Der Lärm - Eine Kampfschrift gegen die Geräusche unseres Lebens
166 S., 1 Abb., geb., ISBN 3-932386-20-5, EUR 17,80 (D), 18,50 (A), sFr 32,30
Theodor Lessing, 1933 von den Nationalsozialisten ermordet, veröffentlichte seine »Kampfschrift gegen die Geräusche unseres Lebens« bereits 1908. Seither nie wieder aufgelegt, begleitet Horst Brandstätter sie mit einem Essay gegen die Harthörigkeit unserer Tage.
Was lebt, gibt Laut, und die Klagen über Lärm sind so alt wie die Menschheit selber. Theodor Lessing erzählt uns die erstaunlichsten Beispiele und präsentiert uns illustre Kronzeugen mit wunderlichen Marotten. Wie gerne identifizieren wir uns mit den Altvorderen, je exzentrischer sie uns anmuten, um so mehr trösten sie uns in unserem Grundgefühl der Ohnmacht. Ohnmacht gegenüber der als Terror empfundenen Geräuschskala des Alltags, deren virtuose Bandbreite sich jeder Aufzählung entzieht.
Die Lage ist ernst, aber weniger hoffnungslos, wenn man sie mit Mitteln der Satire aufs Korn nimmt wie Horst Brandstätter. Nichts war reizvoller, als die schon 1908 Theodor Lessing zur Weißglut treibenden Lärmbelästigungen mit den heutigen ohrenbeglückenden Erfindungen in Vergleich zu setzen. Bierwagen mit vier – natürlichen – PS gegen Manta und Tuning, Klavier, genannt »das Leiserchen«, gegen Hightech-Sound mit Michael Jackson, die ersten, aufregend selten fahrenden Automobile gegen die tägliche Stop-and-go-Idylle der A 8. Und der damals höchstens bei Gewitter dröhnende Himmel gegen die Jet-Flotte von heute. Nichts als Fortschritt.
Wie wehrt man sich als friedlicher Hörer, als denkender Mensch, als Naturliebhaber? Zu welchen Verzweiflungsschritten, sprich Fluchtwegen – und wohin – entschließt man sich klugerweise? Horst Brandstätter, in der Maske des listigen Schwejk nicht weniger als in der des tumben Tors, erlebt die reinste Farce auf der Suche nach einem Ort, wo er ungestört seine so erfrischende, jeden Lärmgeschädigten zum Kampf gegen das Übel ermutigende »Schrift« in den stillen, keinem Ohr lästigen Laptop eingeben kann.
Das geschieht zu Badenweiler. Und in besonderer Achtung vor Theodor Lessing, den er mit dessen »Kampfschrift gegen die Geräusche unseres Lebens« als geistreichen, scharfzüngigen Kritiker und hochherzig sozial engagierten Intellektuellen wieder in Erinnerung ruft. Wer Unterhaltsamkeit sucht, der kommt vor allem in den Kapiteln »Geräusche« und »Rechtsschutz wider den Lärm« auf seine Kosten, – auch die Justiz hatte (hat?) offensichtlich einen Hang zum Lärmen. Welche Ursachen dem menschlichen Bedürfnis nach Lärm zugrunde liegen, erörtern die beiden ersten Kapitel, die psychologisch und soziologisch über den damaligen Stand der Wissenschaft hinaus bedenkenswerte Gültigkeit haben. Lessings »Psychologie der Betäubung« ist heute aktueller denn je.
Dass Lessings scharfer Blick, sein tiefes Gefühl für Gerechtigkeit und geistige Freiheit, der Infamie der Nationalsozialisten so zuwiderlief, dass sie ihn ermordeten, – auch dessen gedenkt Horst Brandstätter; sensibel leitet er von der Satire zur Tragik der Biografie über. Dennoch endet die Recherche nicht in der Vergangenheit. Da ist noch der »Badenweiler Marsch«, zwar eine Fußnote nur, halb Satire, halb bitterer Ernst, doch von der Art, wie Lessing sie vermutlich gutgeheißen hätte.
Der Band enthält die Schrift »Der Lärm – Eine Kampfschrift gegen die Geräusche unseres Lebens« von Theodor Lessing sowie den Essay »Badenwyler Marsch« von Horst Brandstätter; abgeschlossen wird er mit einer »Synopse für Neugierige«, in der der Leser Bekanntes und Unbekanntes aus dem Leben Theodor Lessings und dessen geschichtlich-kulturellem Umfeld aufspüren kann.
166 S., 1 Abb., geb., ISBN 3-932386-20-5, EUR 17,80 (D), 18,50 (A), sFr 32,30
Theodor Lessing, 1933 von den Nationalsozialisten ermordet, veröffentlichte seine »Kampfschrift gegen die Geräusche unseres Lebens« bereits 1908. Seither nie wieder aufgelegt, begleitet Horst Brandstätter sie mit einem Essay gegen die Harthörigkeit unserer Tage.
Was lebt, gibt Laut, und die Klagen über Lärm sind so alt wie die Menschheit selber. Theodor Lessing erzählt uns die erstaunlichsten Beispiele und präsentiert uns illustre Kronzeugen mit wunderlichen Marotten. Wie gerne identifizieren wir uns mit den Altvorderen, je exzentrischer sie uns anmuten, um so mehr trösten sie uns in unserem Grundgefühl der Ohnmacht. Ohnmacht gegenüber der als Terror empfundenen Geräuschskala des Alltags, deren virtuose Bandbreite sich jeder Aufzählung entzieht.
Die Lage ist ernst, aber weniger hoffnungslos, wenn man sie mit Mitteln der Satire aufs Korn nimmt wie Horst Brandstätter. Nichts war reizvoller, als die schon 1908 Theodor Lessing zur Weißglut treibenden Lärmbelästigungen mit den heutigen ohrenbeglückenden Erfindungen in Vergleich zu setzen. Bierwagen mit vier – natürlichen – PS gegen Manta und Tuning, Klavier, genannt »das Leiserchen«, gegen Hightech-Sound mit Michael Jackson, die ersten, aufregend selten fahrenden Automobile gegen die tägliche Stop-and-go-Idylle der A 8. Und der damals höchstens bei Gewitter dröhnende Himmel gegen die Jet-Flotte von heute. Nichts als Fortschritt.
Wie wehrt man sich als friedlicher Hörer, als denkender Mensch, als Naturliebhaber? Zu welchen Verzweiflungsschritten, sprich Fluchtwegen – und wohin – entschließt man sich klugerweise? Horst Brandstätter, in der Maske des listigen Schwejk nicht weniger als in der des tumben Tors, erlebt die reinste Farce auf der Suche nach einem Ort, wo er ungestört seine so erfrischende, jeden Lärmgeschädigten zum Kampf gegen das Übel ermutigende »Schrift« in den stillen, keinem Ohr lästigen Laptop eingeben kann.
Das geschieht zu Badenweiler. Und in besonderer Achtung vor Theodor Lessing, den er mit dessen »Kampfschrift gegen die Geräusche unseres Lebens« als geistreichen, scharfzüngigen Kritiker und hochherzig sozial engagierten Intellektuellen wieder in Erinnerung ruft. Wer Unterhaltsamkeit sucht, der kommt vor allem in den Kapiteln »Geräusche« und »Rechtsschutz wider den Lärm« auf seine Kosten, – auch die Justiz hatte (hat?) offensichtlich einen Hang zum Lärmen. Welche Ursachen dem menschlichen Bedürfnis nach Lärm zugrunde liegen, erörtern die beiden ersten Kapitel, die psychologisch und soziologisch über den damaligen Stand der Wissenschaft hinaus bedenkenswerte Gültigkeit haben. Lessings »Psychologie der Betäubung« ist heute aktueller denn je.
Dass Lessings scharfer Blick, sein tiefes Gefühl für Gerechtigkeit und geistige Freiheit, der Infamie der Nationalsozialisten so zuwiderlief, dass sie ihn ermordeten, – auch dessen gedenkt Horst Brandstätter; sensibel leitet er von der Satire zur Tragik der Biografie über. Dennoch endet die Recherche nicht in der Vergangenheit. Da ist noch der »Badenweiler Marsch«, zwar eine Fußnote nur, halb Satire, halb bitterer Ernst, doch von der Art, wie Lessing sie vermutlich gutgeheißen hätte.
Der Band enthält die Schrift »Der Lärm – Eine Kampfschrift gegen die Geräusche unseres Lebens« von Theodor Lessing sowie den Essay »Badenwyler Marsch« von Horst Brandstätter; abgeschlossen wird er mit einer »Synopse für Neugierige«, in der der Leser Bekanntes und Unbekanntes aus dem Leben Theodor Lessings und dessen geschichtlich-kulturellem Umfeld aufspüren kann.
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