Freitag, 29. Februar 2008

Morbi-RSA - Das neue Unwort für chronisch kranke Menschen

Bekannt ist, dass chronisch Kranke höhere und dauerhafte Kostenbelastungen im Gesundheitswesen verursachen.
Wer zur Gruppe der chronisch Kranken gehört, wird von "oben herab" per Erlass festgestellt:
Bis zu 80 Erkrankungen wurden in den Katalog aufgenommen. Pech für seltene chronische Erkrankungen, welche dort keine Aufnahme gefunden haben. Für die Betroffenen wird es in Zukunft schwer. Denn ihre Behandlung wird von den Krankenkassen nicht ausreichend vergütet, so dass diese Gruppe auf den Einsatz selbstloser Ärzte und Kliniken hoffen muss.

Aber auch jene, welche dieser Gruppe zugeordnet werden können, werden es nicht leicht haben. Sie werden lediglich anhand der "objektiv", d.h. per Apparatemedizin messbarer Größen dort eingeordnet. Die tatsächliche subjektive Befindlichkeit, die bislang medizinisch unerforschten und nicht diagnostizierbaren Erscheinungsformen des individuell geprägten Krankheitsbildes fallen also durch das Raster.

D.h. was "Arzt" nicht per "Apparate" messen kann, existiert als Krankheit auch nicht......

Sehr deutlich wird hier, dass Medizin "bürokratisiert" und "kategorisiert" wird. Nicht Ärzte dürfen die Erkrankung ihrer Patienten anhand der sonst üblichen Faktoren aus der Anamnese und Diagnostik therapieren, sondern Regelkataloge bestimmen, wie und mit was behandelt werden darf resp. was bezahlt wird.

Dennoch oder vielmehr gerade deswegen steigen die Gesundheitskosten ständig an. Es werden nicht mehr Kranke, sondern nur noch Krankheiten nach Vorgaben behandelt. Aus pädagogisch-psychologischer Sicht würde ich sagen, dass die Medizin zunehmend "entmenschlicht" wird und individuell adäquate Behandlungsformen immer weniger bezahlt werden.

Eigentlich braucht man - wenn Medizin so betrieben wird - kaum mehr Ärzte. Es würde in vielen Bereichen ausreichen, Menschen in der Apparatediagnostik auszubilden und sie dann in der Anwendung der staatlich verordneten Einstufungskriterien zu schulen........Wenn es dann soweit ist, darf man als Patient getrost behaupten, dass sich Ärzte mit der Schaffung ihren entindividualisierten und verallgemeinerten Krankheitskatalogen selbst wegrationalisiert haben....

Weiterführende und detaillierte Informationen zum Thema

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