medizin?

Einmal angefangen, bin ich von diesem einzigartigen Buch nicht mehr losgekommen.

Auch wenn viele gerne einen Bogen um das Thema "Tod" machen, hier wird die Lektüre zum Gewinn. Petra Thorbrietz lässt den Leser hautnah an ihren Gedanken und Gefühlen teilnehmen. Still und leise spürt man als Leser, wie intensiv und schön die Beziehung zu ihrem Mann, welchen sie bis in die letzten Stunden begleitete, gewesen sein musste.

Sie macht nachdenklich, veranlasst den Leser zu fragen, ob man sein Geschenk des Lebens nutzt, kurz, ob man wirklich "lebt" und versteht, die Zeit zu genießen, die einem zur Verfügung steht.....

Frau Thorbrietz schildert die Konflikte, welche Angehörige zwischen Hoffnung und schwerem Leid bis zum Ende erleben. Sie berichtet wie unzählige Fragen, fehlende Antworten der Medizin und Mediziner, unterschwellige Schuldgefühle, Entscheidungskonflikte und Handlungsrechtfertigungen plötzlich den eigentlichen Alltag beherrschen und kaum Raum für andere Dinge mehr lassen.

Frau Thorbrietz zeigt uns in ihrem Buch, wie unser Gesundheitssystem den kranken "Menschen" aus den Augen verloren hat, wie Medikamente und Apparate den medizinischen Alltag beherrschen und dabei zentrale Aspekte des Leides völlig aus dem Blick geraten. So beklagt Frau Thorbietz, wie sich ihr schwerkranker Mann mit schlimmsten Schmerzen quälen musste, nur weil in Deutschland wenig Ärzte über eine angemessene Schmerzbehandlung Bescheid wissen.

Das Buch ist Literatur und Sachbuch in einem. Es nimmt den Leser gefangen und klärt gleichzeitig auf. Wer in eine ähnliche Situation gerät, ist vorbereitet und zieht großen Gewinn aus den Erfahrungen der Autorin. Und ganz nebenbei ist es ein Aufklärungsbuch über erschreckende Zustände in unserem Gesundheitssystem.

Nicht von vielen Büchern kann man sagen, dass es ein großer Verlust wäre, es nicht gelesen zu haben. Bei diesem Buch ist es so.....Ein Buch, welches man nicht nur einmal liest.

Besten Dank an die Autorin, welche uns damit ein besonderes "Geschenk" gemacht hat.

Hier können Sie die Autorin bei einem Interview zu ihrem Buch "kennen lernen": Wer nah am Tod ist, ist sehr intensiv und nah am Leben, sagt Petra Thorbrietz im Podcast: hier

Weitere Informationen zur Situation im Gesundheitswesen: hier