Montag, 4. August 2008

Depressionen bewältigen

Manfred Wolfersdorf
Depression - Die Krankheit bewältigen

BALANCE ratgeber 2007, 220 S., ISBN 978-3-86739-027-9, 14,90 €, 27,50 sFr
Der Alltag wird zur unüberwindbaren Hürde, das Hobby zur lästigen Pflicht: Depressiv Erkrankte verlieren Freude und Antrieb, Hoffnung und Lebensmut. Was bleibt sind Leere, Minderwertigkeitsgefühle, Angst und Verzweiflung, im schlimmsten Fall die Sehnsucht nach dem Tod. Die Depression ist die weitverbreitetste psychische Erkrankung in den westlichen Ländern. Sie ist gut behandelbar, wird allerdings oft zu spät oder gar nicht erkannt. Dieses Buch zeigt, wie sich Depressionen erkennen lassen und welche Bewältigungsmöglichkeiten es gibt. Ziel dieses Buches ist es, das Erleben depressiv Erkrankter besser zu verstehen und dadurch auch besser helfen zu können. Durch anschauliche, einfühlsame und beispielhafte Schilderungen führt Wolfersdorf in die Problematik ein, zeigt Ursachen auf und stellt unterschiedliche therapeutische Angebote vor.
Vorwort: Vor einiger Zeit fand ich auf dem Weg zu einer Stationsvisite etwas Zeit und ich setzte mich auf die Bank vor der Station in die Sonne, und zwar neben eine gerade mit einer depressiven Erkrankung aufgenommene Patientin. Ich hatte sie am Tag zuvor notfallmäßig gesehen und ihr dann die stationäre Aufnahme empfohlen. Wir unterhielten uns über das Eingewöhnen in der Klinik, über ihre und meine Herkunft und über das Genießen des warmen Sonnentages bzw. ihr »Nicht-genießen-Können«, ihre Unfähigkeit, solche und auch andere Gefühle überhaupt empfinden zu können. Selbst das Weinen, das fast von allein käme, berühre sie nicht, führe auch nicht zu einer Erleichterung.
Mit ihren knapp 60 Lebensjahren sah die Patientin deutlich jünger aus, als sie war, war braun gebrannt und wirkte sportlich: »Man sieht es mir nicht an. ›Du siehst doch gut aus‹, sagen viele, auch Nahestehende, die mich lange kennen.« Und nach einer Pause fügte sie hinzu: »Wer nicht selbst depressiv war, kann das nicht verstehen. Es ist so schwer zu beschreiben, es gibt kein Wort, das benennt, was eine Depression ist. Traurig zu sein, ja, das kennt jeder, aber das ist es nicht. Die Sonne, die jetzt wärmt, berührt mich nicht.«
Das vorliegende Buch will trotz des obigen Vorbehalts der Patientin, dass eine Depression in ihrer Tiefe nur derjenige verstehen könne, der selbst einmal depressiv war, eine Brücke bauen. Häufig habe ich von schwer depressiv erkrankten Menschen die Klage gehört, dass die ihnen von Angehörigen geschenkten Ratgeber zu wenig ihr eigenes Krankheitsbild einer schweren depressiven Erkrankung wiedergeben und viel zu oft ein leichtfertig dahingeschriebenes »positives Denken« empfehlen wür-den. Letzteres sei sowieso nur von Gesunden leistbar und genau das seien sie nun einmal nicht. Deshalb ist das hier vorliegende Buch nicht als Übersicht über den derzeitigen Stand des Wissens zur Depression gedacht. Es geht vielmehr darum, depressiv kranke Menschen in ihrem Empfinden zu verstehen sowie den möglichen Verlauf der Erkrankung und die therapeutischen Wege aus ihr heraus besser zu erkennen.
Dies geschieht aus meinem persönlichen Blickwinkel heraus und vor dem Hintergrund einer nun dreißigjährigen Beschäftigung mit depressiv kranken Menschen im stationären und ambulanten Bereich. Von den von mir oft langjährig begleiteten Patienten und ihren Partnern und Familien habe ich gelernt, was eine depressive Erkrankung bedeuten kann. Hierin sind persönliche therapeutische (oder auch »nichttherapeutische«) Beziehungs- und Arbeitserfahrungen ebenso eingegangen wie Beobachtungen und Meinungen anderer Berufsgruppen und vieler Angehöriger. Die Absicht dieses Buches ist, näher an das Erleben depressiven Krankseins heranzukommen und damit die Krank heit Depression und den depressiv erkrankten Menschen besser verstehen zu lernen – um ihm besser helfen zu können. (Manfred Wolfersdorf) - Mehr zum Buch (PDF) - Buch bestellen und weitere Bücher zum Thema Depression/Suizid

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