Sonntag, 30. März 2008

Die Suppe lügt - Die schöne neue Welt des Essens

Hans-Ulrich Grimm
Die Suppe lügt - Die schöne neue Welt des Essens
Klett-Cotta 2007, geb. m. Schutzumschlag, 207 S., ISBN: 978-3-608-93613-1, EUR [D] 19.00, SFr 36.70
Mehr dazu in unserem Jugendbuch-Blog

Samstag, 29. März 2008

Übergewichtige Kinder - Moby-Dick-Netzwerk

Dr. Christiane Petersen
Gesunde Kinder. Ein Motivationsbuch - Bewegungs- u. Ernährungsprogramm für übergewichtige Kinder
Irisiana im Heinrich Hugendubel Verlag 2007, 208 S., Pappband, ISBN 978-3-7205-5016-1, 19,95 € (D), 20,60 € (A), 36,00 sFr
Fast 20% aller Kinder in Deutschland im Alter von 0 bis 17 Jahren gelten als übergewichtig, 7% als fettsüchtig, Tendenz steigend. Übergewicht bedeutet ein erhöhtes Risiko, bereits in jungen Jahren an schwerwiegenden Erkrankungen wie Arthrose, Diabetes und Stoffwechselstörungen zu erkranken. Die Ärztin Dr. Christiane Petersen, Gründerin und Leiterin des ambulanten Therapie-programms Moby Dick, beschäftigt sich seit über zehn Jahren damit, wie man übergewichtigen Kindern innerhalb ihrer Familien und ihres sozialen Umfeldes helfen kann. In ihrem Motivationsbuch Gesunde Kinder präsentiert sie ihr erfolgreiches Konzept – Bewegung, Ernährung und Verhaltenstraining – , das sie mit einem Team aus Ernährungsberatern, Sportlehrern, Pädagogen, Köchen und Ärzten entwickelt hat und tagtäglich mit hervorragenden Ergebnissen in der Praxis anwendet - nach einem Jahr haben durchschnittlich 70% der teilnehmenden Kinder ihr Gewicht deutlich reduziert, der Langzeiteffekt liegt bei beeindruckenden 60%. Gesunde Kinder ist ein Leitfaden für Eltern, der Anleitung und Motivation für eine gesunde Ernährung, ein Familienleben mit viel Bewegung bietet. Eine Fülle praktischer Anleitungen hilft bei der konsequenten Durchführung des Programms im Familienalltag. Dazu gehören Einkaufslisten, Ernährungspläne, Bewegungsspiele – und Tipps, wie man auch mit schmalem Geldbeutel und in der Hektik des Familienlebens die Ziele umsetzen kann. Ziel des Programms ist es, Eltern und Kindern Spaß an Bewegung, gesunder Ernährung und einem neuen Körpergefühl zu vermitteln, so dass sich der Erfolg nicht nur schnell, sondern auch auf Dauer einstellt. Dr. Christiane Petersen ist Lehrerin und Ärztin sowie Gründerin und Leiterin des bundesweiten Therapie- und Präventionsprogramms Moby Dick, das Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und siebzehn Jahren hilft, ihr Gewicht zu reduzieren und zu stabilisieren. Sie ist Mutter von zwei Kindern und lebt in Hamburg.
Moby-Dick-Netzwerk: Übergewicht gehört zu den weltweit am schnellsten wachsenden Gesundheitsrisiken. In Deutschland ist bereits jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche übergewichtig. Besorgniserregend sind aber nicht nur die medizinischen Konsequenzen wie Bluthochdruck, Diabetes, Stoffwechsel- und Gelenkprobleme, sondern auch die psychosozialen Belastungen: Dick sein macht keinen Spaß! Wer übergewichtig ist, wird oft von anderen gehänselt, passt nicht in die Klamotten, die er schön findet, kann nicht richtig mitmachen beim Spielen und Toben und fühlt sich oft einfach nicht wohl in seiner Haut. Wir tun etwas dagegen. - Mobby-Dick-Netzwerk (Dort auch das Buch: Moby Dicks Spaß-Diät für Kinder)

Mittwoch, 26. März 2008

Osterfeuer- Feinstaubbelastung - Gesundheitsgefährdung - wen kümmerts? Aber B68-Feinstaub, den will man nicht!

Dieses Jahr war ein besonderes Jahr, was unsere Osterfeuer anging. Über unserem kleinen Teilort von Halle (Künsebeck) in Westfalen hingen gewaltige Rauchschwaden. Keine 200 Meter von unserem Haus entfernt brannte eines der zahlreichen Osterfeuer in Halle und Umgebung. Es qualmte und qualmte die ganze Nacht durch. Ein Brandgeruch zog zwischen die Häuser und durch die Straßen, als ob ganze Stadtteile niederbrennen würden.

Ich hatte kürzlich in einem Buch gelesen, wie es wohl gewesen sein musste, als im Mittelalter die Städte niederbrannten - ja, jetzt kann ich mir vorstellen, wie es damals wohl gewesen war.

Oh, wie kann Rauch stinken, sogar durch die modernen Fenster und Türen unseres 10 Jahre alten Hauses drangen die Rauchgase........Es gab keine Chance hier zu entrinnen............Alles geschlossen und dennoch nicht undurchdringbar..... Wie schlimm musste es da draußen für die vielen Kleintiere, für die Lungen der Rehe, Hasen gewesen sein? Wie schlimm für die empfindlichen Lungen der (kleinen) Besucher jenes Reliktes aus heidnischer Zeit.


Oh nein, gegen das Gemeinschaftserlebnis an Ostern selbst ist überhaupt nichts einzuwenden. Ein Anlaß zur Geselligkeit ist zunächst immer etwas Gutes.


Bildquelle Pixelio: ©ernardo Peters-Velasquez
Aber das Feuer? Warum qualmt es mehr, als es brennt? Warum müssen diese so groß sein und Jahr für Jahr viele nützliche Kleintiere qualvoll verenden lassen? Warum muss jedes Jahr die Feinstaubbelastung den gesetzlichen Höchstwert um das 4 bis 8-fache überschreiten? Da hat man in Halle an der B 68 eine extra Messstation für Feinstaub eingerichtet. Die Anwohner hatten sich - zu Recht! - beklagt, dass sie einer dauerhaften Feinstaubbelastung durch den Verkehr ausgesetzt seien.


Nur eines wundert mich: Es gibt keine Klagen, wenn es um den Feinstaub und mehr an Ostern geht. Im Gegenteil es hagelt Sondergenehmigungen für Osterfeuer. Nun gibt es dafür einige Vorgaben. Pech nur, dass der eine oder andere sich darum nicht kümmert und immer auch feuchtes Gehölz oder Lorbeerschnitt (incl. Blattwerk) auch im aufgeschichteten Osterfeuerhaufen zu finden ist. Auch wenn erst wenige Tage vor Feuerbeginn aufgeschichtet wird, so liegt das Schnittholz dann - wie dieses Jahr - vorher eben vereinzelt in den Gärten im feuchten Schnee.


Es hat nicht lange gedauert, das Osterfeuer brannte, nein qualmte ca. 2-3 Stunden und kroch durch die nicht vorhandenen Ritzen unseres Hauses. Meine Atemwege wurden zunehmend stärker gereizt. Ich wurde mit aller Heftigkeit daran erinnert, dass ich Asthmatikerin bin. Notfallspray, Notfallspritzen, das ganze Programm habe ich ausgeschöpft und um Luft gerungen. Ein schwerer Reizhustenanfall nach dem anderen ließ mich die ganze Nacht nicht zur Ruhe kommen. Mein Mann in Aufruhr ...."kriegt sie die Kurve noch, oder nicht"..sein Blick. Das Bett ist hochgestellt und ich werde bereits zum vierten Mal von einem schweren Husten- und Erstickungsanfall geschüttelt. Erschöpft schlafe ich morgens gegen 4 Uhr ein.


Aber wer sich auskennt weiß - damit ist es nicht vorbei - die Atemwege sind nun sehr gereizt, es bildet sich viel Schleim und dieser verschließt die Atemwege erneut.......Den ganzen Ostermontag quäle ich mich weiter, ohne Anfälle aber mit ständiger Atemnot. Es bleibt nur, mich möglichst wenig zu bewegen und auf Besserung warten.......Die nächste Nacht entscheidet, wie es weiter geht..

Nach 2 Stunden Schlaf, wache ich auf mit Erstickungspanik - begründet oder nicht begründet? Ich muss mich orientieren, was passiert hier mit mir....So allmählich komme ich zu mir und merke: oh ja, meine Panik ist begründet. Mein Kehlkopf ist zugeschwollen, ich kann weder richtig Luft holen, noch kann ich ausatmen.. Ich sage zu mir, ruhig bleiben....denke nach....was könnte helfen? Man hat ja allmählich Erfahrung mit seinen "Wehwehchen". Also 2 Hübe Cortisonspray direkt in den Hals...Notfallspray und so allmählich öffnet sich der Kehlkopf und die Atemwege wieder.....Erschöpft schlafe ich- fast sitzend im Bett- ein und denke, was so ein Osterfeuer auslösen kann. Wie es wohl kleinen Kindern mit ihren kleinen Lungen geht? Oder den winzigen Lungen der kleinen Tiere? Ob sie wohl alle tot sind? Wie viele Eltern mussten mit ihren Kindern in die Ambulanz, weil auch diese schlecht Luft bekommen haben? "Ich bin wohl kaum die Einzige", denke ich und schlafe vor Erschöpfung ein. Wie ohnmächtig man doch ist, wenn die Mehrheit nicht wahrnimmt, welches Unheil ein solches Feuer für manche bedeuten kann. Nun hast Du etwas mit Jesus gemeinsam - Ostern heißt Leiden. Nur dass Jesus nur einmal leiden sollte. Bei mir heißt das Leiden: " alle Jahre wieder". Wen interessiert's.


Bald werden Sie schreien, die Leute an der B 68, das Osterfeuer hat ja nun die Quote des Feinstaubes ordentlich hochgedrückt. Ob die LKW's dann bei uns vorbeifahren? Und dann das ganze Jahr "Ostern" vor der Haustüre ist? Du fragst mich, ob nicht die grünen Politiker etwas unternähmen? Nein, kann ich ganz klar sagen. Ich habe dort mal vor mehr als einem Jahr angefragt. Das interessiert sie nicht, denn ich habe bis heute keine Antwort erhalten........ Wehe, wenn ein Einzelner ein Feuer unterjährig entzündet, der zahlt garantiert sein Ordnungsgeld. Schließlich herrscht "Ordnung" in unserem "Staate".....


Nachtrag Haller Kreisblatt - 27.03.2008: Artikel "Zahl der Osterfeuer deutlich reduzieren"

In Halle gab es 68 angemeldete private Feuer und 6 Feuer von Vereinen (Verwaltungsgebühr 8,50€)
Im Frühjahr gibt es 60 angemeldete Haushalte für die Häkselaktion des Garten-Frühjahrsschnittes. Im Herbst sind es ca. 170 Haushalte (Kosten für das Häkseln 15 € pro Anmeldung!)

Damit wäre beantwortet, warum die Osterfeuer so heftig qualmen und giftige Rauchgase abgeben: feuchtes und zum Teil belaubtes Geäst brennt nur unter heftiger Qualmentwicklung ab.....

Bildquelle Pixelio:© Thomas Max Müller

Obwohl sehr wenig Verkehr über Ostern auf der B68 war, überschritten die Feinstaubwerte den Grenzwert um das 5-fache. Ohne Osterfeuer hätten die vermutlich bereits atemwegsgeschädigten B68-Anwohner über Ostern sogar "aufatmen" können!


Ostern feiern und ohne Feuer? Geht nicht? Geht doch? Was bleibt: Jeder weiß eigentlich, dass der Preis (Schädigung der Gesundheit) für Tier und Mensch sehr sehr hoch ist.........und der üble Rauchgeruch eigentlich kein (Feier-) Genuß ist. Vermutlich können deshalb viele das Osterfeuer nur in stark alkoholisiertem Zustand ertragen.

Psychotherapie im Internet ?

Ich - als Betroffener, nicht ausgebildeter Fachmann - kann es natürlich nicht wissenschaftlich begründen, doch habe ich etwa in Email-Selbsthilfegruppen die Erfahrung gemacht, daß sich einige Menschen z.B. mit Angsterkrankungen, Depressionen u.s.w. im 'anonymen' Internet eher öffnen können als in ihrem unmittelbaren persönlichen Umfeld, in dem sie oft stigmatisiert werden, manchmal entmutigt wurden durch schlechte Erfahrungen mit Therapeuten.
Vor diesem Hintergrund kann ich nachvollziehen, daß Patienten ihren Psychiater auch im Internet suchen. Unter welchen Bedingungen eine "Psychotherapie im Netz" möglich sein kann, dazu erschien gestern (25.3.08) in der netzeitung ein Artikel:
Medizin 2.0: Computer statt Couch: Psychotherapie im Netz
Egal ob Depressionen, Traumabehandlung oder Burn-out-Symptome – immer öfter suchen sich Patienten ihren Psychiater im Internet. Erfolge lassen sich durchaus vorweisen, doch Kritik bleibt nicht aus. - Zum Artikel

Sonntag, 23. März 2008

Die Erfindung "neuer" seelischer Krankheiten....

In den USA und zunehmend auch in Deutschland hat die "Schaffung" neuer seelischer Leiden Hochkonjunktur. Unterstützt von der Pharmaindustrie erfinden und diagnostizieren Ärzte immer neue psychische "Krankheiten".
Bislang als "normal" betrachtete Reaktionen auf bestimmte Lebensereignisse (Prüfungsstress, Traurigkeit, Verstimmungen, Zorn, Scheidung, Umgang mit dem Tod etc.) werden "pathologisiert" (= als krankhaft betrachtet) und als "behandlungsbedürftig" eingestuft.
Titelthema "Zeit Wissen" Nr.2 (Ausgabe Feb./Mrz. 2008): "Warum uns Ärzte für verrückt erklären"

Neue Krankheiten in diesem Sinne sind z.B.:

  • saisonal affektive Störung (Winter- und Frühjahrsmüdigkeit)
  • sexuelle Erregungsstörung (vorübergehendes sexuelles Desinteresse)
  • Burn-Out-Syndrom(vorübergehender Prüfungsstress bei Schülern und Studenten)
  • intermittierende Explosive Störung (Jähzornige Reaktion auf ein Ereignis)
  • oppositionelle Aufsässigkeitsstörung (unartiges Kind)
  • soziale Phobie oder vermeidende Persönlichkeitsstörung (= Schüchternheit)
Diese Beispiele werden im Artikel aufgeführt um aufzuzeigen, in welche Richtung die "Pathologisierung" des Normalen geht. Beklagt wird, dass die Grenzen zwischen dem, was als normal und nicht mehr normal zu betrachten ist, zunehmend verschwimmen.

So galt z.B. die "Homosexualität" bis in das Jahr 1987 als psychische Erkrankung!! Auch eine vorübergehende "depressive Verstimmung", welche jeder mehrmals in seinem Leben erfährt ist nicht gleichbedeutend mit einer ernst zu nehmenden Depression.

Betrachtet man "depressive Symptome" ohne ihren Entstehungskontext werden einstmals "depressive Verstimmungen" zur echten Depression "hochstilisiert". Vor allem die Pharmaindustrie entdeckt hier "neue" Märkte und entwickelt "Glückspillen" welche die neu erfundenen Leiden lindern sollen.

Meines Erachtens greift dieser Artikel ein durchaus sehr ernst zu nehmendes Problem auf:

Denn es steht zu befürchten, dass eine solche Entwicklung den "echten" psychisch kranken Menschen,den "Depressiven", "Phobikern" und vielen anderen, eher schadet als nützt. Die ärztliche Ausbildung beinhält in der Regel keine Ausbildung zur Diagnostik und Therapie psychischer Erkrankungen. Sie orientieren sich dann eben an solchen Botschaften, wie vor einigen Jahren noch, als man davon ausging, dass Depressionen medikamentös sehr gut zu behandeln seien:

Dipl.Pol. Justin Westhoff, UKBF-Pressestelle / MWM-Vermittlung
Universitätsklinikum Benjamin Franklin

Diese Nachricht aus 1999 wurde auch in Fachzeitschriften für Ärzte in dieser Form weitergegeben. Mit dem Ergebnis, dass Hausärzte - dank dieser "Empfehlung" depressive Patienten, anstatt in psychotherapeutische Behandlung zu überweisen, mit Psychopharmaka behandelten:


Emfehlungen mit der "Autorität" eines Universitätsklinkums
führen automatisch zu einem entsprechenden Verschreibungsverhalten bei Haus- und Fachärzten. Man entledigt sich, angesichts der knappen Gesprächszeit , seiner Verantwortung indem man rein vorsorglich ein Psychopharmakon verschreibt. Ein solches Verhalten wird z.B. auf solche Pressemitteilungen gestützt….

Dabei liegt die viel beschworene Suizidgefahr "nur" bei ca. 1% der Depressiven (M. Hautzinger, Depression, Hogrefe, 1998) und ein einfacher
„Depressionsfragebogen“ könnte im Vorfeld abklären, ob überhaupt mit einer Suizidgefährdung zu rechnen wäre. Jener wäre zwar preiswerter als das Medikament, allerdings kostet er Zeit, welche vom Gesundheitssystem nicht (angemessen) honoriert wird. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Abrechnungsziffern bei Ärzten „kategorienspezifisch“ verteilt werden, so dass ein Allgemeinarzt z.B. keine Leistungen abrechnen darf, welche ansonsten „nur“ psychologischen und ärztlichen Psychotherapeuten und Neurologen und Psychiatern „zustehen“. Allerdings wird auch jede harmlose „depressive“ Episode - dank solcher Einflussnahmen und mangelhaftem ärztlichem Wissen aus dem Bereich der klinischen Psychologie - gleich als behandlungsbedürftig angesehen.

Nicht nur neue seelische Krankheiten - wie in "Zeit-Wissen" beschrieben, sondern auch andere alltägliche Erscheinungen, wie depressive Verstimmungen, Trennungsfolgen bei Scheidung, Schulleistungsstörungen, Schulangst, ADHS-Verdacht etc. etc. werden zunehmend pathologisiert und mit Psychopharmaka „therapiert“. Die Vorstellung Betroffener bei fachkundigen Psychotherapeuten zur Abklärung, ob es einer Psychotherapie bedarf oder nicht, findet zu selten statt. Bei Kinder- und Jugendlichentherapeuten besteht auch noch das Problem, dass ausreichende Therapeuten gar nicht zur Verfügung stehen.

Mögliche Folgen der Medikalisierung psychischer Belastungen und Erkrankungen:
Im Ergebnis kann dies dann lt. DSM IV (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) wiederum zu sog. „medikamenteninduzierten“ Störungen führen, welche erneut psychotherapeutische Interventionen erforderlich machen…..(Beispiele: G21.1 neuroleptikainduzierter Parkinsonismus, malignes neuroleptisches Syndrom…) ganz abgesehen von weiteren physischen Nebenwirkungen auf Organe und/oder das Herz-Kreislaufsystem.

Nachdem Medikamentenmissbrauch bereits jetzt schon ein Thema – auch außerhalb von Arztpraxen ist – erscheint mir eine breit angelegte, öffentlich wirksame Aufklärung über bekannte und offene Fragen und Probleme eines möglichen Substanzmissbrauches mittels Psychopharmaka unabdingbar. Weiteres Link zum Medikamentenmissbrauch in Managerkreisen: http://www.lukesch.ch/Text99_05.htm

Weiterführende Informationen:
Derzeit werden aktualisierte Nationale Leitlinien für die Diagnose und Therapie von "Depressionen" entwickelt. Die Ergebnisse, welche auch Patienteninformationen ankündigen, sollen in diesem Jahr fertig sein:
http://www.versorgungsleitlinien.de/patienten/depressioninfo

Für Patienten stehen zum Krankheitsbild "Depression" ausführliche Informationen unter "Depression - ein Ratgeber" zur Verfügung.

Studie: Antidepressiva wie Prozac praktisch wirkungslos 26.02.2008
Peter Artmann erklärt in seinem "Medlog" bei Scienceblogs wie die Studie zu verstehen ist.

Depressionen: Ärzte sollen häufiger Depressionen diagnostizieren | ZEIT online :
"Ein Interview mit dem Allgemeinarzt Armin Wiesemann über das Bestreben der Pharmaindustrie, eine Art Rasterfahndung nach Depressionen einzuführen."

Prof. Dr. med. Volker Faust Psychosoziale Gesundheit von Angst bis Zwang Seelische Störungen erkennen, verstehen, verhindern, behandeln
Dort zur Depression

Spiegel-Online: Forscher bezweifeln Wirkung von Prozac ( Christian Stöcker )
Eine neue Studie bringt die Hersteller von Medikamenten gegen Depressionen in Erklärungsnot: In vielen Fällen wirke eine bestimmte Klasse von Stoffen kaum besser als Scheinmedikamente. Dazu gehört auch das Antidepressivum Prozac, das weltweit 40 Millionen Menschen schlucken.
Ärzteblatt:
Donnerstag, 17. Januar 2008
Portland – Studien mit positiven Ergebnissen zu Antidepressiva sind in der Vergangenheit deutlich häufiger in Fachzeitschriften publiziert worden als Negativstudien.

Psychopharmaka - Rettung oder Verhängnis?
Substanzen, die das zentrale Nervensystem beeinflussen und so Wahrnehmung, Stimmung und Verhalten verändern, sind seit Urzeiten bekannt und wurden vor allem zu kultischen und religiösen Zwecken eingesetzt. Seit etwa 50 Jahren werden solche "auf die Seele wirkenden" Stoffe zur Behandlung psychiatrischer Erkrankungen verwendet. Die öffentliche Meinung wechselt zwischen Euphorie und Verdammung - kaum ein anderes Medikament wird so kontrovers und emotional diskutiert.
Psychiatrienetz
Psychiatrienetz - Thema "Psychopharmaka"

Literatur:
Jerome C. Wakefield "The loss of sadness" (How Psychiatry Transformed Normal Sadness into Depressive Disorder (Oxford University Press, 2007)
"Jerome Wakefield joins us in this segment to discuss the trend in clinical psychiatry towards ignoring social causes of behavior in favor of strictly biological frameworks focusing on physical and chemical changes in the brain, and diagnosing disorders based on quantifiable, scientifically reliable measures of symptoms isolated from the patient's social context and value system. "

Donnerstag, 20. März 2008

Arzt zukünftig ein Ausbildungsberuf?

B. John, Präsident der KV Sachsen-Anhalt: Arzthelferin soll Arzt ersetzen
Einerseits gibt es zwischenzeitlich eine regelrechte "Qualitätssicherungsindustrie", welche Ärzte viel Geld und Zeit kostet und andererseits sollen Arzthelferinnen den Ärztejob machen können?


Was ist und was tut die KV (Kassenärztliche Vereinigung)?
Die KV = Kassenärztliche Vereinigung ist die Vertretungsinstanz der Ärzte, sie sorgt für deren Zulassung, für die gesetzlich verankerte "Qualitätssicherung", verhandelt und rechnet mit den Krankenkassen ab. Sie kümmert sich darum, welcher Arzt sich wo niederlassen darf. Jeder Arzt, welcher mit den Krankenkassen abrechnen darf, ist in der Kassenärztlichen Vereinigung Pflichtmitglied.

Ärztliche "Kunst" wird auch von ArzthelferInnen beherrscht?
Der Vorschlag, dass nun ArzthelferInnen einen Großteil der ärztlichen Arbeit machen sollen ist verblüffend. Welches Können braucht ein Hausarzt nach Ansicht des KV-Präsidenten B. John, wenn 160 Stunden zusätzliche Ausbildung ArzthelferInnen zur Übernahme ärztlicher Tätigkeit befähigen?

Ärztliche Weiterbildung und Qualitätssicherung - alles nur Show?
Wozu sollen Ärzte sich allen möglichen Qualitätssicherungsmaßnahmen unterwerfen, ihre Tätigkeiten alle fein säuberlich, zeitaufwendig und nachprüfbar protokollieren, wenn ArzthelferInnen ohne Abitur, nach dreijähriger Ausbildung + 160 Stunden Zusatzausbildung dasselbe leisten können?

Der Gesetzgeber hatte die KVen und andere medizinische Selbstverwaltungen gesetzlich zur Qualitätssicherung verpflichtet und dann gibt es solche Überlegungen? Sind diese dann nichts anderes als bloßer Papierkrieg? Etwas, woran sich nur die "Erfinder" der Qualitätssicherungsvorschriften erfreuen und gut damit verdienen?

Qualitätssicherung am Patienten vorbei:
Schon jetzt ist es so, dass Patienten im Krankenhaus kaum noch Ärzte zu Gesicht bekommen, weil diese nur noch die Zeit haben, die Akte anzuschauen und nach Aktenlage Therapieüberlegungen schriftlich zu protokollieren.
Auch die KrankenpflegerInnen sitzen immer mehr im Schwesternzimmer vor ihren Kurven und sind mit der "Protokollierung" anstatt der Pflege der Kranken beschäftigt. Und noch etwas: je weniger "Veränderungen" registriert werden, um so weniger muß in die Akte eingetragen werden. Das hat nun den Effekt, dass Zustandsveränderungen der Patienten nur noch bewusst "registriert" werden, wenn diese drastisch sind......mit Folgen........

Nachdem ja Ärzte zwischenzeitlich sich ihre Verordnungshoheit durch "Wirtschaftlichkeitsberechnungen" unter Ignoranz der statistischen Ausreißer (Unverträglichkeitsreaktionen) haben nehmen lassen, scheint der Schritt sich selbst den Ast ganz abzusägen, worauf man sitzt wohl nicht mehr weit......
Zur Erläuterung: Viele chronisch Kranke mussten in den vergangenen Jahren auf erprobte Medikamente verzichten und auf billigere Generika (gleicher Wirkstoff, jedoch andere Trägerstoffe) umsteigen. Da nicht nur das Medikament, sondern auch die Trägerstoffe "Wirkung" entfalten, gibt es auch Unterschiede in der Verträglichkeit. Früher konnte ein Arzt seinem Patienten dann ein anderes Präparat verschreiben, heute geht das nicht mehr..... Obwohl Allergien und Unverträglichkeiten zunehmen, wird nach "Statistik" verordnet. Soviel zur Qualitätssicherung?..........

Angesichts solcher Überlegungen muss sich der Normalbürger fragen, ob die Arzttätigkeit wirklich so anspruchsvoll sein kann, dass dies jahrelange Ausbildungszeit rechtfertigt ?.......

Arztberuf zukünftig Ausbildungsberuf?
Ja, das wäre sicherlich billiger. Man kann sich vielleicht auch noch zu Recht fragen, ob die Dauer mancher Fachärzteausbildung (mehrere Jahre nach dem Studium) in ihrer Länge so gerechtfertigt ist. Hier geht man nun von einem Extrem zum Anderen......

Quelle: Tageszeitung Neue Westfälische am 20.03.2008

Mittwoch, 19. März 2008

Stiftung Warentest: Handbuch Medikamente neu aufgelegt

Pressemitteilung der Stiftung Warentest (19.03.2008):
Handbuch Medikamente neu aufgelegt - Erstmals mit Warnstufe für gefährliche Wechselwirkungen
Wer vom Arzt ein Medikament verschrieben bekommt – zum Beispiel gegen Asthma, Schlafstörungen, Hämorrhoiden oder Depressionen – erfährt im neu aufgelegten „Handbuch Medikamente“ der Stiftung Warentest alles über seine Wirkweise und mögliche Nebenwirkungen. In der jetzt erschienenen 7. aktualisierten Neuauflage des Standardwerkes werden über 6.000 in Deutschland am häufigsten verordnete Medikamente vorgestellt und bewertet. Das sind rund 800 mehr als in der 6. Auflage. Neu sind unter der Rubrik „Unbedingt beachten“ Warnhinweise für besonders gefährliche Wechselwirkungen ... - Zur Pressemitteilung

Donnerstag, 13. März 2008

Wie uns die Pharmaindustrie manipuliert

Direktmarketing am Patienten - Wie uns die Pharmaindustrie manipuliert
Moderator Ingolf Baur
Lange Zeit haben Pharmaunternehmen vor allem Ärzte und medizinische Meinungsführer umgarnt, diese zu Kongressen eingeladen, ihnen Abendessen bezahlt und sie großzügig mit Geschenken bedacht.
Nun haben die Arzneimittelhersteller das Direktmarketing am Endverbraucher entdeckt. Sie sponsern Selbsthilfegruppen, richten ihnen eigene Homepages ein und beauftragen PR-Agenturen, um den direkten Kontakt zum Patienten herstellen zu können. Der Aufwand lohnt sich, denn wenn Patienten erst einmal von ihrer Selbsthilfe-Organisation von einem Medikament überzeugt wurden, fordern sie es meistens von ihren Ärzten und die Umsätze der betreffenden Unternehmen gehen nach oben.
(Die SWR-Sendung) Odysso (am 13.3.08) zeigte, wie die Arzneimittelhersteller Patienten manipulieren und die Selbsthilfegruppen dabei ihre Glaubwürdigkeit verspielen. - Ausführliche Info dazu (pdf)

Weiterführende Informationen in Zettmanns Weblog:
Was kostet es, Medikamente zu vermarkten?

Sonntag, 9. März 2008

Peter Lehmann (Hg.): Psychopharmaka absetzen

Peter Lehmann (Hg.)
Psychopharmaka absetzen
Erfolgreiches Absetzen von Neuroleptika, Antidepressiva, Phasenprophylaktika, Ritalin und Tranquilizern
Antipsychiatrieverlag, 3., akt.u.erw.Aufl.2008, kt., 384 S., ISBN 978-3-925931-27-7, € 19.90 / sFr 34.70
Das weltweit erste Buch zum Thema ›Erfolgreiches Absetzen von Psychopharmaka‹ richtet sich an die Behandelten, die aus eigenem Entschluss die verordneten Psychopharmaka absetzen wollen. Gleichfalls angesprochen sind ihre Angehörigen und Therapeuten. Millionen von Menschen nehmen Psychopharmaka (z. B. Fluctin, Imap, Invega, Haldol, Lithium, Seropram, Seroxat, Valium, Zoloft, Zyprexa). Für sie sind detaillierte Erfahrungsberichte, wie diese Substanzen abgesetzt wurden, ohne gleich wieder im Behandlungszimmer des Arztes oder in der Anstalt zu landen, von existentiellem Interesse. In dem Praxisbuch schreiben 31 Betroffene aus Australien, Belgien, Deutschland, England, Neuseeland, Österreich, Schweden, Serbien, Ungarn, der Schweiz, den Niederlanden und den USA über ihre Erfahrungen beim Absetzen. Alle leben jetzt frei oder zumindest relativ frei von Psychopharmaka. Ergänzend berichten zwölf Psychiater, Ärzte, Psychotherapeuten, Sozialarbeiter, Heilpraktiker und andere Professionelle aus dem In- und Ausland, wie sie ihren Klientinnen und Klienten beim Absetzen helfen. Vorworte von Pirkko Lahti (Präsidentin der World Federation for Mental Health) und Loren R. Mosher (Direktor der Soteria Associates, Kalifornien).
Vorwort von Pirkko Lahti, Geschäftsführende Direktorin der Finnish Association for Mental Health und Präsidentin der World Federation for Mental Health
Dieses weltweit erste Buch zum Thema "Erfolgreiches Absetzen von Psychopharmaka", erstmals veröffentlicht 1998 in Deutschland, richtet sich vor allem an Menschen, die aus eigener Entscheidung absetzen wollen. Es wendet sich aber auch an ihre Angehörigen und TherapeutInnen.
Millionen Menschen nehmen psychiatrische Psychopharmaka, zum Beispiel Haldol1, Fluctin2 oder Zyprexa3. Für sie sind detaillierte Erfahrungsberichte darüber, wie man diese Substanzen abgesetzt hat, ohne wieder im Behandlungszimmer des Arztes zu landen, von existentiellem Interesse.
Viele meiner KollegInnen im psychosozialen Arbeitsfeld verbringen einen großen Teil ihrer Zeit damit, Kriterien für die Verabreichung von Psychopharmaka zu entwickeln. Diagnosen wie Zwangshandlung, Depression, Hautentzündung, Hyperaktivität, Schwangerschaftserbrechen, Schlaflosigkeit, Bettnässen, Psychose, Stottern oder Reiseübelkeit können zur Anwendung von Neuroleptika führen, von Antidepressiva, Lithium4, Tranquilizern und anderen Psychopharmaka. Die Entwicklung von Indikationen ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, reich an Konsequenzen.
Diagnosen und Indikationen führen oft zur Behandlung mit Psychopharmaka, die langwierig sein kann. Wer kann vorhersagen, ob die Psychopharmaka - wenn die Zeit kommt - problemlos abgesetzt werden können? Von Tranquilizern, besonders von Benzodiazepinen, kennen wir die abhängig machende Wirkung bereits. Absetzen ohne therapeutische Hilfe und ohne Kenntnisse über die Risiken kann einen dramatischen Verlauf nehmen. Welche Risiken gibt es beim Absetzen von Neuroleptika, Antidepressiva und Lithium?
Welche Bedingungen können zu einem schnellen Rückfall nach dem Absetzen führen? Hörten wir nicht schon von psychopharmakabedingten Absetzproblemen, von Rezeptorenveränderungen, Supersensitivitäts- und Absetzpsychosen? Wer kann Rückfälle von verdeckten Entzugsproblemen unterscheiden?
Welche Bedingungen unterstützen ein erfolgreiches Absetzen - erfolgreich in dem Sinn, daß die PatientInnen danach nicht sofort wieder im Behandlungszimmer des Arztes sitzen, sondern frei und gesund leben, so wie wir uns das alle wünschen?
Lassen wir unsere PatientInnen nicht allein mit ihren Sorgen und Problemen, wenn sie sich - aus welchem Grund auch immer - selbst entscheiden, ihre Psychopharmaka absetzen zu wollen? Wo können sie Unterstützung, Verständnis und positive Vorbilder finden, wenn sie sich enttäuscht von uns abwenden (und wir uns von ihnen)?
Peter Lehmann, Vorstandsmitglied des Europäischen Netzwerks von Psychiatriebetroffenen (ENUSP) und ehemaliges Vorstandsmitglied von Mental Health Europe, der europäischen Sektion der World Federation for Mental Health (Weltverband für psychische Gesundheit), hat Anerkennung geerntet für die schwierige Aufgabe, als weltweit erster Experte Erfahrungen von Betroffenen und ihren TherapeutInnen zu sammeln, die Psychopharmaka erfolgreich abgesetzt oder ihre KlientInnen dabei unterstützt haben. In diesem Buch schreiben Betroffene aus Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Jugoslawien, Neuseeland, den Niederlanden, Österreich, Schweden, der Schweiz, Ungarn und den USA über ihre Absetzerfahrungen. Darüber hinaus berichten ExpertInnen aus der Medizin, Psychiatrie, Sozialarbeit, Psychotherapie und Naturheilkunde davon, wie sie ihren KlientInnen beim Absetzen helfen. Durch die Internationalität der AutorInnen bietet das Buch ein umfassendes Bild von Erfahrungen und Wissen.
Das Buch hat eine provokante Botschaft: Lebenserfahrungen weichen manchmal von wissenschaftlichen Übereinkünften ab. Es basiert auf persönlichen Erfahrungen von Betroffenen sowie von Professionellen, die beim Absetzen von Psychopharmaka helfen. Somit ist es ein guter Ansatzpunkt, in die Diskussion einzusteigen. Das Buch sollte in jeder Arztpraxis, jeder Therapiestation und in jeder Patientenbibliothek verfügbar sein. - Weitere Vorworte, Inhaltsverzeichnis und mehr auf "Deutsches Fachbuch"
Ich selber kann mir nur insofern ein Urteil zu diesem Thema erlauben, als ich - vor Jahrzehnten an schweren Depressionen erkrankt - anfänglich (50er/60er Jahre) so miserable Erfahrungen mit Psychopharmaka machte, daß ich mich seitdem davon fernhielt. Möglich, daß ich mir dadurch das Leben schwerer machte, aber immerhin habe ich es in der Folge auch ohne Psychopharmaka geschafft, im Laufe der Zeit immer erträglicher mit inzwischen abgschwächten Depressionen zu leben. - Wer kann weitere Gesichtspunkte dazu beitragen ?

Dienstag, 4. März 2008

Was würden Sie sich wünschen, wenn Sie im Wachkoma wären?

Wachkoma kann jeden von uns MitbürgerInnen von einem Tag auf den anderen, von einer Minute auf die andere mitten aus dem vollen Leben heraus betreffen. - So schreibt Prof. Dr. A. Zieger in seinem Memorandum: Der Wachkoma-Patient als Mitbürger
Es folgen Zitate aus den Texten von Prof. Dr. A. Zieger (ausgenommen meiner Beschreibung zu seiner Person):

  • Medizinisch handelt es sich um ein schweres, komplexes Krankheitsbild mit bis zu 43% Anteil an Fehldiagnosen,ist schwer zu behandeln und mit einer unsicheren Prognose belastet.
  • Sozial handelt es sich um ein schwaches, von sozialer Kälte, Vernachlässigung und Ausgrenzung bedrohtes Leben. Dazu trägt das sich gegenwärtig auch in Deutschland verschärfende soziale Klima der Entsolidarisierung bei, die egoistische Überbetonung des Materiellen vor dem Ideellen, der sozialen Isolierung pflegender Angehöriger sowie eines mangelnden Rückhalts und Rückversicherung der betroffenen Familien durch die Gesellschaft

und seine Schlussfolgerung:


Es gibt kein “menschenunwürdiges” Leben, sehr wohl aber eine menschenunwürdige Behandlung....

Prof. Dr. Zieger beschäftigt sich seit langem sowohl theoretisch, als auch praktisch mit dem Wachkoma. Als Erfinder der "Neuropädagogik" geht er weit über eine medizinische oder neurowissenschaftliche Sichtweise hinaus. Er betrachtet den Patienten nicht nur als ein Medizin- oder Forschungsobjekt, sondern als ein Wesen, welches in seiner Ohnmacht und Hilflosigkeit unbedingt eines Fürsprechers bedarf. So weist Dr. Zieger in seinen Vorträgen immer wieder auf die hier so wichtigen ethischen Fragestellungen hin. Mit Nachdruck "kämpft" er um die Rechte einer vernachlässigten Patientengruppe......leider oft viel zu wenig beachtet. Dabei kann ein Wachkoma jeden von uns treffen und wir wären froh, nicht nur ein "Untersuchungsobjekt", sondern auch einen solchen engagierten Arzt an unserer Seite zu wissen. (M. Armand)

Koma-Stimulationstherapie - was wissen wir?

Früher.....:Der Lebenswert eines Menschen wurde seitdem
überwiegend marktorientiert nach seinem Nutzen für die Produktion angesehen.
Außerdem wurden die Lasten immer mehr zu Ungunsten der Kranken, Armen und
Schwachen umverteilt.....[...]die geistigen Quellen und ökonomischen Zwänge sind auch
heute vorhanden und wirksam.
.........
Immer wenn es einer Gesellschaft ökonomisch schlecht geht, werden bestimmte
Randgruppen zu sozialen Problemfällen deklariert und in ihrem Lebensrecht
eingeschränkt. Behindertenfeindlichkeit hat viele Gesichter......[...]Heute ist das Lebensrecht und der Lebensschutz für Komapatienten und ihre
Angehörigen im Prinzip erkämpft – aber immer noch bedroht und noch lange keine
Selbstverständlichkeit.

Zur Situation der aktuellen Wachkomapatienten schreibt PD Dr. A. Zieger:
Lebensrecht für Koma-Patienten
  • • Da wird einem Schwerstpflegebedürftigen durch jahrelangen Gutachterstreit über eine Rollstuhlverordnung ein wichtiges Hilfsmittel zur Mobilität und zur Teilhabe an der Gemeinschaft verwehrt.
  • • Da ist der bedrückende und zermürbende Kleinkrieg mit den Behörden, der Krankenkasse, dem Sozialamt und mit der oft verspäteten und unzureichenden Pflegeeinstufung durch den MDK....
  • • Da gehen neuerdings Akutkliniken und sogar Universitätskliniken unter dem Druck des Fallpauschalengesetz dazu über, medizinisch noch behandlungsbedürftige und instabile Koma-Patienten aus Kostengründen über Nacht in weit entfernt liegende Pflegeheime abzuschieben...
  • Die Pläne, die auch für Komapatienten notwendige Ernährung mit Sondennahrung aus dem Arznei- und Heilmittelkatalog herauszunehmen, um die Krankenkassen durch “Hunderte von Millionen” zu entlasten ....
  • Und es ist schließlich sehr bedrohlich, wenn durch eine unüberlegte Gesetzgebung von oben, das neue Krankenhausentgeltgesetz mit seinen Fallpauschalen und DRGs, das in den letzten Jahren so erfolgreich aufgebaute System der gestuften Rehabilitation für Hirngeschädigte in unverantwortlicher Weise gefährdet wird....

Wichtige Hinweise und Informationen zur Diagnostik und zum Umgang mit dem Wachkoma von Prof. Dr. A. Zieger:
Die Beobachtungen und Befunde sollten durch Kontaktaufnahmeversuche und Bedside-Tests ergänzt und von einem multiprofessionelles Team zusammengetragen.Dabei lassen sich dann “Knotenpunkte” und
“Verbindungswege” ausgefallener und erhalten gebliebener neurofunktioneller Netzwerkstrukturen, die einen Verhaltenszustand repräsentieren, erfassen und in therapeutische Strategien überführen.
[...]
Für eine nicht reduktionistische Betrachtung von Menschen im Koma ist jedoch die Frage nach der Wahrnehmungssituation von Menschen im Koma und Wachkoma unbedingt in die Erkenntnis des Komas mit ein zu beziehen. In der wissenschaftlichen Literatur finden sich hierzu nur wenige Arbeiten, die auf Selbsterfahrungsberichten, Interviews und Beobachtungen von nahen Angehörigen, Ärzten und Pflegepersonal beruhen. Das Spektrum ist weit gefächert und reicht von unbewusst-impliziten Empfindungsformen bis hin zu psychopathologischen Symptomen.

Wichtiger Hinweis:
Prof. Dr. A. Zieger's Vorträge über das Wachkoma finden sich allesamt öffentlich zugänglich !! auf seiner Webseite als PDF-Datei zum Herunterladen: http://www.a-zieger.de/wachkoma.php
und
das Wachkoma im Fokus der Hirnforschung: Etwas wahrnehmen oder nicht wahrnehmen? Wie erzeugt unser Gehirn "Bewusstsein"?

Tobias Freimüller: Alexander Mitscherlich

Tobias Freimüller
Alexander Mitscherlich -
Gesellschaftsdiagnosen und Psychoanalyse nach Hitler
Reihentitel: Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts (Hg. von Norbert Frei) Bandnummer: 06, lieferbar ab 09/2007, 480 S., geb. mit Schutzumschlag, ISBN-10: 3-8353-0187-X, ISBN-13: 978-3-8353-0187-0, € 39,00 (D), € 40,10 (A), CHF 66,00
Der politische Lebensweg einer intellektuellen Leitfigur in der Bundesrepublik.Alexander Mitscherlich (1908-1982) gehörte in den sechziger Jahren zu den intellektuellen Leitfiguren der Bundesrepublik. Ursprünglich Neurologe, trug er seit 1945 wesentlich dazu bei, dass psychosomatische Medizin und Psychoanalyse in Deutschland wieder Gehör fanden. Im Zentrum seiner »Massenpsychologie« der Nachkriegsdeutschen stand die Kritik ihrer »unbewältigten« NS-Vergangenheit. Die junge Bundesrepublik sah Mitscherlich »auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft« (1962), ihre psychosozialen Defizite führte er zurück auf eine spezifisch deutsche »Unfähigkeit zu trauern« (1967). Mit diesen ebenso bekannten wie umstrittenen Analysen wuchs Mitscherlich eine herausragende Rolle in den öffentlichen Debatten zu; seine Diagnosen beeinflussten maßgeblich den Selbstverständigungsdiskurs der westdeutschen Gesellschaft in einem Jahrzehnt beschleunigten Wandels. Tobias Freimüller zeichnet den politischen Weg Alexander Mitscherlichs in der Bundesrepublik nach und analysiert Gehalt und Defizite, Entstehungsgeschichte und zeitgenössische Rezeption seiner sozialpsychologischen »Zeitkritik«.

Eine Ikone der 68er Studentenrevolte: Historiker der Universität Jena erforschte Leben und Werk Alexander Mitscherlichs. Jena (04.03.08) Seine Bücher "Die Unfähigkeit zu trauern" und "Auf demWeg zur vaterlosen Gesellschaft" haben ihn zu einem Klassiker gemacht:Alexander Mitscherlich (1908-1982). Der Psychoanalytiker gehörte zuden bedeutendsten kritischen Intellektuellen der 1960er Jahre in derBundesrepublik und war eine Ikone der Studentenbewegung - seit densiebziger Jahren geriet er zunehmend in Vergessenheit. Dr. TobiasFreimüller, Historiker an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, hatLeben und Werk Mitscherlichs im Rahmen seiner Doktorarbeit untersucht,die vor kurzem als Buch veröffentlicht worden ist ... weiterlesen: Pressemitteilung inkl. Bilder auf idw

Diabetes: Information für Betroffene

Vor allem Diabetiker können den 182-seitigen Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2008 anfordern oder als PDF-Datei herunterladen. Er faßt aktuelle Daten und Informationen rund um den Diabetes zusammen.
Anfordern: InTime Leserservice Kirchheim-Verlag (Steffi Krawiec), Postfach 1363, 82034 Deisenhofen, Tel. (089) 85 85 38 01, EMail: kirchheim[AT]intime-services.de (für [AT] bitte @ einfügen). 1 Exemplar ist kostenfrei; für 2 - 50 Exemplare wird eine Versandkosten-Pauschale von einmalig 8 Euro berechnet. Oder: Herunterladen

Nationales Aktionsforum Diabetes Mellitus (NAFDM)

Montag, 3. März 2008

Eine märchenhafte Arztpraxis

Eine Gemeinschaftspraxis für Anästhesie und Schmerztherapie in Aachen veröffentlicht auf ihren Webseiten seit 2001 Märchen vom Heilen - jeden Monat eines. Begründet wird das mit folgenden Worten:
"Sie werden sich vielleicht wundern, auf der Homepage einer ärztlichen Praxis eine Seite mit Märchen zu finden. Natürlich wird in Märchen nichts über die medizinische Behandlung von Krankheiten und erst Recht nichts über die Behandlung chronischer Schmerzen gesagt. Aber da Märchen ja keine Geschichten für Kinder sind, wie uns häufig in unserer Kindheit erzählt wurde, sondern das Wissen, die Lebenserfahrung, ja die Weisheit vieler Generationen in der Form von Geschichten übermitteln, kommt in ihnen natürlich immer wieder das "Kranksein" und "Gesund-werden" vor. Oftmals geht es gar nicht so sehr um medizinisch diagnostizierbare Krankheiten sondern der oder die Kranke ist meist "der Hilfe bedürftig", d.h. unsere Hilflosigkeit und Hilfsbedürftigkeit wird in dem Märchen erzählt. Und natürlich gibt es ein großes überliefertes Wissen darüber, wie diesen "der Hilfe bedürftigen" zu helfen ist, wie "Heilung" geschehen kann. Davon handeln diese Märchen. Und so vielfältig die Leiden und Krankheiten der Menschen sind, so unterschiedlich und mannigfaltig sind Mittel, die ihre Gesundheit wieder herstellen.Dieses Wissen vom Heilen, so finden wir, kann unsere ärztlichen Bemühungen um die Behandlung der Krankheiten durchaus an manchen Punkten ergänzen und bereichern. Deshalb möchten wir Ihnen hier jeden Monat ein anderes Märchen vom Heilen vorstellen und wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre."
Ich habe den Eindruck, daß ich im Bedarfsfall von diesen Ärzten gerne behandelt werden würde.

Für die Liste der Märchen, bitte hier klicken

Sonntag, 2. März 2008

Kinder und Jugendliche mit Essstörungen, Depressionen und Psychosen berichten

Das Eismeer in mir
Gedanken von Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen, Depressionen und Psychosen
ab 11 Jahren, Dipl.-Soz. Päd. Andreas Jordan (Hrsg.), Vorwort: Eva Luise Köhler, Titelillustration: Silke Zimmermann, 176 S., geb., TB, durchgehend 4-farbig, 11 Illustrationen, 1. Aufl. Okt 2007, ISBN: 978-3-86631-006-3, [D] €12,80, [A] € 13,20, [CH] SFr 23,00

Kinder und Jugendliche, die aufgrund von Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie, Depressionen bis hin zu Selbstmordversuchen, Selbstverletzendem Verhalten (Ritzen) und Psychosen die Hilfe in der Psychiatrie angenommen haben, schreiben über ihre Erlebnisse und Gedanken, ihre Familien und ihr Leben in Erzählungen, Gedichten und einem Comic.

Auszug aus dem Vorwort von Eva Luise Köhler: "In bisher nicht da gewesener Tiefe gewähren uns die Betroffenen Einblick in ihre Gefühle, ihre Gedankenwelt, in ihre Seele. Ihre Texte und Bilder nehmen uns gefangen (und können uns befreien). An einigen Stellen finden wir uns vielleicht sogar selbst wieder. Wir lernen, diese Kinder und Jugendlichen zu verstehen. Das hilft uns, Ängste und Vorurteile zu überwinden. Es sind junge, schuldlos betroffene Menschen und wir begreifen, dass wir sie in dieser meist vorübergehenden Phase außergewöhnlicher Belastung nicht ausgrenzen dürfen, sondern Ihnen unsere Hilfe anbieten wollen und müssen - sowohl als Einzelne als auch als Gesellschaft." Zum kompletten Vorwort von Eva Luise Köhler

Authentische Berichte und Illustrationen psychisch kranker Kinder und Jugendlicher. Packend und mitreißend, von z.T. unglaublicher Kreativität. Das Buch klärt über die Erkrankungen auf und setzt sich den Abbau von Ängsten, insb. auch Berührungsängsten nicht Betroffener zum Ziel.

Diabetes und Retinopathie

Eine Studie zum Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und der damit häufig einhergehenden Retinopathie 1) deutet an, dass die Richtlinien zur Diagnose eines Diabetes einer Neufestlegung bedürfen, so die Folgerungen eines aktuellen Artikels ... Die Forscher folgern: “Diese Ergebnisse könnten dazu beitragen, bisherige Vorstellungen von Komplikationsrisiken bei Diabetes unter einen Hut zu bringen, da sie andeuten, dass sowohl makrovaskuläre als auch mikrovaskuläre 2) Komplikationen keinen Blutzucker-Schwellenwert benötigen. Außerdem stellen die Ergebnisse den Wert der gegenwärtigen Methoden der WHO 3) und der American Diabetes Association in Frage, aus einer Retinopathie FPG-Schwellenwerte 4) zur Diagnose eines Diabetes herzuleiten. Und sie verdeutlichen die Notwendigkeit, gegenwärtige Diagnosekriterien für Diabetes zu überdenken.“

1) Retinopathie: verschiedene Erkrankungen der Netzhaut des Auges (Retina)
2) Makrovaskulär: die großen Gefäße betreffend (z.B. Herzinfarkt) - Mikrovaskulär: die kleinen Gefäße betreffend (z.B. diabetische Retinopathie)
3) World Health Organization (Weltgesundheitsorganisation)
4) FPG: Nüchternblutzucker)
Zum ganzen Artikel in The Lancet vom 29.02.08

Samstag, 1. März 2008

Vitaminpillen schützen nicht vor Lungenkrebs (aber Obstverzehr)

Die Internet Wissenschaftszeitung "Spektrum Direkt" berichtet heute über Forschungsergebnisse zur gesteigerten Vitamin E - Einnahme zur Verhütung von Lungenkrebs.

Hintergrund ist, dass angenommen worden war, man könne sich per Vitamin E -Einnahme vor Lungenkrebs schützen. Allerdings dürfen sich die Pillenhersteller nun eines besseren belehren lassen:

Vitaminpillen schützen einer US-Studie zufolge nicht vor Lungenkrebs. Vitamin E kann das Risiko dieser Erkrankung sogar leicht erhöhen.
Im Gegensatz zu Vitaminpillen hilft Obst nach Angaben der Autoren, das Krebsrisiko zu senken.
lautet die Quintessenz des aktuellen Spektrum Direkt - Berichtes: hier

Dass Obst zur Senkung beiträgt? Irgendwie verwundert es nicht, gilt viel Obst und Gemüse als Teil einer gesunden Ernährung. Und wer Jörg Blech's Buch "Heillose Medizin" gelesen hat, findet auch dort die Empfehlung sich gesund zu ernähren, viel zu bewegen und sich vielmehr auf die "Selbstheilungskräfte" des eigenen Körpers zu konzentrieren. Natürlich verneint er damit nicht auch sinnvolle medizinische Behandlungen, denn nicht immer reichen die Selbstheilungskräfte aus.....

Mediziner-Beichte wird zum Bestseller

So tituliert heute die Neue Westfälische den "Beinahe-Ausverkauf" der Borschüre über Fehler im öffentlichen Gesundheitswesen.
Peter Artmann hat in seinem Blog bereits darüber berichtet:
http://www.scienceblogs.de/medlog/2008/02/danke-an-docs-die-fehler-machen.php

Manche Beispiele sind absolut simpel:
  • Amputation der falschen Gliedmaßen - Schlußfolgerung: Markierung der richtigen Seite beim noch wachen Patienten
  • Riskante Herz-OP: Arzt überredet zur OP - Patientin stirbt - Schlußfolgerung: Patient soll sich OP vorher reiflich überlegen und der Arzt sollte seine Empfehlung dem Patienten nicht zu sehr "aufdrücken"
  • Vergessene Klammer im Bauchraum - Schlußfolgerung: OP-Personal muss alle Instrumente nach Abschluß der OP unbedingt nachzählen
  • Herzschrittmacher mit falscher Elektrodenverbindung wg. Irrtums über die Bedeutung der "Buchstaben" am Gerät - Schlußfolgerung: Vorher nachsehen, wie das Gerät verkabelt wird

Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe Dr. Theodor Windhorst empfiehlt seinen Kollegen eine "Fehlerkultur":
Der rationale und systematische Umgang mit Fehlern soll zukünftig zu Lerneffekten führen. Nicht Fehler verschweigen, sondern analysieren.
Von Kunstfehlern traumatisierte Patienten sollten Ärzte zukünftig nicht von "oben herab" behandeln, sondern mit Einfühlungsvermögen und Verständnis ihre Ängste ernst nehmen,

So sagt er: "Da müssen wir Ärzte raus aus dem Gewölbe des Himmels. Das halbgöttliche Sich-Abschotten vom Patienten ist falsch. Wenn die Dinge schiefgelaufen sind, sind wir zu einem einfühlsamen Umgang mit dem armen Menschen, dem wir ein Leid angetan haben, verpflichtet, egal was der Haftpflichtversicherer sagt."

Dazu gehö
ren dann allerdings drei Dinge:
  • 1. Selbstkritischer Umgang mit dem eigenen Handeln und Sprechen.
  • 2. Den Patienten als "Menschen" wahrnehmen und nicht als ein "Behandlungsobjekt", denn nach wie vor ist es in Kliniken an der Tagesordnung, dass eine Therapie nicht mit dem Patienten besprochen wird, sondern es wird schlicht angeordnet. Folge: Kaum ein Patient weiß, welche Medikamente er im Krankenhaus verabreicht bekommt. Man muss umständlich nachfragen. Und es wird fleißig "experimentiert". Hinterfragt der Patient angeordnete Untersuchungen, will er wissen, ob diese überhaupt notwendig sind, bekommt so mancher die rote Karte gezeigt: entweder wird er links liegen gelassen oder ihm wird vorgeworfen, dass er uneinsichtig sei und "therapeutisch" nicht richtig mitarbeite.
  • 3. Ärzte und Personl brauchen mehr Zeit für ihre Patienten. Das unter 2. genannte Problem wird natürlich auch dadurch verursacht, dass Ärzte und Pflegepersonal mehr mit den überdimensionierten bürokratischen Auflagen beschäftigt sind, so dass nur noch die absolut notwendigen "Versorgungsstrukturen" am Leben erhalten werden können.
Insofern wird der von Dr. Windhorst geäußerte Wunsch wohl eher ein solcher bleiben - denn Verständnis und Einfühlung braucht auch Zeit - welche de facto so nicht mehr bzw. immer weniger zur Verfügung steht. D.h. es braucht viel mehr, als nur Fehler einzugestehen. Wann beschwert sich eine Krankenhausbelegschaft geschlossen über die tatsächlichen Missstände, über fehlerinduzierende Doppel- und Mehrfachschichten, über medikamentenabhängiges Personal? Hier wird lieber weggeschaut und die eigenen Patienten werden sehenden Auges diesen Gefahren ausgesetzt. Wann werden überarbeitete und fehlerproduzierende Mitarbeiter vom Dienst frei gestellt und entsprechend der gesetzlich verordneten Verantwortung des Arbeitgebers angemessen betreut?