Mittwoch, 18. November 2009

Einer trage des Anderen Last - Aus der Hospizarbeit

Natali Metzger
Dem Tag viel Leben geben. Das Kinderhospiz Löwenherz - Eindrucksvoller Bildband aus dem Kinderhospiz Löwenherz
Bethel-Verlag, 167 S., Ln. ISBN 978-3-935972-15-4, 39,90 Euro
"Einer trage des Anderen Last. Kaum etwas kann die Kultur in einem Hospiz und die Beziehungen zwischen Hospizgästen, Mitarbeitenden und ehrenamtlich Tätigen besser beschreiben als dieser programmatische Bibelvers." So fasst Bethels Vorstandsvorsitzender Pastor Friedrich Schophaus den Leitgedanken für die Hospizarbeit der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel zusammen. "Hospizarbeit heißt Nächstenliebe üben, bedingungs- und voraussetzungslos." In dem jetzt im Bethel-Verlag erschienenen Bildband "Dem Tag viel Leben geben" gibt die Fotodesignerin Natali Metzger aus Münster einen Einblick in diese besondere Arbeit im Kinderhospiz Löwenherz in Syke.
20 Tage und viele Nächte begleitete Natali Metzger schwerkranke Kinder, Pflegekräfte, Eltern und Geschwister mit ihrer Kamera. Das Ergebnis ist ein Bildband mit 120 Fotos, der das alltägliche Leben in dem Kinderhospiz bei Bremen aus der Nahaufnahme zeigt. Natali Metzger hat eine warme, freundliche und häufig sogar leichte Atmosphäre eingefangen -an einem Ort, den die meisten Menschen in Gedanken mit Tod und Sterben verbinden. In Hospizen für Erwachsene verbringen unheilbar kranke Menschen ihre letzten Tage und Wochen. In Kinderhospizen jedoch steht das Leben im Mittelpunkt. Es geht um die Unterstützung und Begleitung der gesamten Familie. Die Mitarbeitenden in den Hospizen ermöglichen Kindern und ihren Familien, die noch verbleibende Zeit gemeinsam möglichst positiv zu gestalten. Viele verbringen nur einige Zeit im Kinderhospiz und kehren dann nach Hause zurück - mit neuer Kraft, aber auch besser vorbereitet auf den endgültigen Abschied.
Bilder mit Kindern - und nicht über sie - ermöglichen einen liebevollen, unvoreingenommenen Zugang zu einem sehr schweren Thema, nämlich dem leidvollen Leben schwerstkranker Kinder und ihrer Familien. Auch das gehört zum menschlichen Leben und braucht seinen Raum, vor allem aber die Achtung der Menschenwürde bis zuletzt. Dafür steht das Kinderhospiz Löwenherz, und das wird in diesem Buch eindrucksvoll anschaulich.
Löwenherz ist das einzige Kinderhospiz in Niedersachsen und Bremen. Hier finden jährlich bis zu 150 schwerstkranke Kinder und deren Familien Hilfe, Begleitung und Unterstützung. Das Kinderhospiz ist einer von fünf Standorten, an denen sich Bethel in der stationären Hospizarbeit engagiert.
In seinem Geleitwort zu dem Bildband formuliert Pastor Friedrich Schophaus: "Wir setzen uns ein für die Würde des Menschen bis zuletzt, und das bedeutet, auch dem Leben Raum geben bis zuletzt, todkranken Menschen beistehen, ihnen Zeit und Zuwendung geben, da sein auch für Angehörige und Freunde, eben einer trage des anderen Last" ... Mehr zum Buch und Bilder - Webseiten des Kinderhospizes Löwenherz - siehe auch Videos in der rechten Spalte dieses Blogs und im Blog Kinderkreativität

Herbert Scheuring
Wege durch die Trauer
180 S., brosch., ISBN 978-3-429-02592-2, € 9,90 (D), CHF 18.50, € 10,20 (A)
Es gibt nicht nur einen Weg durch die Trauer. Es gibt viele Wege, denn jeder Mensch trauert anders. In diesem Sinne möchte das vorliegende Buch Trauernden in schwieriger Zeit beistehen. Es berichtet über Menschen, die ebenfalls einen schweren Verlust erlitten haben; es gibt Auskunft darüber, was in der Zeit zwischen Tod und Beisetzung zu tun ist und wie der Abschied von einer geliebten Person gestaltet werden kann; und es stellt Menschen vor, die Trauernden Hilfe und Begleitung anbieten (ergänzt durch ein weiterführendes Adressenverzeichnis im Anhang).
Auf einfühlsame Weise gelingt es dem Autor, zwei manchmal unvereinbar scheinende Welten miteinander zu verbinden: die Trauer und das Weiterleben; und für den Gedanken zu öffnen, daß Trauer nicht das Ende der Liebe bedeutet, sondern ihre Fortsetzung.

Herbert Scheuring
Mit der Trauer leben - Von Abschied und Neubeginn
288 S. mit 28 Schwarzweißfotos, brosch., ISBN 978-3-429-02960-9, € 9,95 (D), CHF 18.60, € 10,30 (A)
Dieses Buch beschreibt, wie die Trauer das Leben verändert und wie es gelingen kann, mit der Trauer zu leben. Es stellt unterschiedliche Personen vor, die darüber berichten, was sie belastet und was ihnen geholfen hat. Die Trauer um einen geliebten Menschen tut weh. Wie verarbeitet man diesen Verlust? Jeder auf seine Weise. Davon erzählen die 28 Geschichten in diesem Buch.
Herbert Scheuring, Dr. phil., geboren 1960, ist Redakteur der Tageszeitung Main-Post (Würzburg), in der auch seine für dieses Buch zusammengestellte Artikelserie "Mit der Trauer leben" erstmals zu lesen war.

Elisabeth Kübler-Ross
Kinder und Tod
Knaur TB, 304 S., ISBN 978-3-426-78112-8, EUR (D) 8,95
Wie gehen Kinder mit dem Tod um? Anhand von Erlebnissen, Gesprächen und Briefen beschreibt die bekannte Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross auf einfühlsame Weise, was der Tod für Kinder bedeutet, welche Stadien todkranke Kinder durchlaufen und wie Eltern ihnen die Angst vor dem Sterben nehmen können.
Ein informatives Buch, das wertvolle Einblicke gewährt, Ratschläge gibt und Trost spendet.
Die Autorin: " ... Elisabeth Kübler-Ross wurde am 8.Juli 1926 als eine von drei Drillingsschwestern geboren und wuchs in der Nähe von Zürich auf. Nach dem Krieg studierte sie Medizin und arbeitete kurze Zeit als Landärztin. Nach ihrer Heirat ging sie in die USA und begann dort 1958 ihre Fachausbildung für Psychiatrie. 1965 übernahm sie eine Professur an der Universität Chicago. 1969 erschien ihr erstes Buch «Interviews mit Sterbenden», das sie weltweit berühmt machte. Damit brach sie mit dem Tabu, das Sterben als einen wesentlichen Teil des Lebens aufzufassen. Die Hospizbewegung, Sterbebegleitung und Selbsthilfegruppen für Trauernde verdanken sich ihrer Initiative ... " Mehr zur Autorin

Außerdem in diesem Blog:
Sabine Meinig: Wenn Kinder sterben - Die Arbeit im Kinderhospiz

Montag, 16. November 2009

Eine kreative Synthese westlicher Psychotherapie und östlicher Buddhismus - Robert Hartzema

Robert Hartzema
Innere Kraftquellen - Wege zum Ursprung
aus dem Niederländischen von Ariel Laming, kt., 212 S., ISBN-10: 3-8251-7388-7, ISBN-13: 978-3-8251-7388-3, 15,50 EUR
Tief im Herzen weiß jeder, dass sich hinter den vielerlei Fassaden und Masken, mit denen wir uns umgeben, Ängste, Frustrationen und Gefühle der Ohnmacht verborgen halten. Sie verhindern, dass wir mit der inneren Kraft in Kontakt kommen, die in jedem von uns lebt. Natürlich können wir uns hinter unserer Arbeit verschanzen oder Tagträumen nachhängen, doch wenn wir echte innere Entwicklung suchen, müssen wir zunächst unsere persönliche Wirklichkeit akzeptieren lernen. Wer diese Konfrontation wagt, gelangt zu einem Grundvertrauen gegenüber sich selbst. Er kommt in Berührung mit dem tiefsten Verlangen nach Intimität, Kontakt, Autonomie und Ausdruck, die die Basis der inneren Kraft bilden. Wer aus dieser Kraft zu leben lernt, kommt zu einer neuen Beziehung mit anderen Menschen, seiner Umwelt und sich selbst.Anhand von zahlreichen Beispielen und Übungen nimmt dieses Buch den Leser mit in einen Prozess des »Auftauens« persönlicher Beschränktheiten und führt ihn zur Erfahrung der eigenen Energie und inneren Souveränität. Es ist eine kreative Synthese zwischen praktischen Erkenntnissen der westlichen Psychotherapie, des Buddhismus und anderer spiritueller Strömungen.

Das Sein erfahren - Strategien innerer Befreiung
kt., 128 S., ISBN-10: 3-8251-7448-4, ISBN-13: 978-3-8251-7448-4, 13,90 EUR
Farben, Bilder, Geräusche und Gefühle bieten einen grenzenlosen Reichtum an Erfahrungen, der überall und immer verfügbar ist. Wir könnten also die grenzenlose Offenheit und kreative Dynamik des Lebens genießen und Befriedigung in unserem persönlichen Sein finden. Dennoch fühlen wir uns oft isoliert, im Griff von Ängsten aus der Vergangenheit oder Sorgen um die Zukunft. Ohne klare Erkenntnis der Kräfte, die unser Leben zu bestimmen scheinen, werden wir zunehmend frustriert und unsicher. In diesem Buch wird Schritt um Schritt zurückgegangen zu den Wurzeln, wie es dazu kam, dass wir uns so abschließen und einschränken gelernt haben. So entdecken wir die hemmenden Muster in unserem Bewusstsein und es entstehen Öffnungen hin zu einer umfassenderen Wirklichkeit, die durch die innere Freiheit charakterisiert ist, uns dem Reichtum des Lebens in seiner vollen Intensität zu stellen.
»In jedem Moment, den wir erleben, ist ein unvorstellbarer Reichtum an Erfahrungen da: Geräusche, Bilder, Gefühle, Gedanken, Gerüche und körperliche Empfindungen. Diese Fülle ist so überwältigend groß, dass wir gelernt haben, ständig eine Auswahl daraus zu treffen; wir achten auf ein bestimmtes Bild, ein Geräusch, einen Gedanken und schließen all das andere gewissermaßen aus. Doch abgesehen davon, dass wir eine bestimmte Auswahl treffen, können wir auch bemerken, dass die Qualität der Erfahrungen stets wechselt. Im einen Moment horchen wir auf etwas, doch alles bleibt flach, distanziert und dringt eigentlich nicht wirklich zu uns durch. Doch dasselbe Geräusch kann in einem anderen Moment eine sehr vielsagende Bedeutung annehmen und uns auf einer tiefen Ebene berühren.«
Inhaltsverzeichnis: Neue Räume eröffnen - Erfahrungen und Gedanken - Zwischen zwei Gedanken - Die Dynamik der Zeit - Das persönliche Drama - Unsicherheit und Angst - Abstand und Intimität - Liebe und Wut - Helligkeit und Erstaunen Noch kein Inhaltsverzeichnis vorhanden

Der Weg zur inneren Freiheit. Ängste entdecken - Blockaden auflösen - Sicherheit finden
kt., 320 S., ISBN-10: 3-8251-7483-2, ISBN-13: 978-3-8251-7483-5, 19,90 EUR
Was bereits in den beiden vorgenannten erfolgreichen Büchern entwickelt wurde, findet hier eine geniale Synthese: die Kunst, die prägenden Grundmuster und Motive des eigenen Lebens zu erkennen, sie zu hinterfragen und schließlich zu verwandeln. Der Psychotherapeut Robert Hartzema stieß im Laufe seiner Arbeit auf sechs Basisthemen, die unserer Existenz zugrunde liegen und von deren gesunder Entwicklung unsere gesamte seelische Harmonie und Souveränität abhängen. Manche dieser Bereiche blieben unausgebildet, wurden beschädigt oder traumatisiert. Und diese seelischen Schwachstellen hindern uns daran, unser Leben voll in den Griff zu bekommen.
In klarer, einfacher Sprache und systematischem Aufbau, kombiniert mit Übungen und Meditationen, führt Robert Hartzema den Leser auf einen faszinierenden Weg innerer Befreiung durch Selbsterkenntnis und Selbstverwandlung.
»In dem Bewusstwerdungsprozess, den ich selbst durchlaufen habe, und durch meine Arbeit mit Menschen in den letzten fünfundzwanzig Jahren wurde mir allmählich deutlich, dass es eine Reihe von Themen gibt, mit denen wir alle zu ringen haben:

1. Sicherheit: die Basis des Vertrauens und Selbstvertrauens
2. Intimität: sich wirklich mit einem anderen Menschen und mit sich selbst verbinden lernen
3. Autonomie: wagen Sie es, ganz und gar Sie selbst zu sein
4. Identität: den eigenen Weg in der Beziehung zu anderen, zur Arbeit und der Welt gehen
5. Sexualität: das Erfahren sexueller Energie und das Eingehen einer sexuellen Beziehung
6. Freiheit: sich von hindernden Mustern, Ängsten und Überzeugungen aus der Vergangenheit lösen können.

Diese sechs Themen manifestieren sich in Ihrer Entwicklungsgeschichte von der Empfängnis bis zur Gegenwart, und sie spielen Ihr ganzes Leben lang eine entscheidende Rolle. Sie liegen der Basis Ihrer Existenz zugrunde, als Grundbedingung, das Leben leben zu können, und doch sind sie oft beschädigt oder Sie haben eines davon fast nicht entwickeln können. Und durch diese Verwundung bzw. Entbehrung sind bestimmte schmerzhafte Stellen bzw. Überlebensstrategien entstanden, die Ihnen Ihr ganzes Leben lang Streiche spielen können. In der Arbeit mit meinen Klienten und Studenten im Rahmen einer psychosozialen Ausbildung zeigte es sich, dass die Arbeit mit diesen sechs Themen zu einer grund-legenden Klärung in Bezug auf das Durchschauen der Vergangenheit führt. Studenten berichteten, dass sie erst jetzt zum ersten Mal bestimmte Muster in sich selbst verstehen und dadurch verändern konnten. Diese sechs Themen geben nicht nur einen einfachen Rahmen, in dem ich als Therapeut mit Menschen arbeiten kann, sie machen vor allem Ihr eigenes Leben durchsichtiger und vermitteln Ihnen eine praktische psychologische Erkenntnis Ihrer selbst. Und das wirkliche Durchschauen Ihrer Unfreiheiten schafft von selbst eine größere Freiheit im Leben und Lieben ...«

Robert Hartzema ist Verlagsleiter in den Niederlanden und war lange Jahre Direktor eines tibetischen buddhistischen Studienzentrums. Heute ist er Therapeut und Dozent an einer psychologischen Ausbildungsstätte. Er veröffentlichte mehrere Bücher zum Thema Lebenshilfe sowie ein Jugendbuch.

Sonntag, 15. November 2009

Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom - ADHS-Konferenz

"ADHS: Eine der größten Kontroversen in der Geschichte des Fachgebiets Kinder- und Jugendpsychiatrie", sagt zu Recht Peter Riedesser (1). Leider spielt sich diese Kontroverse immer mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Immer häufiger verkümmert der eigentlich fruchtbare öffentliche Diskurs zu unkritischer, einseitig schulmedizinisch ausgerichteter und Pharma-gesponserter Darstellung, die Eltern, Lehrer und Erzieherinnen vorschnell auf eine biologistische Sicht kindlichen Verhaltens lenkt und sowohl die eigene Beteiligung am kindlichen Seelenleben und Verhalten, als auch das introspektive, empathische Verstehen der wirklichen Nöte unserer Kinder aus dem Blickfeld verliert.
Unsere "Schnellfeuer-Kultur" (DeGrandpre, 2) verändert das Bewusstsein auch unserer Kinder und fordert ihren Preis, auch mit der zunehmenden Einnahme von Psychpharmaka. Eine ganze Generation wird krankgeschrieben, denn ADHS ist genau die "Krankheit", die in diese Kultur passt.
Mit der zunehmend einseitig-biologistischen Sicht und Behandlung der seelischen Nöte unserer Kinder wird immer mehr von ihnen eine verstehende, die wirklichen psychischen Hintergünde und systemischen Zusammenhänge ihrer Nöte und Störungen ernstnehmende gesellschaftliche Verantwortlichkeit vorenthalten - ein weithin ausgeblendeter Skandal. Offensichtlich hat man lieber kranke als unglückliche Kinder (Wenke, 3) - Zu den Webseiten der ADHS-Konferenz ... siehe auch in unserem Ratgeber Kinderbuch

(1) P. Riedesser in: Leuzinger-Bohleber/Brandl/Hüther (Hg.): ADHS - Frühprävention statt Medika- lisierung. Vandenhoeck&Ruprecht 2006
(2) R. DeGrandpre: Die Ritalingesellschaft. Beltz 2002
(3) M. Wenke: ADHS: Diagnose statt Verständnis? Brandes&Apsel 2006

Freitag, 13. November 2009

Redehemmung (Mutismus)

Boris Hartmann (Hsg.)
Gesichter des Schweigens - Die Systemische Mutismus-Therapie. SYMUT als Therapiealternative
Schulz Kirchner Verlag, Reihe: Logopädie Einzelausgaben, 312 S., kt., ISBN 978-3-8248-0336-1, EURO: 31.95 - E-Book PDF: ISBN 978-3-8248-0676-8
Was ist Mutismus? Welche Auswirkungen hat er auf die Eltern, die Geschwister, auf die Betroffenen selbst? Ist eine Therapie notwendig oder sollte man auf eine selbständige Abschwächung des angstbedingten Schweigens hoffen? Wer vom Mutismus betroffen ist oder aus der Elternper­spektive den Weg in den Rückzug mitverfolgt, spürt die Gefährdung einer gesamtpersonalen Entwicklungshemmung, auch wenn Fachleute immer noch auf eine verlängerte Trotzphase verweisen, den Mutismus mit Schüchternheit verwechseln oder das Prinzip Gelassenheit propagieren, um auf Zeit zu setzen. Mutismus hat aber keine Zeit. Schweigen bedeutet Isolation, erzeugt die ersten Einbußen in der Lebensqualität bereits im frühen Kindesalter und wird, wenn eine Therapie die kommunikative Öffnung nicht herbeizuführen vermag, zu einer komplexen Lebenssackgasse im Jugend- und Erwachsenenalter mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer depressiven und/oder angstinduzierten Selbstgefährdung.
In der Fachliteratur sind Lebenswege von schweigenden Menschen ausschließlich in Falldarstellungen, so genannten Kasuistiken, zu finden. Eine Beschreibung der alltäglichen Lebensbewältigung aus der Sicht der Selbstbetroffenheit sucht man vergeblich. Diese Lücke in der qualitativen Sozialforschung wird nun geschlossen, indem Eltern und Betroffene selbst zu Wort kommen. In zehn (Auto-)Biographien werden in zum Teil bedrückender Weise die psychosozialen Konsequenzen des Schweigens im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter geschildert. Darüber hinaus verdeutlichen die unterschiedlichen Behandlungsverläufe die weit verbreitete Unspezifität der therapeutischen Versorgung von Schweigenden, aber auch: das System Mutismus.
An dieser Stelle setzt die in eigener Praxis entwickelte Systemische Mutismus-Therapie, abgekürzt SYMUT, an. Mit der Darstellung der einzelnen Therapiemodule und der Didaktik des vierstufigen Behandlungsmodells wird eine direktiv auf das Sprechen ausgerichtete Behandlungsmethode aufgezeigt, die Aspekte des Spracherwerbs ebenso berücksichtigt wie aufrechterhaltende Erziehungsmuster des familiären Systems. Dabei zeigt sich: Leben mit Mutismus ist - kein Schicksal! Das vorliegende Buch will Mut machen. Erfreuliche Entwicklungen zeugen davon, dass Mutismus nichts Schicksalhaftes ist.
Der Autor: Dr. Boris Hartmann studierte Sprachheilpädagogik und Heilpädagogische Psychiatrie in Köln. Er ist niedergelassener Sprachtherapeut, Publizist, Dozent von Fortbildungen und Lehrbeauftragter der Universität Fribourg/CH. - Leseprobe auf den Verlagsseiten ... Mutismus Selbsthilfe ... Mutismus Blog: die welt aus der sicht einer schweigsamen

Kinder mit Redehemmungen

Rainer Bahr
Wenn Kinder schweigen - Redehemmungen verstehen und behandeln lernen. Ein Praxisbuch
Patmos Verlag, 160 S., ISBN: 978-3-491-40135-8, 14,90 € (D), 26,50 SFr (CH), 15,40 €(A)
Sie schweigen beharrlich in fremder Umgebung, obwohl sie als normal entwickelte Kinder eigentlich sprechen könnten und dies in vertrautem Rahmen auch tun: Kinder mit selektivem Mutismus. Gerade in Schule und Kindergarten, beim Arztbesuch löst ihr Verhalten oft Irritationen, Verunsicherung und Unverständnis aus. Was sind die Ursachen dieser bisher wenig verstandenen Angst- und Kommunikationsstörung? Warum gestaltet sich die Begegnung mit diesen Kindern so ausgesprochen schwierig? Dieses Buch erklärt kompetent und gut verständlich das Phänomen des selektiven Mutismus mit seinen Facetten und Ursachen. Es zeigt, wie Eltern und Lehrer durch eine Vielzahl von Spielen und Arbeitsformen einen kommunikativen Zugang zu ihren Kindern bzw. Schülern finden, die achtsam begleiten und emotional unterstützen können. - Mutismus Selbsthilfe ... Mutismus Blog: die welt aus der sicht einer schweigsamen

Donnerstag, 12. November 2009

Alzheimer - eine gesellschaftliche Herausforderung

Rüdiger Dammann, Reimer Gronemeyer
Ist Altern eine Krankheit? - Wie wir die gesellschaftlichen Herausforderungen der Demenz bewältigen
Campus Verlag 2009, 227 S., EAN 9783593389684, € 17,90
Demenz ist eine Zeitbombe, die inmitten unserer Gesellschaft tickt. Wir werden immer älter, und das führt dazu, dass immer mehr Menschen von Demenz betroffen sind. Doch wir stehen dem Leiden, dessen Ursachen nach wie vor nicht geklärt sind, oft hilflos und nicht ausreichend informiert gegenüber. Zugleich ist in der Öffentlichkeit ein falsches, bloß medizinisches Verständnis der Demenz verbreitet. Das hat weit reichende ökonomische und soziale Folgen. Jährlich werden weltweit Milliardensummen in die medizinische Bekämpfung der Demenz gesteckt, obwohl eine Therapie nicht in Sicht ist. Es ist daher höchste Zeit, den medizinischen Ansatz zu hinterfragen und andere Wege des Umgangs mit der Demenz zu erkunden.
Rezension auf dradio (Auszg): " ... Es gilt sich ein Beispiel zu nehmen an dem Orden der "Katholischen Schwestern von Notre Dame", die für ihren außergewöhnlich hohen Altersdurchschnitt bekannt sind. Untersuchungen von Alterforschen belegten, dass die untersuchten Frauen bis ins hohe Alter geistig fit und aktiv waren. Kognitive Einbußen zeigten sie bei keinem der durchgeführten Tests, vielmehr schnitten sie überdurchschnittlich ab. Zeichen einer Demenz fand sich bei ihnen erst nach ihrem Tod, dann nämlich als die Forscher ihre Gehirne untersuchten und darin die für Alzheimer typischen krankhaften Veränderungen fanden. Was zeigt, handeln wir nicht und überlassen die Betreuung der wunderlich gewordenen Menschen nur noch den "Spezialisten", dann bewegen wir uns im Schnelltempo auf eine wenig lebenswerte Welt zu ... " Zur Rezension

Mittwoch, 11. November 2009

Der Heilpädagoge Henning Köhler

Vom Wunder des Kindseins
TB, 80 S., ISBN-10: 3-7725-1266-6, ISBN-13: 978-3-7725-1266-7, 8,90 EUR
Ich glaube, dass in viel mehr Fällen als wir denken, die voreilige Vermutung, es liege Erziehungsversagen oder eine Entwicklungsstörung vor, sobald sich ein Kind ungewöhnlich benimmt, einen Teufelskreis in Gang setzt, und dass in vielen Fällen erst diese Vermutung und alles was aus ihr folgt, zu den wirklich krank machenden Prozessen führt. (Henning Köhler )
Henning Köhler macht in diesem Buch darauf aufmerksam, wie wichtig es gerade heute ist, wirklich Kind sein zu können. Dies gilt in besonderem Maße auch für die so genannten Sorgenkinder, denen er sich in seinen Überlegungen zum Thema Therapie, Erziehung und Heilung im neuen Teil dieses Buches widmet: Die Idee der Kindheit – welchen Auftrag bringen Sorgenkinder mit?
Die Kraft des Verstehens ist die eigentlich heilende Kraft. Alle Maßnahmen sind sinnlos, wenn nicht die Kraft der Liebe wirkt. Und Liebe ist nicht etwas Verschwommenes und Sentimentales … Liebe heißt nämlich zunächst einmal Interesse. Und Interesse, Aufmerksamkeit sind Qualitäten, die man erringen kann.

Schwierige Kinder gibt es nicht - Plädoyer für eine Umwandlung des pädagogischen Denkens
geb., 179 S., ISBN-10: 3-7725-2164-9, ISBN-13: 978-3-7725-2164-5, 10,00 EUR
In Erziehungsfragen breitet sich heute eine Krisenstimmung aus, die sich manchmal bis zu Kassandrarufen einer bevorstehenden Katastrophe steigert. Das Unbehagen rührt vor allem daher, dass immer mehr Kinder so genannte Verhaltensstörungen oder –auffälligkeiten zeigen und als erzieherisch schwer führbar gelten. Henning Köhler geht der Frage nach, ob tatsächlich die Kinder immer schwieriger werden oder ob die allgemeine Bewusstseinslage und die gesellschaftlichen Verhältnisse auf eine für Kinder unerträgliche Situation zutreiben: Wer oder was ist hier eigentlich «schwierig»?
Köhler stellt gewohnte Denkschablonen in Frage und umreißt in Grundzügen einen spirituell vertieften Erziehungsbegriff, der aus der gegenwärtigen Sinnkrise herausführen könnte. Henning Köhler zeigt auf, dass die Schwierigkeiten der Kinder im Grunde die Schwierigkeiten der Erwachsenen und die zunehmende Entfremdung in unserer Umwelt sind. Er stellt herkömmliche Erklärungsmusterin Frage und plädiert für eine am Kind, weniger am Willen der Erwachsenen orientierte Pädagogik. Ein wichtiges Buch für alle Eltern.
»Sehr oft stehen wir vor dem Problem, dass Eltern sich ihrer privilegierten Rolle als unersetzliche Vertrauenspersonen des Kindes gar nicht bewusst sind. Sie lassen die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, dann brachliegen.« (Henning Köhler)

War Michel aus Lönneberga aufmerksamkeitsgestört? Der ADS - Mythos und die neue Kindergeneration
kt., 296 S., ISBN-10: 3-7725-1937-7, ISBN-13: 978-3-7725-1937-6, 18,50 EUR
«ADS», Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, so lautet die häufigste Diagnose in kindertherapeutischen Sprechzimmern. Doch Vorsicht:Hinter dieser Feststellung verbirgt sich nur allzu oft eine auf physikalisch-chemische Prozesse reduzierte Sichtweise, die an der eigentlichen Realität der Kinder vorbeigeht. Henning Köhler zeigt die Schwächen und Widersprüche dieses eindimensionalen Menschenbildes auf und macht den Eltern Mut, ihre Kinder liebevoll wahrzunehmen und zu einer wesensgemäßen Therapie beizutragen.
Immer häufiger hören Eltern, die mit ihrem «Zappelphilipp» in die Sprechstunde kommen, die Diagnose «ADS». Was ist ADS eigentlich, warum wird es immer häufiger diagnostiziert und mit Medikamenten «therapiert»? Diesen, viele besorgte Eltern umtreibenden Fragen geht Henning Köhler in seinem neuen Buch nach. Er betrachtet dabei kritisch die gegenwärtige Medizin, die auffälliges Verhalten mit gehirnphysiologischen oder chemischen Prozessen identifiziert und dabei das Wesen einer neuen Kindergeneration vollständig ignoriert. Köhler diagnostiziert in der ADS-Symptomatik eine Signatur unserer immer mehr in materialistische Sichtweisen verfallenden Zeit. Im zweiten und dritten Teil seiner Darstellung gibt Köhler den Eltern Hilfestellung für das Verständnis und die Therapie der so genannten «ADS-Kinder». Dabei gilt es sowohl Begabungen zu erkennen und zu fördern wie auch Schwächen liebevoll wahrzunehmen und zu heilen.

Von ängstlichen, traurigen und unruhigen Kindern - Eine Orientierung für Eltern und Erzieher
7.Auflage für Oktober 2009 geplant, geb., 154 S., ISBN-10: 3-7725-1186-4, ISBN-13: 978-3-7725-1186-8, 17,50 EUR
Henning Köhler beschäftigt mit Erziehungsproblemen des ersten und zweiten Jahrsiebts. Dabei wendet er sich in einer klaren, eher dem Beratungsgespräch angelehnten Sprache direkt an die Eltern und Erzieher. Es geht ihm besonders um die Problematik der ängstlichen, traurigen und unruhigen Kinder. Anhand dieser entwickelt er aber auch eine Grundfrage jeglicher Erziehung: Welche Beziehung hat das Kind zu seinem höheren Wesen, zu seinem Engel? Ist es möglich, daß der Erzieher diese Beziehung wahrnehmen und unterstützen kann?
Henning Köhler macht deutlich, daß gerade beim unruhigen und ängstlichen Kind eine gestörte Beziehung des Kindes zu seinem höheren Wesen vorliegt. Eine grundlegende Hilfestellung bietet Köhler dadurch an, daß er die Eltern und Erzieher darauf aufmerksam macht, wie eine gesunde Beziehung des Kindes zu seinem höheren Wesen wiederhergestellt werden kann. Dies geschieht insbesondere dadurch, daß das Kind zu seinen Leibessinnen (Tastsinn, Lebenssinn, Bewegungssinn, Gleichgewichtssinn) in ein gesundes Verhältnis gebracht wird. Es läßt sich nämlich feststellen, dass gerade bei unruhigen, traurigen und ängstlichen Kindern diese Beziehung empfindlich gestört sein kann. Erst wenn das Kind in ein harmonisches Verhältnis zu seiner Leiblichkeit und insbesondere den Leibessinnen gebracht wird, kann es wieder den Anschluß an sein höheres Wesen finden.

Die stille Sehnsucht nach Heimkehr - Zum Verständnis der Pubertätsmagersucht
kt., 240 S., ISBN-13: 978-3-7725-1560-6, 18,90 EUR
»Alles, was dazu geforscht und entwickelt wurde, ist hier sorgfältig zusammengetragen und durchgehend mit den persönlichen Erfahrungen des Autors verknüpft.« (info3)
»Henning Köhler gelingt es in einer sympathisch-bescheidenen Weise, seine langjährigen Erfahrungen in der Therapie mit magersüchtigen Mädchen erlebbar darzustellen.« (Erziehungskunst)



Jugend im Zwiespalt - Eine Psychologie der Pubertät für Eltern und Erzieher
kt., 256 S., ISBN-13: 978-3-7725-2519-3, 15,90 EUR
Henning Köhler zeigt die Ursachen der Pubertätskrise auf und gibt Eltern und Erziehern Anregungen, wie man durch eine gesprächsbereite und selbstkritische Haltung den jungen Menschen in diesem Lebensabschnitt helfen kann.
Inhaltsverzeichnis:
Spurensuche. Jugendfrage und Menschenbild: Entwicklung zwischen
Bedingtheit und Freiheit. Das Ich: fixe Idee oder Realität?
Der Weg zum Herzen. Die Pubertätskrise im Licht der frühen Kindheit: Vorbemerkungen zur Symptomatologie. Wandlungen der Selbst- und Welterfahrung
Anatomie einer Krise. Seelische Beobachtungsresultate aus der Jugendarbeit und Ratschläge für Eltern und Erzieher: Güte, Schönheit, Wahrheit?
Schattenreiche. An die Eltern
Anhang. Drei Kolumnen und ein Märchen

Vom Rätsel der Angst - Wo die Angst begründet liegt und wie wir mit ihr umgehen können
Ln., 171 S., ISBN-10: 3-7725-1061-2, ISBN-13: 978-3-7725-1061-8, 15,90 EUR
Angst ist für die meisten Menschen ein Zustand, den sie tunlichst vermeiden oder möglichst schnell beseitigen möchten. Henning Köhler geht mit sorgsamer seelischer Beobachtung auf dieses Phänomen ein und stellt dabei fest, dass wir die Angst für ein gesundes Seelenleben sehr wohl benötigen: Angst befähigt uns, unsere Beziehungs- und Zuwendungsfähigkeit zu steigern und zu vertiefen. Gefährlich und krank machend wirkt hingegen die Angst vor der Angst.
Henning Köhler macht deutlich: Stärkung der Seele gegenüber der Angst bedeutet nicht, die Angst zu beseitigen, sondern vielmehr, sich ihr aussetzen, sie als einen Bestandteil in das Seelenleben integrieren zu können.
Inhaltsverzeichnis:
Vom Wesen der Angst
Umriss der Fragestellung: Ist Angst etwas Schlechtes?
Die Unheimlichkeit des Seins
Der Mut zur Niederlage: Vom wahren Wohlstand oder: Jeder ist mal ein Feigling gewesen
Angst – Schlaf – Kindheit: Die Belehrung des Wachbewusstseins durch das Schlafbewusstsein

Vom Ursprung der Sehnsucht - Die Heilkraft von Kreativität und Zärtlichkeit
geb., 218 S., ISBN-10: 3-7725-2163-0, ISBN-13: 978-3-7725-2163-8, 10,00 EUR
Eine engagierte Darstellung der schöpferischen Sehnsuchtskräfte im Menschen. Henning Köhler beschreibt die lebendigen Prozesse zwischenmenschlicher Beziehungen und den Aspekt der Liebe als Qualität des Verstehens.
Henning Köhler zeigt die krank machenden Gewohnheiten und gesellschaftlichen Verhaltensweisen unserer Gegenwart auf und fragt nach der Qualität des Eros, die ursprünglich in der Jugendzeit erwacht. Eros ist diejenige Kraft im Menschen, die Kreativität und Zärtlichkeit miteinander verbindet. Zugleich führt sie zu einem unmittelbaren Verstehen des anderen Menschen. Diese heilende, eine Wesensbeziehung stiftende Kraft wiederzuentdecken und im therapeutischen wie im gesellschaftlichen Bereich zugänglich zu machen ist das Anliegen des Buches. In diesem Sinne kann es auch als Manifest bezeichnet werden – ein Manifest für die Liebe.
»Ich behaupte und versuche zu begründen, dass die Quelle der Kreativität dieselbe ist, aus der auch die Liebefähigkeit erfließt.« (Henning Köhler)


Henning Köhler: geb. 1951, verheiratet, zwei Kinder, Heilpädagoge, Kinder- und Jugendtherapeut in eigener Praxis nach vorangegangenen Lehrjahren als Heimerzieher, Kleinklassenlehrer, klinischer Heilpädagoge und in der freien Jugendarbeit, ausgedehnte Lehr- und Vortragstätigkeit im In- und Ausland, zahlreiche Beiträge in Zeitschriften und Anthologien, sowie im Rundfunk. Entwurf und Installation des berufsbegleitendenden Qualifikationslehrgangs für integrative Aufgaben im FBW Rheinland und der berufsbegleitenden Zusatzausbildung zum Pädagogischen Berater am JKI. Mitbegründer der Fulbertus-Akademie für Sozialpädagogik in Erftstadt.Henning Köhler gründete 1986 die Heilpädagogische-Therapeutische Ambulanz, diese bildet seit 1987 einen Teil des Janusz-Korczak-Insitutes. Er hat es sich zur Aufgabe gestellt, Kindern und Jugendlichen zu helfen, deren Probleme sich als sogenannte Entwicklungsstörungen bzw. als Verhaltensauffälligkeiten äußern. Durch zahlreiche Buchveröffentlichungen bekannt. - Janusz-Korczak-Institut

Montag, 9. November 2009

Arzt-Patient-Verhältnis

Prof. Dr. Linus Geisler
Arzt und Patient - Begegnung im Gespräch
aktualisierte Neuauflage 2008
Die "sprechende Medizin" ist als Gegengewicht zur High-Tech-Medizin ein Gebot der Zeit. Denn, so der Autor, "eine sprachlose Medizin ist letztlich eine inhumane Medizin". Das Buch Arzt und Patient – Begegnung im Gespräch baut auf der Erkenntnis auf, dass die Sprache das wichtigste Instrument des Arztes ist, er aber vielfach Schwierigkeiten im Umgang mit diesem Instrument hat.
Der Autor, Professor für innere Medizin, ist ein profunder Kenner der Materie; er zeigt in seinem Buch konkrete Wege zur Lösung dieses Problems auf. Abgestimmt auf den ärztlichen Alltag des niedergelassenen und klinisch tätigen Arztes, gibt er zunächst eine Einführung in die Kommunikationspsychologie und ärztliche Gesprächstechnik. Der spezielle Teil des Buches enthält klare Konzepte für das Gespräch zwischen Arzt und Patient in den verschiedensten Situationen. Damit weist das Buch sowohl dem Arzt als auch dem Patienten Wege zum gegenseitigen Verstehen durch das Gespräch. - Die 8. Neuauflage bestellen im pmi Verlag

Internet-Version der 3. erw. Auflage, Frankfurt a. Main, 1992 - Online-Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis von Peter Hoffmann/Pharma Verlag Frankfurt

Sprechend ist der ganze Mensch
gegenwärtig, und so kann es
nicht ausbleiben, dass sich in
der Sprache alles Menschliche
bezeugt, niederschlägt und
ablagert. Das Menschliche, das
Allzu-Menschliche und auch das
Unmenschliche. (Dolf Sternberger)

Bekenntnis - statt eines Vorworts
* Statt zuzuhören, habe ich gesprochen.
* Weil ich die falschen Fragen gestellt habe, habe ich nicht die richtigen Antworten erhalten.
* Ich habe meine Patienten missverstanden, weil ich die verschiedenen Botschaften des Sprechens nicht erkannt oder verwechselt habe.
* Statt Empathie entgegenzubringen, habe ich mich "professionell" verhalten.
* Statt den Patienten anzunehmen, habe ich ihn abgewiesen.
* Die Gespräche mit meinem Patienten waren für beide Teile unbefriedigend, weil ihnen der richtige Anfang, eine klare Zielsetzung und ein konkreter Abschluss fehlten.
* Ich habe Zeitdruck erzeugt und Zeitdruck spüren lassen.
* Ich habe angeordnet, statt zu motivieren.
* Ich habe Patienten als sogenannte schwierige Patienten behandelt.
* Ich habe Ängste verkannt und Ängste im Gespräch ausgelöst.
* Ich habe nicht verstanden, dass die Wirklichkeit meines Patienten und meine Wirklichkeit nicht identisch waren.
* Ich habe mir nicht bewusst gemacht, dass die Sprache das wichtigste Instrument des Arztes ist.
Kurzum: Ich habe mich verhalten wie viele meiner Kollegen. Damit habe ich Chancen vertan, Hoffnungen enttäuscht und mich selbst um einen Teil der Früchte meiner Arbeit betrogen. Heute weiß ich, dass das richtige Gespräch zwischen Arzt und Patient nahezu alles bewegen kann und sich ohne das richtige Gespräch fast nichts bewegt. Dieses Buch ist der persönliche Versuch, die Wege zum richtigen Gespräch zwischen Arzt und Patient aufzuzeigen. - 3. Auflage online lesen

Bioethik zwischen Fluch und Segen

Linus Geisler
Zwischen Tun und Lassen - Ein Panorama bioethischer Streitfragen
Mabuse 2008, Umschlaggestaltung und Illustration: Roxane Pieper, 253 S., ISBN: 3-938304-59-6, EUR 24.90
Immer neue Visionen und Utopien sind entstanden, wie der Mensch möglichst gesund möglichst alt werden kann. Die Medizin verfolgt mit immer komplizierteren Technologien ihre Ziele: Vermeidung von Behinderung, Verringerung von Leiden, Überwindung unheilbarer Krankheiten, Verlängerung des Lebens in lebenswerter Verfassung - anderenfalls sollen alle Optionen offen stehen, es zu beenden.
Das Repertoire der Eingriffsmöglichkeiten zwischen Lebensanfang und Lebensende wächst unablässig. Von der Präimplantationsdiagnostik über regenerative Medizin, Gentechnik und Klonen bis zum »Enhancement« durch Keimbahneingriffe gibt es neue Techniken, die vorher ungeahnte ethische Probleme aufwerfen.
Mit den Potenzialen der Medizin wachsen aber auch Unbehagen, Verwirrung und Ängste. Die gesellschaftliche Vielfalt der Werte und Wünsche macht es schwierig, eindeutige Antworten auf so komplexe Probleme zu finden. Dieses Buch blickt auf das Panorama bioethischer Konfliktfelder und stellt sie einführend und gut verständlich dar.
Inhaltsverzeichnis - Prolog
Jemand oder Etwas? Das kleine Volk aus der Schale - Geschichten vom Embryo - Fabergé-Eier der Medizin - Kinder zu bestellen - Mein gläsernes Kind - Das Verschwinden der Mütter
Rohstoffe: Nur ein kleiner Schritt für ein Schaf ... - Kein Kaiser, keine Kleider - Zellen im Zwielicht
Patient – Arzt – Gesellschaft: Auf der Suche nach einem verlorenen Ideal? - Welche Gerechtigkeit? - Die Zukunft des Todes - Heilige oder Verrückte? - »Warum darf ich alles verkaufen, nur meine Organe nicht?« - Lizenz zum Töten? - Der gute Tod - Spiritualität in der Medizin
Perspektiven - Menschenbilder - Metaphern und Mächte - Von Genen, Codes und anderen Phantomen - Das Verschwinden des Leibes - Rappacinis Tochter - Wohl oder Wille? - Wissen und Nichtwissen
Zukünfte - Drohendes Glück
Rezension ethik-report (Auszug): " ... Geislers bioethische Essaysammlung ist von einer dem Ethos der Aufklärung verpflichteten Herangehensweise an die komplexe Materie von Reproduktionsmedizin, Stammzellforschung und Sterbegleitung geprägt. Als Arzt brilliert er mit einer auch für den medizinischen Laien verständlich gemachten Fachlichkeit. Zugleich wägt er nüchtern die vorgebrachten bioethischen Argumente ab, und er arbeitet mittels Sachkenntnis und Beispielen seinen der Beziehungsethik verpflichteten bioethischen Ansatz heraus. Damit begibt er sich zwischen die bekannten bioethischen Frontlinien fundamentalistischer Lebensschützer und medizinpositivistisch denkender Forscher, Praktiker und Biopolitiker. Nicht ohne einen melancholischen Unterton konstatiert er dabei den Verlust einer konventionellen Moral und macht sich auf die Suche nach gültigen Kriterien im bioethischen Disput. Die lebendig und pointiert geschriebenen Essays machen deutlich, weswegen der Rat Linus Geislers in verschiedenen Ethikkommissionen und parlamentarischen Enquetekommissionen in verschiedenen Bundesländern und im Bundestag gesucht wurde. Alle Essays dokumentieren einen Grundzug seines Lebenswerkes: die Qualität der Arzt-Patienten-Kommunikation und ein leidenschaftliches, zivilisationskritisches Engagement für den Menschen ... " Zur umfassenden Rezension auf den Webseiten des Autors

Sonntag, 8. November 2009

Neues Modell: Entstehungsbedingungen von Depressionen

Bernhard J. Mitterauer,
Narziss und Echo - Ein psychobiologisches Modell der Depression
Springer Verlag 2009, 233 S., Softcover, ISBN: 978-3-211-99139-8, 29,95 €
Die Depression ist eine schwere, weltweit auftretende Erkrankung, deren Entstehungsbedingungen noch immer nicht hinreichend geklärt sind. In diesem Buch wird ein neues Modell vorgestellt, das sowohl die psychologischen als auch die biologischen Entstehungsbedingungen zu erklären versucht. Demnach ist für die Depression wesentlich eine psychobiologische Hyperintentionalität verantwortlich. Diese ist persönlichkeitstypisch, entsteht aber auch auf synaptischer Ebene im ZNS, so dass sich die normale Verhaltenspalette in der Depression extrem verschiebt. Dabei können gewisse Verhaltensweisen zeitweise nicht mehr ausgeführt werden ("Nicht-Können"), andere wiederum müssen ständig erfolgen ("Tun-Müssen"), wofür der depressive Mensch keine subjektiv ausreichende Erklärung hat. An zahlreichen Fallbeispielen wird gezeigt, daß vor allem das depressive "Tun-Müssen" die Depressionsdiagnostik und das Verständnis dieser Patienten grundlegend erweitert. Darauf basierend wird eine Handlungstherapie der Depression vorgeschlagen.
Aus dem Inhalt (Auszug): ... Depression ist sinnlose Ohnmacht ... Falldarstellungen: Depression und Ärger; Die lächelnde Depression; Depression mit dranghaftem Schenken,Gönnen und Friedfertigsein; Depression und Oniomanie; Depression und Pseudokleptomanie; Depression und Harndrang; Depression und Diarrhö; Depression und Erstarren; Depression und Trinken, Schenken, Sich-geistig-beschäftigen - Arbeiten, Sich-ärgern-müssen und zeitweise Frei-und-glücklichsein; Depression und Streiten müssen; Depression und neidig sein; Hyperkommunikative Depression; Stalking, Hyperkommunikation und Depression; Depression, Gier und geistiger Beschäftigungsdrang; Depression und Ess-Brech-Drang; Studien über die Wirksamkeit von Antidepressiva - Depression, Gier, Oniomanie und Hypersexualität; Depression und Rededrang; Reaktive Depression (Anpassungsstörung); Depression und Wahn; Absolutes Selbstverständnis in der Manie ... Inhaltsverzeichnis - Kleptomanie, Stalking und Internetsucht als Folge einer depressiven Grundstörung: ZSIS - Zentrales Sucht-Informationssystem

Freitag, 6. November 2009

Maltherapie

Werner Kraus (Hrsg.)
Die Heilkraft des Malens - Einführung in die Kunsttherapie
C.H.Beck Verlag, 176 S. m. 46 Abb., Ppb., ISBN 978-3-406-49421-5, 12,95 €
Was geschieht im Rahmen einer Kunsttherapie? Für welche Personen ist sie geeignet? Wie gehen die Therapeuten vor? Muß man für eine solche Therapie künstlerisch begabt sein? Hilft sie auch in psychischen Ausnahmesituationen? Und schließlich: Wo liegen die Grenzen der Kunsttherapie? Antworten auf diese Fragen gibt das vorliegende Buch. Anhand von Fallbeispielen belegt es die positive Wirkung der Kunsttherapie auf vielfältige Krankeitsbilder und wirbt zugleich für eine "schöpferische Lebenseinstellung".
Inhalt: Die Heilkraft des Malens - Zu diesem Buch (Wemer Kraus )
"Ich kann aber nicht malen" - Geschichte, Verfahren, Möglichkeiten und Grenzen der Kunsttherapie (Christoph Thomas)
Sich auf den Weg machen - Vom Bilder-Finden und Bilder-Gestalten (Karin Blum)
Lösungsorientiertes Malen - Ein Kurzzeit-Therapiemodell(Bettina Egger
"Wenn die Bilder laufen lernen..." - Beispiel einer kunsttherapeutischen Gruppenarbeit (Christoph Thomas)
Kunsttherapie bei Beziehungsstörungen (Gisela Schmeer)
Gestreßt, erschöpft und ausgebrannt - Kunsttherapie bei Streßpatienten (Sybille Loew)
Wege aus dem Teufelskreis der Angst (Ulla Tretter)
Kunsttherapie bei Suchtkranken (Felix Tretter)
Kunsttherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (Angelika Althoff)
Kreative Therapie bei Eßstörungen (Monika Gerlinghoff)
Rehabilitation statt Verwahren - Kunsttherapie mit Langzeitkranken (Reinhild Gerum und Elisabeth Muth)
Kunsttherapie bei einer Psychose (Dietmar Dunker)
Hugo K. - Porträt eines schizophrenen Künstlers (Norbert-Ullrich Neumann)
Ein hoffnungsloser Fall? - Kunsttherapie mit einer chronisch depressiven Patientin (Floravon Spreti)
"Ich sehe was, was Du nicht siehst!" - Kunsttherapeutische Arbeit mit geistig behinderten Menschen (Monika Brückner und Ilse Merkte)
Kunst wirkt, auch therapeutisch - Anmerkungen eines Psychiaters (Norbert-Ullrich Neumann) … und mehr
Aus einer Rezension (Auszug): " ... Im Mittelpunkt des Buches stehen aber ganz praktische Fallbeispiele, die in gut lesbarer Form davon erzählen, was mti Kunsttherapie alles möglich ist. Für diese Fallbeispiele überlässt Kraus den Therapeuten selbst das Wort. Genauso abwechslungsreich und unterschiedlich wie die einzelnen Therapieformen sind auch die Beispiele ... " Zur Rezension

Depressionen: Kinder und Jugendliche

G. Groen, F. Petermann
Depressive Kinder und Jugendliche
Hogrefe Verlag, Reihe: Klinische Kinderpsychologie Band 6, 269 S., ISBN: 978-3-8017-1328-7, 32,95 Euro
Depressive Kinder und Jugendliche sind für ihr soziales Umfeld häufig weit weniger auffällig als zum Beispiel hyperaktive oder aggressive Altersgenossen. Dennoch belegen heute zahlreiche Studien, dass depressive Symptome und Störungen im Kindes- und Jugendalter ein weit verbreitetes und oftmals folgenschweres Problem darstellen. Das Buch gibt einen Überblick über das heute immer komplexer werdende Wissen zur Depression im Kindes- und Jugendalter. Unterschiedliche Äußerungsformen, aktuelle Ergebnisse zur Auftretenshäufigkeit und dem Verlauf depressiver Störungen sowie vorliegende Erklärungsansätze werden beschrieben. Darüber hinaus werden praxisorientierte Möglichkeiten der Diagnostik und vielversprechende Strategien zur Prävention und Intervention vorgestellt.
Kurzinhalt: Vorwort - Kapitel 1: Zum Phänomen im Wandel der Zeit - Kapitel 2: Beschreibung und Klassifikation - Kapitel 3: Epidemiologie - Kapitel 4: Komorbidität - Kapitel 5: Verlauf - Kapitel 6: Erklärungsansätze - Kapitel 7: Psychologische Diagnostik - Kapitel 8: Intervention - Kapitel 9: Prävention - Autorenportraits, ausführliches Inhaltsverzeichnis, Vorwort und Leseprobe

" ... Leichte depressive Verstimmungen bis hin zu schweren depressiven Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, unter denen Kinder und Jugendliche leiden. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, steigt bei Jugendlichen gegenüber Kindern an: Bei Kindern im Vorschulalter liegt die Häufikeit bei ca. 1 Prozent, im Grundschulalter sind weniger als 2 Prozent der Kinder betroffen. Aktuell leiden 3-10 Prozent aller Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren unter einer Depression" .... Mehr dazu auf Deutsches Bündnis gegen Depression

Montag, 2. November 2009

Medizinischem Grundlagenwerk, Autobiographie und Streitschrift

Florian Holsboer
Biologie für die Seele - Mein Weg zur personalisierten Medizin
C.H.Beck 2009, 304 S. mit 18 Abbildungen, geb., ISBN 978-3-406-58360-5, 19,90 €
Florian Holsboer, Deutschlands bekanntester Psychiater, berichtet über seinen Weg zur Erforschung der Depression und sein Leben als Wissenschaftler. Anschaulich und allgemeinverständlich erklärt er seinen revolutionären Ansatz der Behandlung seelischer Leiden. Sein Buch ist eine brillante Mischung aus medizinischem Grundlagenwerk, Autobiographie und Streitschrift für eine biologisch fundierte und gerade deshalb humane Seelenheilkunde. Die heute noch vorherrschende Reparaturmedizin wird schon bald einer Behandlung nach Maß weichen. Neue Medikamente werden entwickelt, die auf die individuellen Erfordernisse des Einzelnen abgestimmt sind. Die neue, personalisierte Medizin will verhindern, dass wir überhaupt erkranken, oder so komplexe seelische Erkrankungen wie eine Depression rasch und effizient heilen. Wir leben immer länger, und das verdanken wir nicht zuletzt den Fortschritten der Medizin. Doch wir wollen und sollen auch länger gesund bleiben – Florian Holsboers Buch zeigt, wie eine Medizin aussehen muss, die diese Vision zur Realität werden lässt.
" ... Professor Florian Holsboer ist bekannt für seine Entdeckungen in der Depressionsforschung. Als Psychiater und Chemiker erforscht er mit den Methoden der Biochemie, der Genetik, bildgebenden Verfahren sowie an Modellsystemen die Ursachen psychischer Erkrankungen. Sein wissenschaftliches Interesse gilt der Frage, wie Depressionen, Angsterkrankungen und Schlafstörungen entstehen und am besten behandelt werden. Er ist ein Vorreiter der personalisierten Medizin, deren Ziel die auf die individuellen Eigenschaften des Patienten abgestellte „maßgeschneiderte“ Therapie ist ... " Webseiten des Autors