B. John, Präsident der KV Sachsen-Anhalt: Arzthelferin soll Arzt ersetzen
Einerseits gibt es zwischenzeitlich eine regelrechte "Qualitätssicherungsindustrie", welche Ärzte viel Geld und Zeit kostet und andererseits sollen Arzthelferinnen den Ärztejob machen können?
Was ist und was tut die KV (Kassenärztliche Vereinigung)?
Die KV = Kassenärztliche Vereinigung ist die Vertretungsinstanz der Ärzte, sie sorgt für deren Zulassung, für die gesetzlich verankerte "Qualitätssicherung", verhandelt und rechnet mit den Krankenkassen ab. Sie kümmert sich darum, welcher Arzt sich wo niederlassen darf. Jeder Arzt, welcher mit den Krankenkassen abrechnen darf, ist in der Kassenärztlichen Vereinigung Pflichtmitglied.
Ärztliche "Kunst" wird auch von ArzthelferInnen beherrscht?
Der Vorschlag, dass nun ArzthelferInnen einen Großteil der ärztlichen Arbeit machen sollen ist verblüffend. Welches Können braucht ein Hausarzt nach Ansicht des KV-Präsidenten B. John, wenn 160 Stunden zusätzliche Ausbildung ArzthelferInnen zur Übernahme ärztlicher Tätigkeit befähigen?
Ärztliche Weiterbildung und Qualitätssicherung - alles nur Show?
Wozu sollen Ärzte sich allen möglichen Qualitätssicherungsmaßnahmen unterwerfen, ihre Tätigkeiten alle fein säuberlich, zeitaufwendig und nachprüfbar protokollieren, wenn ArzthelferInnen ohne Abitur, nach dreijähriger Ausbildung + 160 Stunden Zusatzausbildung dasselbe leisten können?
Der Gesetzgeber hatte die KVen und andere medizinische Selbstverwaltungen gesetzlich zur Qualitätssicherung verpflichtet und dann gibt es solche Überlegungen? Sind diese dann nichts anderes als bloßer Papierkrieg? Etwas, woran sich nur die "Erfinder" der Qualitätssicherungsvorschriften erfreuen und gut damit verdienen?
Qualitätssicherung am Patienten vorbei:
Schon jetzt ist es so, dass Patienten im Krankenhaus kaum noch Ärzte zu Gesicht bekommen, weil diese nur noch die Zeit haben, die Akte anzuschauen und nach Aktenlage Therapieüberlegungen schriftlich zu protokollieren.
Auch die KrankenpflegerInnen sitzen immer mehr im Schwesternzimmer vor ihren Kurven und sind mit der "Protokollierung" anstatt der Pflege der Kranken beschäftigt. Und noch etwas: je weniger "Veränderungen" registriert werden, um so weniger muß in die Akte eingetragen werden. Das hat nun den Effekt, dass Zustandsveränderungen der Patienten nur noch bewusst "registriert" werden, wenn diese drastisch sind......mit Folgen........
Nachdem ja Ärzte zwischenzeitlich sich ihre Verordnungshoheit durch "Wirtschaftlichkeitsberechnungen" unter Ignoranz der statistischen Ausreißer (Unverträglichkeitsreaktionen) haben nehmen lassen, scheint der Schritt sich selbst den Ast ganz abzusägen, worauf man sitzt wohl nicht mehr weit......
Zur Erläuterung: Viele chronisch Kranke mussten in den vergangenen Jahren auf erprobte Medikamente verzichten und auf billigere Generika (gleicher Wirkstoff, jedoch andere Trägerstoffe) umsteigen. Da nicht nur das Medikament, sondern auch die Trägerstoffe "Wirkung" entfalten, gibt es auch Unterschiede in der Verträglichkeit. Früher konnte ein Arzt seinem Patienten dann ein anderes Präparat verschreiben, heute geht das nicht mehr..... Obwohl Allergien und Unverträglichkeiten zunehmen, wird nach "Statistik" verordnet. Soviel zur Qualitätssicherung?..........
Angesichts solcher Überlegungen muss sich der Normalbürger fragen, ob die Arzttätigkeit wirklich so anspruchsvoll sein kann, dass dies jahrelange Ausbildungszeit rechtfertigt ?.......
Arztberuf zukünftig Ausbildungsberuf?
Ja, das wäre sicherlich billiger. Man kann sich vielleicht auch noch zu Recht fragen, ob die Dauer mancher Fachärzteausbildung (mehrere Jahre nach dem Studium) in ihrer Länge so gerechtfertigt ist. Hier geht man nun von einem Extrem zum Anderen......
Quelle: Tageszeitung Neue Westfälische am 20.03.2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Gibt es für das aus dem Zusammenhang gerissene Zitat auch eine Quelle?
Der Beitrag ist kein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat, sondern eine Zusammenfassung des Berichtes aus unserer Tageszeitung.
Manchmal hilft auch eine "google-Suche" - z.B. hier
Immer weniger Ärzte und mehr chronisch Kranke - Entlastung durch Teamarbeit - Modellprojekte in Ostdeutschland Künftig macht die Arzthelferin den Hausbesuch Erste Zusammenfassung
Ähnliches kennt man aus der Herzklinik in Bad-Rothenfelde, da vollbringen OP-Assistenten chirurgische Tätigkeiten bei Bypass-Operationen und zwar sehr verwantwortungsvolle .........
Quelle: ebenfalls Bericht aus der Tageszeitung ca. vor einem halben Jahr...
Kommentar veröffentlichen