Sonntag, 20. Januar 2008

Aufgabenverlagerungen und ihre Gefahren: Vom Krankenhaus in die Arztpraxis

Um Kosten einzusparen wird zunehmend die Verlagerung kleiner invasiver Eingriffe in ambulante Zentren und Arztpraxen gefordert:

Hier steckt eine Doppelmoral, wenn man die „Mindestmengenforderungen“ für operative Eingriffe betrachtet:
Die Mindestmengenregelung = Mindestmenge an durchgeführten operativen oder invasiven Eingriffen als Qualitätsmerkmal ist oberflächlich und unzuverlässig. Sowohl zu geringe Erfahrung, als auch zuviel Routine kann zu Kunstfehlern führen. Hier wäre sinnvoller auf die Einhaltung bestimmter Qualitätsstandards zu achten.

Ambulante Eingriffe in Arztpraxen - Nachteile und Vorteile?
So genannte minimal invasive Eingriffe werden zunehmend in einzelnen Arztpraxen durchgeführt. Dies kann (siehe www.aerzte-pfusch.de), allerdings auch zu sehr gefährlichen Auswirkungen für die Patienten führen. Insbesondere deshalb, weil für viele Eingriffe bis heute noch keine Qualitäts- oder Ausbildungsstandards definiert wurden. Risikopatienten und chronisch Kranke sind auch hier stärker belastet und gefährdet.

Wo liegen die Vorteile? Für niedergelassene Ärzte stellen diese Eingriffe eine neue Verdienstmöglichkeit - angesichts ständiger Kürzungen in anderen Bereichen dar. Manche Arztpraxis ist auf diese Einkünfte angewiesen um zu überleben. Auch für Patienten kann es vorteilhaft sein - sofern sie nicht einer Risikogruppe angehören - nicht ein weiter entfernt liegendes Krankenhaus zur Untersuchung aufsuchen zu müssen. Außerdem besteht unter Umständen bereits ein gutes Vertrauensverhältnis zum Arzt und seinem Personal, so dass für ängstliche Patienten die Hemmschwelle für eine notwendige Untersuchung geringer ist.

Wo liegen die Nachteile?

Beispiel endoskopische Eingriffe (Gastroskopie, Koloskopie, Bronchoskopie etc.)
  1. Es gibt hierfür keine Ausbildungskriterien, d.h. es ist den Ärzten und ihrem eigenen Verantwortungsbewusstsein überlassen, ob sie sich den Umgang mit dem Endoskop selbst beibringen, einen Kurs besuchen oder in Begleitung eines Kollegen im Sinne des „Learning by doing“ die notwendigen Kenntnisse aneignen. Sie sehen: es kann – ohne dass Sie es wissen – passieren, dass Sie zum Experimentierobjekt mit entsprechenden Risiken werden.
  2. Es gibt auch keine Qualitätsstandards bezüglich der notwendigen Hygiene für die eingesetzten Geräte. Gute Reinigungsgeräte sind sehr teuer und für einzelne Arztpraxen daher oft nicht erschwinglich.
  3. Es gibt keine Qualitätsstandards, in welcher Form, mit welcher Narkose, Teilnarkose und ähnlichen Methoden die Untersuchung durchgeführt wird.
  4. Es gibt ebenso keine Qualiätsstandards dafür, wie Patienten nach einem solchen Eingriff beaufsichtigt werden.
  5. Das Risiko steigt wenn bei einem endoskopischen Eingriff Gewebeproben entnommen werden müssen. Hier kann es zu Nachblutungen kommen, die lebensgefährlich werden können.
Studien belegen, dass in Krankenhäusern höhere Qualitäts- und Hygienestandards herrschen, als in manchen Arztpraxen. Ein wichtiger Grund liegt in der größeren Erfahrung von Krankenhausärzten, da hier häufiger minimal invasive Untersuchungen und Eingriffe vorgenommen werden. Weiter sind auch die hygienischen Voraussetzungen dort besser. (Ausstattung, Reinigungsgeräte, speziell ausgebildetes Assistenzpersonal etc.) Hier dürfte auch die Kostenfrage eine große Rolle spielen.

Hier kann man Patienten raten:
Informieren Sie sich vor dem Eingriff über die Ausbildung des Arztes, seine Erfahrungen und welche Maßnahmen bei Notfällen vorgesehen sind. Oft besteht bei auftretenden Schwierigkeiten eine große Hemmschwelle, die Patienten ins Krankenhaus zu überweisen.

Für den Fall, dass Sie einer Risikogruppe zuzurechnen sind:
Überlegen Sie, ob der Eingriff in einer Klinik nicht sicherer ist, da bei Komplikationen notwendige Maßnahmen vor Ort ergriffen werden können und keine wertvolle Zeit verloren geht.

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