Vollständige Fassung des Artikels "Das optimierte Gehirn" aus Gehirn&Geist November 2009
Von Thorsten Galert, Christoph Bublitz, Isabella Heuser, Reinhard Merkel, Dimitris Repantis, Bettina Schöne-Seifert und Davinia Talbot
Nicht nur psychisch Kranke nehmen Medikamente, die auf das Gehirn wirken - auch immer mehr Gesunde dürften in Zukunft zu pharmazeutischen Mitteln greifen, um ihre geistige Leistungsfähigkeit oder ihre Stimmung zu verbessern. Wie wollen wir den Herausforderungen des "Neuro-Enhancements" als Einzelne und als Gesellschaft begegnen? Ein Memorandum sieben führender Experten.
" ... angenommen, Psychopharmakologen entwickelten tatsächlich ein Präparat, das mindestens so anregt wie Sekt, ohne die Beeinträchtigungen durch Schwips und Kater nach sich zu ziehen. Wäre ein solches Mittel Segen oder Fluch? Und sind Menschen, die schon heute ohne therapeutischen Grund Antidepressiva nehmen, um sich »besser als gut« zu fühlen, nur unklug, weil sie sich ohne hinreichenden Beleg für die erwünschte Wirkung gesundheitlichen Risiken aussetzen? Oder ist ihr Verhalten auch unmoralisch? ...
... Wir vertreten die Ansicht, dass es keine überzeugenden grundsätzlichen Einwände gegen eine pharmazeutische Verbesserung des Gehirns oder der Psyche gibt. Vielmehr sehen wir im pharmazeutischen Neuro-Enhancement die Fortsetzung ei nes zum Menschen gehörenden geistigen Optimierungsstrebens mit anderen Mitteln. Anlass zur Besorgnis gibt derzeit jedoch, dass für keines der als NEPs in Rede stehenden Psychopharmaka ausreichen de Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit und langfristigen Sicherheit vorliegen.
Der Nachweis, dass ein Präparat zuverlässig ein nennenswertes Enhancement bewirkt, obliegt dem Pharmaunternehmen, das dieses vermarktet. Die physischen, psychischen und auch die soziokulturellen Langzeitfolgen der Einnahme von NEPs zu klären, liegt dagegen im gesellschaftlichen Interesse; daher sollten entsprechende Studien öffentlich gefördert werden ... " Vollständiges Memorandum als PDF-Datei
Was ist pharmakologisches Enhancement?
Eine neue Klasse von Psychopharmaka soll das Leben der Menschen verbessern - oder sie zumindest zu leistungsfähigeren Arbeitern machen. Eine Expertengruppe hat versucht, die zukünftige Rolle von "Neuro-Enhancement" zu verorten ... Was die individuellen und sozialen Rahmenbedingungen und spezifisch pharmakologischen Effekte der vermeintlichen neuen Substanzen angeht, sind einige Ergänzungen zu leisten, um die Diskussion weiterhin fruchtbar zu halten ... Artikel auf SeinOnline
Von Thorsten Galert, Christoph Bublitz, Isabella Heuser, Reinhard Merkel, Dimitris Repantis, Bettina Schöne-Seifert und Davinia Talbot
Nicht nur psychisch Kranke nehmen Medikamente, die auf das Gehirn wirken - auch immer mehr Gesunde dürften in Zukunft zu pharmazeutischen Mitteln greifen, um ihre geistige Leistungsfähigkeit oder ihre Stimmung zu verbessern. Wie wollen wir den Herausforderungen des "Neuro-Enhancements" als Einzelne und als Gesellschaft begegnen? Ein Memorandum sieben führender Experten.
" ... angenommen, Psychopharmakologen entwickelten tatsächlich ein Präparat, das mindestens so anregt wie Sekt, ohne die Beeinträchtigungen durch Schwips und Kater nach sich zu ziehen. Wäre ein solches Mittel Segen oder Fluch? Und sind Menschen, die schon heute ohne therapeutischen Grund Antidepressiva nehmen, um sich »besser als gut« zu fühlen, nur unklug, weil sie sich ohne hinreichenden Beleg für die erwünschte Wirkung gesundheitlichen Risiken aussetzen? Oder ist ihr Verhalten auch unmoralisch? ...
... Wir vertreten die Ansicht, dass es keine überzeugenden grundsätzlichen Einwände gegen eine pharmazeutische Verbesserung des Gehirns oder der Psyche gibt. Vielmehr sehen wir im pharmazeutischen Neuro-Enhancement die Fortsetzung ei nes zum Menschen gehörenden geistigen Optimierungsstrebens mit anderen Mitteln. Anlass zur Besorgnis gibt derzeit jedoch, dass für keines der als NEPs in Rede stehenden Psychopharmaka ausreichen de Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit und langfristigen Sicherheit vorliegen.
Der Nachweis, dass ein Präparat zuverlässig ein nennenswertes Enhancement bewirkt, obliegt dem Pharmaunternehmen, das dieses vermarktet. Die physischen, psychischen und auch die soziokulturellen Langzeitfolgen der Einnahme von NEPs zu klären, liegt dagegen im gesellschaftlichen Interesse; daher sollten entsprechende Studien öffentlich gefördert werden ... " Vollständiges Memorandum als PDF-Datei
Was ist pharmakologisches Enhancement?
Eine neue Klasse von Psychopharmaka soll das Leben der Menschen verbessern - oder sie zumindest zu leistungsfähigeren Arbeitern machen. Eine Expertengruppe hat versucht, die zukünftige Rolle von "Neuro-Enhancement" zu verorten ... Was die individuellen und sozialen Rahmenbedingungen und spezifisch pharmakologischen Effekte der vermeintlichen neuen Substanzen angeht, sind einige Ergänzungen zu leisten, um die Diskussion weiterhin fruchtbar zu halten ... Artikel auf SeinOnline
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