Freitag, 8. Februar 2008

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein...die Engel ..die Engel

sondern Frauen und Männer in "weiß", in "grün" in "blau" und in "orangerot".....
Diese Engel gibt es noch. Wie lange ? Wie sagt man so schön: "Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht".

Ein Blick in die Endoskopie eines kommunalen Krankenhauses gestern:
Schwester S. - der Engel in "blau"
Die Kollegen sind krank und Schwester S. managt - wie bereits des Öfteren - alle Aufgaben alleine. Sie ist erfahren, viele Patienten schätzen ihre einfühlsame Art und die Ärzte ihr Talent zu organisieren und kompetent zu assistieren. Ohne Schwester S. würde in diesen Tagen die Endoskopie zum Erliegen kommen. Eigentlich hat sie einen Halbtagsjob. Meist steht der Halbtagsjob nur auf dem Papier, weil Schwester S. das Krankenhaus, die Ärzte und Patienten nicht hängen lässt: endoskopische Geräte reinigen, Patienten empfangen, Zugang legen, Sedativum vorbereiten, dem Arzt assistieren usw. usw. und vor allem: sie trägt für den Ablauf und die Hygiene die Verantwortung. Wenn man dies so niederschreibt, dann hört sich das ja noch gut an. Allerdings zählt jede Minute. Die Vorbereitungen müssen zügig ablaufen, damit alle Abteilungen möglichst im Laufe des Vormittags mit ihren endoskopischen Eingriffen zum Zuge kommen und so merkt man heute das Schwester S. mal wieder ordentlich unter "Druck" steht. Die Patienten denken schon, dass sich lieber Schwester S. auf das vorbereitete Krankenhausbett legen sollte, um mal zur Ruhe zu kommen und sich um die eigene Gesundheit kümmern zu können. Schwester S. kämpft - nicht wie andere Menschen - um jedes Pfund, welches sie loswerden möchten. Bei Schwester S. ist es umgekehrt. Sie freut sich über jedes Pfund ... Der Preis des täglichen Stresses. Und wenn Schwester S. anstatt am frühen Nachmittag dann am frühen Abend nach Hause kommt, ausgepowert, erschöpft, dann geht es dort weiter.....das bißchen Haushalt...... Ein Engel in blau.........

Doktor T., der Engel in weiß:
Doktor T. fährt fast eine Stunde zur Arbeit. Manchmal hat er sich schon überlegt in die Nähe zu ziehen. Allerdings, man weiß ja wie das ist, hätte er als Chefarzt und väterlicher Doktor wohl keine Ruhe mehr... So fährt er hin und her. Manchmal nicht nur einmal am Tag, denn er ist für seine Patienten da..... Heute ist Doktor T. auch im Stress, wann er das nicht ist, weiß er allerdings auch nicht. Es geht hier eigentlich nur um "mehr oder etwas weniger" Stress... Sein Assistenzart ist im Urlaub, seine zweite Oberärztin ist krank und sein eigentlicher Oberarzt sowieso kränklich und der Einzige, welcher tatsächlich "Dienst nach Vorschrift" leistet und mit der eigenen Motivation zu kämpfen hat. Warum, das weiß man nicht so genau. Jeder reagiert ja in diesem Burn-out-System auf seine Art......
Eigentlich weiß Doktor T. heute nicht, wo ihm der Kopf steht. ...dennoch strahlt er Ruhe und Besonnenheit aus, als er mit der Untersuchung beginnt. Seine Patienten vertrauen ihm, er ist erfahren. Viele Patienten berichten, dass er der Einzige war, welcher ihnen noch helfen konnte, während andere Ärzte sie schon aufgegeben hatten... Wie andere kämpft er einen Kampf gegen Windmühlen, nicht nur in seiner Abteilung wurde zwecks Kosteneinsparungen das Personal drastisch reduziert. Die Patienten können nur noch auf einem "Mindeststandard" versorgt werden, das übriggebliebene Personal ist ausgebrannt. Manche reagieren mit unpersönlicher Routine: Patienten versorgen, Papierkrieg verwalten, zur Untersuchung bringen, Untersuchungen organisieren, Verordnungen in der Akte eintragen, Neuaufnahmen, Entlassungen organisieren. Zeit für Störungen? Eigentlich nicht..... Patienten mit besonderem "Pflegeaufwand" sind im System nicht vorgesehen. Gespräche, tröstende Worte oder Ähnliches auch nicht.......

So landet manches Patientenleid beim väterlichen Chefarzt der Marke "Doktor Sauerbruch".......... Noch schafft er den Spagat: Systemmängel hier und Erhalt des Patientenvertrauens dort.....

Dank Schwester S. kann er seine endoskopischen Untersuchungen fast wie sonst durchführen, beide setzen ihre Gesundheit für die Gesundheit ihrer Patienten aufs Spiel......ein Engel in weiß....

Diese beiden "Engel" sind nicht alleine und von den anderen Engeln erzähle ich demnächst... Lieber Gott, vielen Dank, dass es noch solche Engel gibt....wie lange noch??

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