Die Errettung der modernen Seele - Therapien, Gefühle und die Kultur der Selbsthilfe
Suhrkamp 2009, Aus dem Englischen von Michael Adrian, 412 S., geb., ISBN: 978-3-518-58520-7, D: 26,80 €, A: 27,60 €, CH: 45,30 sFr
Wir leben in einer durchpsychologisierten Gesellschaft. Selbsthilfegruppen schießen wie Pilze aus dem Boden, Beziehungsratgeber erzielen gigantische Auflagen und die Einschaltquoten von Serien wie Die Sopranos oder Pseudo-Dokus wie Zwei bei Kallwass lassen die Herzen der Programmacher höher schlagen. Was früher verschämt verschwiegen wurde, gehört in westlichen Gesellschaften heute zum festen Repertoire einer aufgeklärt-bürgerlichen Mittelschicht: der Gang zum Therapeuten. Ehekrisen löst man nicht mehr in den eigenen vier Wänden, sondern in der Praxis eines Paartherapeuten, Spezialpsychiater für Milliardäre helfen bei der seelischen Bewältigung großer Vermögen und jeder Spitzensportler, der etwas auf sich hält, hat einen Psychologen an seiner Seite.
In ihrem neuen Buch untersucht die israelische Soziologin Eva Illouz, wie sich der therapeutischen Diskurs auf unser kulturelles und emotionales Leben auswirkt. Sie zeichnet den Siegeszug der Psychoanalyse in den USA nach, der 1909 mit Freuds Amerikareise begann und über die kulturellen Eliten rasch zur festen Verankerung psychologischer Denkmuster zunächst in der amerikanischen Kultur führte. Anhand zahlreicher empirischer Beispiele und mit den scharfen Instrumenten einer kritischen soziologischen Theorie seziert sie die Facetten und Funktionsweisen eines Diskurses, der die Vorstellungen von der Identität des modernen Subjekts tiefgreifend verändert. Therapien und die Kultur der Selbsthilfe, so eines ihrer Ergebnisse, verändern den emotionalen Stil einer Gesellschaft und machen das Leben nicht leichter, sondern im Gegenteil komplizierter.
Rezension dradio kultur (Auszug): " ... Eva Illouz fasst den Begriff "Therapie" in einem weiten soziologischen Sinn auf. Sie versteht darunter nicht nur die konkrete Situation beim professionellen Psychotherapeuten, sondern die Summe der ratgeberhaften und emotionsorientierten Gegenwartskultur - von Weight Watchers über begleitetes Ehegespräch bis zum Psycho-Coaching der Fußballnationalmannschaft. Sie polemisiert nicht, aber sie macht mit Dringlichkeit klar, wie sehr der moderne Mensch im Wissen über sich selbst Halt findet und wie instabil dieser Halt unter Umständen sein kann(!!! Ralf).
"Die Errettung der modernen Seele" ist ein Buch mit wissenschaftlichem Anspruch, verfasst mit soziologischem Vokabular, aber dank seiner Anschaulichkeit und seiner Fülle an konkretem Material auch für den nichtsoziologischen, interessierten Leser verstehbar ... " - Zur Rezension
Suhrkamp 2009, Aus dem Englischen von Michael Adrian, 412 S., geb., ISBN: 978-3-518-58520-7, D: 26,80 €, A: 27,60 €, CH: 45,30 sFr
Wir leben in einer durchpsychologisierten Gesellschaft. Selbsthilfegruppen schießen wie Pilze aus dem Boden, Beziehungsratgeber erzielen gigantische Auflagen und die Einschaltquoten von Serien wie Die Sopranos oder Pseudo-Dokus wie Zwei bei Kallwass lassen die Herzen der Programmacher höher schlagen. Was früher verschämt verschwiegen wurde, gehört in westlichen Gesellschaften heute zum festen Repertoire einer aufgeklärt-bürgerlichen Mittelschicht: der Gang zum Therapeuten. Ehekrisen löst man nicht mehr in den eigenen vier Wänden, sondern in der Praxis eines Paartherapeuten, Spezialpsychiater für Milliardäre helfen bei der seelischen Bewältigung großer Vermögen und jeder Spitzensportler, der etwas auf sich hält, hat einen Psychologen an seiner Seite.
In ihrem neuen Buch untersucht die israelische Soziologin Eva Illouz, wie sich der therapeutischen Diskurs auf unser kulturelles und emotionales Leben auswirkt. Sie zeichnet den Siegeszug der Psychoanalyse in den USA nach, der 1909 mit Freuds Amerikareise begann und über die kulturellen Eliten rasch zur festen Verankerung psychologischer Denkmuster zunächst in der amerikanischen Kultur führte. Anhand zahlreicher empirischer Beispiele und mit den scharfen Instrumenten einer kritischen soziologischen Theorie seziert sie die Facetten und Funktionsweisen eines Diskurses, der die Vorstellungen von der Identität des modernen Subjekts tiefgreifend verändert. Therapien und die Kultur der Selbsthilfe, so eines ihrer Ergebnisse, verändern den emotionalen Stil einer Gesellschaft und machen das Leben nicht leichter, sondern im Gegenteil komplizierter.
Rezension dradio kultur (Auszug): " ... Eva Illouz fasst den Begriff "Therapie" in einem weiten soziologischen Sinn auf. Sie versteht darunter nicht nur die konkrete Situation beim professionellen Psychotherapeuten, sondern die Summe der ratgeberhaften und emotionsorientierten Gegenwartskultur - von Weight Watchers über begleitetes Ehegespräch bis zum Psycho-Coaching der Fußballnationalmannschaft. Sie polemisiert nicht, aber sie macht mit Dringlichkeit klar, wie sehr der moderne Mensch im Wissen über sich selbst Halt findet und wie instabil dieser Halt unter Umständen sein kann(!!! Ralf).
"Die Errettung der modernen Seele" ist ein Buch mit wissenschaftlichem Anspruch, verfasst mit soziologischem Vokabular, aber dank seiner Anschaulichkeit und seiner Fülle an konkretem Material auch für den nichtsoziologischen, interessierten Leser verstehbar ... " - Zur Rezension
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