Freitag, 11. April 2008

Neu: Asthma-Behandlung zukünftig mit Betablocker?

Glaubt man den Aussagen und Versuchen von Richard Bond, werden Asthmatiker zukünftig mit Betablockern behandelt und die bronchiale Hyperreagibilität (Übererregbarkeit der Bronchien), welche neben einer dauerhaften Entzündungsbereitschaft Auslöser von Asthmaanfällen und eingeschränkter Leistungsfähigkeit sind, wird zurückgehen.

Normalerweise lösen Betablocker eher Atemdepressionen aus und führen zu verstärkter Atemnot. Dies müssten Erkrankte zunächst in Kauf nehmen, um danach von der "Wirkung" profitieren zu können.
Bewiesen werden die Effekte mit eindrucksvollen Fotos, wobei ich das Foto einer mit Betamimetika behandelten Maus irritierend finde. Optisch zumindest entsteht der Eindruck, als würde eine solche Behandlung so gut wie keine Effekte auslösen. Allerdings lässt sich eine Überreagierbarkeit der Bronchien natürlich auch nicht fotografisch festhalten. Beeindruckend erscheinen die Effekte nach Behandlung mit Beta-Blockern:
Das Bild oben links zeigt die bronchiale Schleimhaut einer gesunden Maus. Rechts daneben die Schleimhaut einer an Asthma erkrankten Maus.
Links unten die Schleimhaut einer mit Betamimetika behandelten Maus und rechts daneben, die fast gesund (siehe Bild links oben) erscheinende Schleimhaut der mit Beta-Blockern behandelten Maus.

In Menschenversuchen war der Einsatz von Beta-Blockern wohl bereits erfolgreich. Es bleibt nun abzuwarten, ob die gewonnenen Erkenntnisse erfolgreich repliziert werden können.

Angesichts der in den Bildern gezeigten "Erfolge" könnte dies dann durchaus ein großer Fortschritt in der Asthmatherapie sein.

Probleme:
1. Das in den Versuchen verwendete Nadolol (Betablocker) ist in Deutschland nicht gebräuchlich. Die rote Liste hat zu diesem Wirkstoff keinen einzigen Eintrag.

2. Betablocker ist ein Sammelbegriff und umfasst eine Medikamentengruppe mit unterschiedlichem Wirkungsspektrum und entsprechend verschiedenen individuellen Reaktionen.

3. Da Beta-Blocker eine blutdrucksenkende Wirkung entfalten, bleibt allerdings die Frage, mit welchen Nebenwirkungen Asthmatiker rechnen müssen, wenn sie zu normalen bis niedrigem Blutdruck neigen. Ist hier nicht die Gefahr gegeben, dass der Blutdruck zu stark abgesenkt wird und die Betroffenen ggf. kollabieren?

Was sagen hier unsere deutschen Lungenfachärzte dazu? Sobald ich Stellungnahmen finde, werde ich darüber berichten. Noch schöner wäre es, wenn ein Arzt sein Kommentar unten anfügen könnte ;-)

Quellen:

Bildquellen

Durchatmen nach Durststrecke:
Betablocker verschlimmern zwar zuerst Asthma-Symptome, verbessern aber später das Befinden
Eine neue Asthmatherapie zahlt sich durch einen paradoxen Behandlungsverlauf aus: Sie verschlimmert zunächst die Atemwegsbeschwerden, bis sie nach etwa vier Wochen zu einer dauerhaften Linderung der Symptome führt. Weiter hierDurchatmen nach Durststrecke

Bericht zur Originalstudie in englischer Sprache

1 Kommentar:

Richard Friedel hat gesagt…

Was mir als höchstens Hobbypsychologen auffällt, ist eine aberglaubenähnliche Tabuisierung der Atmung als physiologischer Faktor in der westlichen Welt. Der Japanbewunderer Karlfried von Dürckheim schreib in „Hara, Erdmitte des Menschen“ von der Rolle des Drucks im Bauchraum als gesundheitsfördernd. Jetzt haben wir die Bücher von dem über 100 Jahr alten Dr. N. Shioya auch zu diesem Thema. Der interessierte Sportler oder Patient presst den Bauch zusammen beim Einatmen und spürt, wie das so genannte Chi den Körper durchströmt und im Takt seinen Händen Kraft verleiht.

Trotz der Leidensgeschichte der Asthmatiker meiden aber Lungenfachärzte dieses an physiologisch gewiss unproblematische Thema.

Also m. E. ist das Mysteriöse bei der Asthmastory eher im Verhalten der Gesunden als der Patienten zu finden. Vielleicht ist die Körpersprache des asthmatischen Mitmenschen so abscheulich, dass wir instinktiv-unbewusst ihm nur die Segnungen der Pharma, d. h. das Oxymoron der Symptomatika ohne Nebenwirkungen (die es nicht geben kann) gönnen und unser Verständnis der Atmung auch angesichts des großen Asthma- und COPD-Problems absolut nicht hinterfragen wollen.

Siehe meinen Text bei http://www.lrz-muenchen.de/~s3e0101/webserver/webdata/QigongVergleich.pdf, wo eine Art Qigong als physiologisch nahe liegende Behandlung nur mit humanem und keinesfalls kommerziellem Motiv angedeutet wird. Die Asthmatiker übertreibt bekanntermaßen die Brustatmung zum Nachteil der Bauchatmung mit Verminderung der offenbar bedeutsamen blutfördernden Wirkung im Bauchraum. Diese Verknüpfung ist nicht allgemein bekannt und könnte doch zu einem anderen Asthmaverständnis führen. Richard Friedel
s3e0101@mailin.lrz-muenchen.de