Ich muss Ihnen ehrlich sagen, dass mir sowohl die verstorbene Patientin, als auch die Ärztin, welche die Bluttransfusion verwechselt hat, sehr leid tut. (LEMGO: Ärztin verwechselte Blutkonserven Klinik in Lemgo legt hausinterne Untersuchung vor)
Sollten Sie annehmen, dass der Lemgoer Fall ein Einzelfall sei und ein solcher in ihrer Klinik, welche Sie aufzusuchen pflegen, nicht vorkomme(n)(könne), dann muss ich Sie enttäuschen.(Bildquelle:de.wikipedia.org/ wiki/Blutkonserve)
Im Gegenteil: Die Kliniken müssen mit immer weniger Personal (Pflegepersonal und Ärzte!!) auskommen. Sie häufen Überstunden an, sie leiden unter Burn-Out-Syndromen, unter Sonderdiensten etc. etc.) Die drastischen Sparpolitik im Gesundheitswesen hat für einen Pflegenotstand gesorgt und mit geheuchelter Empörung wird ein alltäglicher Fall angeprangert. Ja, es ist ein alltäglicher Fall, mit der Besonderheit, dass dieser tödlich endete und auch nicht geheim gehalten werden konnte......
Solange Ärzte und insbesondere junge AssistenzärztInnen mehr als 24 Stunden Dienst am Stück leisten müssen, sind Fehler vorprogrammiert. Solange eine Pflegeperson eine Station mit Schwerstkranken in der Nacht völlig alleine "bewältigen" müssen, kann die mangelnde Konzentration nach einer durchwachten, durchgearbeiteten Nacht auch zu Verwechslungen bei der morgendlichen Medikamentenzusammenstellung führen. Und wer hat dann schuld?
Schlafforscher haben längst belegt, dass fehlender Schlaf zu Konzentrationsstörungen, Sekundenschlaf und Fehlern bei der Arbeit führen. Dennoch werden im Gesundheitswesen keine Konsequenzen gezogen, sondern das Problem auf die einzelnen Beschäftigten abgewälzt.......mit Folgen. Wer möchte noch so viel persönliche Verantwortung übernehmen? Offenbar wenige. Denn die Kliniken suchen händeringend nach Ärzten und dies obwohl an allen Ecken und Enden Personal eingespart wird.......
Kein Pilot dürfte solche Dienste schieben, denn jener trägt ja viel Verantwortung. Dies tun Ärzte und Pflegepersonal auch, mit dem Unterschied, dass Fehler in Folge von Überarbeitung und Schlafentzug in Kauf genommen und tot geschwiegen werden. Und der Tod gehört, ob als natürliche Folge oder als Folge falscher Behandlung und/oder Medikation zum Alltag in jeder Klinik.....
Ich selbst habe 3 Fälle einer nicht ungefährlichen Medikamenten-/Infusionsverwechslung in einer Klinik miterlebt........
Eigentlich müssten jene für den Schaden aufkommen, welche diese schwierigen Arbeitsbedingungen zu verantworten haben. Juristisch scheint der Fall offenbar anders zu liegen. Es ist ja nichts Besonderes, wenn Richter an der Lebensrealität vorbei urteilen......
(Falsche Bluttransfusion: Ärztin haftet voll)
Donnerstag, 17. Juli 2008
Falsche Blutkonserve: Ärzteversagen oder Systemversagen?
Labels:
Arzthaftung,
Krankenhaus,
Pflegenotstand,
Sparpolitik
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1 Kommentar:
Und es soll schmlimmer werden, da die EU gerade das Rad was erlaubte Arbeitszeiten angeht zurückgedreht hat.
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