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Dienstag, 3. Februar 2009

Offener Brief an das Umweltbundesamt: Feinstaubbelastung durch Osterfeuer

Heute wurde in unserer Tageszeitung (Haller Kreisblatt) darüber berichtet, dass keine Einschränkungen für diesjährige Osterfeuer vorgesehen seien. Während die Stadt Halle äußerst streng vorgeht, wenn Bürger Umweltauflagen verletzen, gibt es keine Bedenken, wenn es um die hohe Umweltschädigung durch Osterfeuer geht: So tituliert heute das Haller Kreisblatt im Lokalteil:
"Die Stadt Halle arbeitet an einem Konzept, die Osterfeuer in ihrer Masse weiter einzuschränken. In diesem Jahr wird sich aber noch nichts ändern, erklärte ...* vom Umweltamt." (hego)
*(Der genannte Name wurde von mir entfernt, da die erklärende Person nicht diejenige ist, welche die Entscheidung zu verantworten hat.)

Diese Mitteilung war Anlass meines heutigen offenen Briefes an das Umweltbundesamt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

nachdem scheinbar sehr viel unternommen wird, um die Feinstaubbelastung deutlich zu verringern, bleibt mir unverständlich, dass alljährlich hohe, jedoch vermeidbare Feinstaubbelastungen durch Osterfeuer "produziert" werden dürfen.

Hier scheint jede Gemeinde über die Gesundheitsbelastungen ihrer Bürger frei entscheiden zu dürfen. In Halle (Westfalen) wurde heute in der Presse angekündigt, dass trotz der im vergangenen Jahr festgestellten 4-8 fach überhöhten Feinstaubbelastungen- verursacht durch die zahlreichen Osterfeuer- dieses Jahr Osterfeuer in gleichem Umfange und gleicher Intensität genehmigt werden sollen.

Ich bin Asthmatikern und bin wie alle Atemwegserkrankten, aber auch gesunde Kinder/Kleinkinder durch den alljährlichen Feinstaub-Osterfeuerausstoss extrem belastet. Da grundsätzlich auch frische Gartenabfälle - auch wenn dies nicht erlaubt ist - mitverbrannt werden, besteht für mich aufgrund meines Asthmaschweregrades jedes Jahr Lebensgefahr. Diese konnte bislang mit extrem hohen Medikamentengaben an Ostern abgewendet werden. Unter ständiger schwerer Atemnnot leidend ist mir dadurch das ganze Osterfest verdorben, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass ich kein Einzelfall bin, sondern für viele solcher "Einzelfälle" stehe.

Warum müssen Betroffene, Säuglinge, Kleinkinder u.a. - obwohl aus meiner Sicht für Osterfeuer eigentlich kein vorrangiges öffentliches Interesse geltend gemacht werden kann - so starke Gesundheitsgefährdungen in Kauf nehmen und andernorts werden "Umweltzonen" eingerichtet und sogar bestimmte PKW-Sorten daran gehindert in die Innenstädte zu fahren?

Wird hier nicht Umweltschutz in Doppelmoral betrieben? Wenn es ums Vergnügen geht, dann braucht man sich nicht um die Umwelt kümmern, kann gesundheitliche Belange rücksichtslos ignorieren, während andernorts ggf. berufliche Einschränkungen aufgrund des Umweltschutzes in Kauf genommen werden müssen? In Österreich wurde aus diesem Grunde längst Maßnahmen getroffen. Warum ist dies in (Nord-)Deutschland nicht möglich?

Wie es mir und entsprechend den Zeitungsberichten im vergangenen Jahr, auch vielen anderen Bürgern erging können Sie hier nachlesen:

Osterfeuer- Feinstaubbelastung - Gesundheitsgefährdung - wen kümmerts? Aber B68-Feinstaub, den will man nicht!

Müssen betroffene Bürger eine solch schwere Gesundheitsbelastung hinnehmen, nur weil ein heidnischer Brauch hier sämtliche Umweltschutzüberlegungen über den Haufen wirft?

Mit freundlichen Grüßen

Monika Armand


Die Antwort vom Bundesumweltamt:
Sehr geehrte Frau Armand

Vielen Dank für Ihr Schreiben und Ihr Interesse.
Zu Ihrer Problematik müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass in diesem Bereich aufgrund des föderalistischen Systems in Deutschland gesetzlich und juristisch die Länder bzw. die Kommunen zuständig sind.
Diese Belastung ist für viele Bürger mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen ein Problem. Wenn Sie es auf kommunaler Ebene in der Politik nicht lösen können, bleibt Ihnen nur eine juristische Auseinandersetzung.
Über die Belastung in dem Gebiet können Sie sich auf der Internetpräsentation des Umweltbundesamtes informieren : http://www.umweltbundesamt.de/luft/luftmessnetze/index.htm
Sollten in Ihrem Wohnbereich Grenzwertüberschreitungen nach den gesetzlichen Regeln auftreten, so ist die Kommune verpflichtet Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Wir hoffen Ihnen damit weitergeholfen zu haben und stehen Ihnen für weitere Fragen gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Peter Pracher


Umweltbundesamt
FG:II 4.2

Nach dieser Antwort vom 10.02.2009 habe ich meinen offenen Brief an das:

Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Leistungen für Lebensqualität in Nordrhein-Westfalen

gesandt ......

Und es wird jetzt schon deutlich, dass das deutsche föderalistische System offenbar den Umwelt- und Gesundheitsschutz weniger förderlich, dafür ja "förderalistisch" angeht......

Links zum Thema:

Mittwoch, 26. März 2008

Osterfeuer- Feinstaubbelastung - Gesundheitsgefährdung - wen kümmerts? Aber B68-Feinstaub, den will man nicht!

Dieses Jahr war ein besonderes Jahr, was unsere Osterfeuer anging. Über unserem kleinen Teilort von Halle (Künsebeck) in Westfalen hingen gewaltige Rauchschwaden. Keine 200 Meter von unserem Haus entfernt brannte eines der zahlreichen Osterfeuer in Halle und Umgebung. Es qualmte und qualmte die ganze Nacht durch. Ein Brandgeruch zog zwischen die Häuser und durch die Straßen, als ob ganze Stadtteile niederbrennen würden.

Ich hatte kürzlich in einem Buch gelesen, wie es wohl gewesen sein musste, als im Mittelalter die Städte niederbrannten - ja, jetzt kann ich mir vorstellen, wie es damals wohl gewesen war.

Oh, wie kann Rauch stinken, sogar durch die modernen Fenster und Türen unseres 10 Jahre alten Hauses drangen die Rauchgase........Es gab keine Chance hier zu entrinnen............Alles geschlossen und dennoch nicht undurchdringbar..... Wie schlimm musste es da draußen für die vielen Kleintiere, für die Lungen der Rehe, Hasen gewesen sein? Wie schlimm für die empfindlichen Lungen der (kleinen) Besucher jenes Reliktes aus heidnischer Zeit.


Oh nein, gegen das Gemeinschaftserlebnis an Ostern selbst ist überhaupt nichts einzuwenden. Ein Anlaß zur Geselligkeit ist zunächst immer etwas Gutes.


Bildquelle Pixelio: ©ernardo Peters-Velasquez
Aber das Feuer? Warum qualmt es mehr, als es brennt? Warum müssen diese so groß sein und Jahr für Jahr viele nützliche Kleintiere qualvoll verenden lassen? Warum muss jedes Jahr die Feinstaubbelastung den gesetzlichen Höchstwert um das 4 bis 8-fache überschreiten? Da hat man in Halle an der B 68 eine extra Messstation für Feinstaub eingerichtet. Die Anwohner hatten sich - zu Recht! - beklagt, dass sie einer dauerhaften Feinstaubbelastung durch den Verkehr ausgesetzt seien.


Nur eines wundert mich: Es gibt keine Klagen, wenn es um den Feinstaub und mehr an Ostern geht. Im Gegenteil es hagelt Sondergenehmigungen für Osterfeuer. Nun gibt es dafür einige Vorgaben. Pech nur, dass der eine oder andere sich darum nicht kümmert und immer auch feuchtes Gehölz oder Lorbeerschnitt (incl. Blattwerk) auch im aufgeschichteten Osterfeuerhaufen zu finden ist. Auch wenn erst wenige Tage vor Feuerbeginn aufgeschichtet wird, so liegt das Schnittholz dann - wie dieses Jahr - vorher eben vereinzelt in den Gärten im feuchten Schnee.


Es hat nicht lange gedauert, das Osterfeuer brannte, nein qualmte ca. 2-3 Stunden und kroch durch die nicht vorhandenen Ritzen unseres Hauses. Meine Atemwege wurden zunehmend stärker gereizt. Ich wurde mit aller Heftigkeit daran erinnert, dass ich Asthmatikerin bin. Notfallspray, Notfallspritzen, das ganze Programm habe ich ausgeschöpft und um Luft gerungen. Ein schwerer Reizhustenanfall nach dem anderen ließ mich die ganze Nacht nicht zur Ruhe kommen. Mein Mann in Aufruhr ...."kriegt sie die Kurve noch, oder nicht"..sein Blick. Das Bett ist hochgestellt und ich werde bereits zum vierten Mal von einem schweren Husten- und Erstickungsanfall geschüttelt. Erschöpft schlafe ich morgens gegen 4 Uhr ein.


Aber wer sich auskennt weiß - damit ist es nicht vorbei - die Atemwege sind nun sehr gereizt, es bildet sich viel Schleim und dieser verschließt die Atemwege erneut.......Den ganzen Ostermontag quäle ich mich weiter, ohne Anfälle aber mit ständiger Atemnot. Es bleibt nur, mich möglichst wenig zu bewegen und auf Besserung warten.......Die nächste Nacht entscheidet, wie es weiter geht..

Nach 2 Stunden Schlaf, wache ich auf mit Erstickungspanik - begründet oder nicht begründet? Ich muss mich orientieren, was passiert hier mit mir....So allmählich komme ich zu mir und merke: oh ja, meine Panik ist begründet. Mein Kehlkopf ist zugeschwollen, ich kann weder richtig Luft holen, noch kann ich ausatmen.. Ich sage zu mir, ruhig bleiben....denke nach....was könnte helfen? Man hat ja allmählich Erfahrung mit seinen "Wehwehchen". Also 2 Hübe Cortisonspray direkt in den Hals...Notfallspray und so allmählich öffnet sich der Kehlkopf und die Atemwege wieder.....Erschöpft schlafe ich- fast sitzend im Bett- ein und denke, was so ein Osterfeuer auslösen kann. Wie es wohl kleinen Kindern mit ihren kleinen Lungen geht? Oder den winzigen Lungen der kleinen Tiere? Ob sie wohl alle tot sind? Wie viele Eltern mussten mit ihren Kindern in die Ambulanz, weil auch diese schlecht Luft bekommen haben? "Ich bin wohl kaum die Einzige", denke ich und schlafe vor Erschöpfung ein. Wie ohnmächtig man doch ist, wenn die Mehrheit nicht wahrnimmt, welches Unheil ein solches Feuer für manche bedeuten kann. Nun hast Du etwas mit Jesus gemeinsam - Ostern heißt Leiden. Nur dass Jesus nur einmal leiden sollte. Bei mir heißt das Leiden: " alle Jahre wieder". Wen interessiert's.


Bald werden Sie schreien, die Leute an der B 68, das Osterfeuer hat ja nun die Quote des Feinstaubes ordentlich hochgedrückt. Ob die LKW's dann bei uns vorbeifahren? Und dann das ganze Jahr "Ostern" vor der Haustüre ist? Du fragst mich, ob nicht die grünen Politiker etwas unternähmen? Nein, kann ich ganz klar sagen. Ich habe dort mal vor mehr als einem Jahr angefragt. Das interessiert sie nicht, denn ich habe bis heute keine Antwort erhalten........ Wehe, wenn ein Einzelner ein Feuer unterjährig entzündet, der zahlt garantiert sein Ordnungsgeld. Schließlich herrscht "Ordnung" in unserem "Staate".....


Nachtrag Haller Kreisblatt - 27.03.2008: Artikel "Zahl der Osterfeuer deutlich reduzieren"

In Halle gab es 68 angemeldete private Feuer und 6 Feuer von Vereinen (Verwaltungsgebühr 8,50€)
Im Frühjahr gibt es 60 angemeldete Haushalte für die Häkselaktion des Garten-Frühjahrsschnittes. Im Herbst sind es ca. 170 Haushalte (Kosten für das Häkseln 15 € pro Anmeldung!)

Damit wäre beantwortet, warum die Osterfeuer so heftig qualmen und giftige Rauchgase abgeben: feuchtes und zum Teil belaubtes Geäst brennt nur unter heftiger Qualmentwicklung ab.....

Bildquelle Pixelio:© Thomas Max Müller

Obwohl sehr wenig Verkehr über Ostern auf der B68 war, überschritten die Feinstaubwerte den Grenzwert um das 5-fache. Ohne Osterfeuer hätten die vermutlich bereits atemwegsgeschädigten B68-Anwohner über Ostern sogar "aufatmen" können!


Ostern feiern und ohne Feuer? Geht nicht? Geht doch? Was bleibt: Jeder weiß eigentlich, dass der Preis (Schädigung der Gesundheit) für Tier und Mensch sehr sehr hoch ist.........und der üble Rauchgeruch eigentlich kein (Feier-) Genuß ist. Vermutlich können deshalb viele das Osterfeuer nur in stark alkoholisiertem Zustand ertragen.